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Flüchtlingsunterkunft in Flammen: Tatverdächtiger in Psychiatrie - eine halbe Million Euro Schaden

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Von: Katharina Bellgardt, Markus Klümper

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Brand in der Flüchtlingsunterkunft in Attendorn:  Eine leichtverletzte Person beim Feuer.
Brand in der Flüchtlingsunterkunft in Attendorn:  Eine leichtverletzte Person beim Feuer. © Markus Klümper / visual inform

[Update 14. Juli] Der Rauch war kilometerweit zu sehen: Als die Feuerwehr zur Flüchtlingsunterkunft in Attendorn im Sauerland kam, brannten Teile des Gebäudes bereits in voller Ausdehnung. Noch vor Ort nahm die Polizei den mutmaßlichen Brandstifter fest. Der 24-Jährige wurde mittlerweile in die geschlossene Psychiatrie gebracht.

Attendorn - Nach dem Brand einer Flüchtlingsunterkunft in Attendorn ist ein Tatverdächtiger in die Psychiatrie gebracht worden. Das teilen Staatsanwaltschaft und Polizei in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Demnach hatte sich der 24-jährige Bewohner der Unterkunft in der Nähe des Brandortes "sehr auffällig" verhalten und eine Schere in der Hand gehalten.

Als die Polizisten den Mann ansprachen, versuchte er zu flüchten, wurde jedoch festgenommen. Zwei Beamte wurden dabei leicht verletzt. Bereits am Tatort gab der 24-Jährige spontan zu, das Feuer in der Flüchtlingsunterkunft in Attendorn gelegt zu haben. Er wurde an Montagabend dem Richter vorgeführt.

Feuer in Flüchtlingsunterkunft in Attendorn (NRW): Rund eine halbe Million Euro Schaden

Das Gericht ordnete die Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung an, da nach derzeitigem Ermittlungsstand Zweifel an der Schuldfähigkeit des mutmaßlichen Brandstifters bestehen. Die Ermittlungen am Brandort in Attendorn haben mittlerweile ergeben, dass im Zimmer des Beschuldigten und in anderen nicht belegten Räumen offensichtlich Feuer gelegt wurde.

Eine fremdenfeindliche Tat wird nach wie vor ausgeschlossen. Die Höhe des Schaden beim Feuer in der Flüchtlingsunterkunft in Attendorn liegt laut Polizei und Staatsanwaltschaft bei rund  500.000 Euro.

Feuer in Flüchtlingsunterkunft in Attendorn (NRW): Unsere ursprüngliche Berichterstattung

Nach einem Brand einer Flüchtlingsunterkunft in Attendorn mussten alle 14 Bewohner anweitig untergebracht werden. Eine Person wurde leichtverletzt. Der Container-Bau wurde weitgehend zerstört. Die Polizei muss nun ermitteln, wie es zu dem verheerenden Feuer kam.

 Hinweise auf eine möglicherweise sogar fremdenfeindliche Straftat gab nach dem ersten Eindruck der Kriminalpolizei jedoch nicht, das ist die Einschätzung von Pressesprecher Michael Klein, der diese noch vor Ort äußerte.

Feuer in Flüchtlingsunterkunft in Attendorn (NRW): Mutmaßlicher Brandstifter vor Ort festgenommen

Als die Feuerwehr kurz nach 22.00 Uhr an der Flüchtlingsunterkunft an der Donnerwenge eintrafen, stand der Gebäudekomplex bereits im Vollbrand. Sofort wurden weitere Einheiten nachalarmiert. Der Einsatz dauerte bis 3.45 Uhr.

Insgesamt waren 80 Feuerwehrleute im Einsatz. Es wurden 14 Trupps gebildet, die unter schwerem Atemschutz insbesondere im Innenangriff gegen die Flammen vorgingen. Es mussten alle Zimmer durchsucht werden. Allerdings war man schon am Anfang sehr zuversichtlich, dass sich alle Personen rechtzeitig ins Freie retten konnten.

Die Löscharbeiten benötigten mehrere Stunden, da zahlreiche Glutnester gelöscht werden mussten. Nach etwa drei Stunden konnten erste Kräfte anfangen, ihr Material einzupacken und abzurücken. Dennoch zog sich der Einsatz bis tief in die Nacht. Die Drehleiter, von der zunächst ebenfalls Löschangriffe vorgenommen wurden, wurde im späteren Verlauf dazu genutzt, die Einsatzstelle mit starken Scheinwerfen auszuleuchten.

Brand in der Flüchtlingsunterkunft in Attendorn: Noch vor Ort nahm die Polizei einen Tatverdächtigen fest.
Brand in der Flüchtlingsunterkunft in Attendorn: Noch vor Ort nahm die Polizei einen Tatverdächtigen fest. © Feuerwehr Attendorn

Flüchtlingsunterkunft in Attendorn: Durch Container-Bau breitete sich das Feuer schnell aus

Warum sich hier offenbar ein Zimmerbrand so schnell ausdehnen konnte, erläuterte Christian Schnatz. Der Pressesprecher der Attendorner Feuerwehr wies darauf hin, daß es sich eben nicht um ein übliches Wohngebäude handele: "Gemauerte Wände können so einen Zimmerbrand noch recht gut abschirmen. In solchen Containern geht das nicht so gut. Es sind einige Zimmer komplett ausgebrannt."

Von außen waren neben einer starken Rauchentwicklung auch die zahlreichen zerborstenen Fensterscheiben sichtbar. Doch obwohl das Gebäude komplett unbewohnbar ist, konnten die einen oder anderen Habseligkeiten gerettet werden: "Einige Räume, bei denen die Türen verschlossen waren, wurden kaum beschädigt".

Flüchtlingsunterkunft in Attendorn brennt: Polizei nimmt Tatverdächtigen noch vor Ort fest

Durch das Sozialamt seien die Bewohner auf andere Unterkünfte verteilt worden, teilte die Polizei in Olpe mit, der Gebäudekomplex sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht bewohnbar.

Nach Informationen der Polizei konnte noch vor Ort ein Tatverdächtiger vorläufig festgenommen werden. Es handel sich bei dem mutmaßlichen Brandstifter um einen Bewohner der Unterkunft, teilte die Polizei mit.

Flüchtlingsunterkunft in Attendorn brennt: Mehr als 100.000 Euro Sachschaden

Ein fremdenfeindliches Motiv für die Tat werde derzeit ausgeschlossen. Den entstandenen Sachschaden schätzt die Polizei auf sechsstellig.

Neben Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst war auch der DRK Ortsverein Attendorn mit 15 Einsatzkräften vor Ort, um den Einsatz der Feuerwehr durch einen Rettungswagen abzusichern und die betroffenen Personen aus dem Gebäude, sowie die Einsatzkräfte der Feuerwehr, der Polizei und der Stadt Attendorn mit Getränken und Snacks zu versorgen. Zudem versorgte das DRK die betroffenen Personen mit Decken, sodass sie bis zum Transport in eine andere Unterkunft vor der Kälte geschützt waren.

Im September 2019: Tödliche Messerattacke in der Flüchtlingsunterkunft

Eine erschreckende Tat hatte es bereits im September 2019 in der Flüchtlingsunterkunft in Attendorn gegeben. Damals starb ein 31-Jähriger nach einer Messerattacke. Er hatte zuvor selbst den Notruf gewählt und konnte Angaben zum Tatverdächtigen machen.

Der damals als dringend tatverdächtig eingestufte 35-jährige Mann kam in Untersuchungshaft. Er wurde im Juli 2020 vom Landgericht Siegen zu acht Jahren Gefängnis wegen Totschlags verurteilt.

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