Albert Herbst ist Autobahnpolizist auf der A44 im Kreis Soest: Er hat eine klare Botschaft an Unfallgaffer

Soest - Albert Herbst ist Autobahnpolizist auf der A44. Sein Arbeitsplatz erstreckt sich von Geseke bis Werl-Süd. An Unfall-Gaffer hat er eine klare Botschaft.
Die A44 zwischen Geseke und Werl-Süd ist seit vielen Jahrzehnten der Arbeitsplatz von Albert Herbst. Der Bad Sassendorfer ist Polizeihauptkommissar beim Wachdienst Soest der Autobahn-Polizeiwache Arnsberg. Zwar habe sein Dienst wenig mit „Alarm für Cobra 11“ zu tun, doch genug Action biete sein Arbeitsalltag trotzdem. Gegen Gaffer, sagt er, gebe es keine endgültige und vor allem realistische Lösung.
Vor 41 Jahren landete der heute 61-jährige Albert Herbst aus Bad Sassendorf als junger Polizist auf der Autobahnwache in Kamen. Für Herbst sei die Autobahn damals unbekanntes Terrain gewesen: „Ich musste die Kamener Kollegen erst einmal Fragen, wo die Autobahn überhaupt herführt“, erinnert er sich. „Auf dem Abschnitt gab es damals noch keine Seitenstreifen, die Autobahn war noch nicht so schick wie heute. Da passierte automatisch mehr.“
"Was habt ihr den ganzen Tag eigentlich zu tun?"
Mit der Versetzung zur Autobahnpolizei Anröchte, wie sie damals noch hieß, lernte er mit der A44 bei Soest eine quasi nagelneue Autobahn kennen: „Es gab breite Seitenstreifen, Lkw-Fahrer konnten mich kilometerweit sehen, es herrschte keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Das war schon was ganz anderes.“ Neugierig fragte er seine neuen Kollegen damals, was sie denn überhaupt den ganzen Tag zu tun hätten. Diese Frage kann er mittlerweile selbst beantworten.

„Es ist tatsächlich mehr, als immer nur geradeaus zu fahren und manchmal rechts abzubiegen.“ Teile, die auf der Fahrbahn liegen und weggeräumt werden müssen, Überwachungen des Schwerlastverkehrs und von „Fahrzeugen aus bestimmten Ländern“, zählen laut Herbst „zum Programm“.
Enormer Verkehrs-Anstieg aus Osteuropa
Dieses sei seit dem Mauerfall noch vielfältiger geworden: „Vorher hättest du auf der A44 zu bestimmten Zeiten die Halbzeit eines Fußballspiels veranstalten können. Das hat sich vor allem durch den enormen Anstieg des internationalen Verkehrs aus dem osteuropäischen Raum geändert.“
Der Auslands-Verkehr ist eine Herausforderung, der sich Albert Herbst und seine Kollegen täglich stellen müssen: „Um die Sprachprobleme bei einer Kontrolle so gering wie möglich zu halten, haben wir Übersetzungshilfen zur Hand“, erklärt Herbst. Den Papierkram „für den 08/15-Verstoß“ hätten die Beamten gleich in mehreren Sprachen dabei. Geht es dann um Verstöße, die sich im Bereich einer Straftat bewegen, werde ein Dolmetscher hinzugerufen.
"Gott sei Dank haben wir Kollegen mit Migrationshintergrund"
Und: „Gott sei Dank haben wir einige Kollegen mit Migrationshintergrund, die russisch, polnisch, ukrainisch oder türkisch sprechen. Das ist sehr hilfreich.“
Klare Worte richtet der gestandene Autobahnpolizist, der täglich von Bad Sassendorf mit dem Fahrrad zur Arbeit kommt, an Unfallgaffer:
„Sie sollten sich vor Augen führen, dass sie selbst einmal Opfer eines Unfalls werden können. Dann liegen sie da und sehen zu, wie die Leute an ihnen vorbeifahren und das Handy hochhalten, statt zu helfen.“ Durch abruptes Abbremsen für das „perfekte“ Foto würden Gaffer Folge-Unfälle in Kauf nehmen und damit sich und andere Menschen gefährden.

Soests Feuerwehr-Chef Jürgen Wirth sagte im Rahmen dieser Serie, dass es Gaffer oder „Zuschauer“ zwar schon immer gegeben habe, die Verbreitung von Fotos im Internet aber ein großes Problem sei. Ein realistisches „Allheilmittel“ gegen Gaffer gebe es nicht, dafür stehe einfach nicht genug Personal zur Verfügung.
"Erst einmal keine Zeit, sich um die Gaffer zu kümmern"
An normalen Tagen ist der Soester Wachdienst mit einem Streifenwagen auf der A44 zwischen Geseke und Werl-Süd vertreten. „Wenn etwas passiert, ist die Streifenwagenbesatzung erst einmal alleine. Die Unfallstelle muss abgesichert werden und wir kümmern uns gemeinsam mit den Rettungskräften um die Verletzten. Da ist erst einmal gar keine Zeit, sich um die Gaffer zu kümmern.“
Die Autobahnmeisterei brauche in der Regel eine Dreiviertelstunde Vorlauf, um Sichtschutzwände aufzubauen. „Unterm Strich fehlt einfach das Personal. Es können ja nicht 1000 Kollegen im Land angestellt werden, die nur dafür da sind, Gaffer-Verstöße festzuhalten.“
Sind dann nach einer gewissen Zeit genügend Kräfte vor Ort, werde das Stativ aufgestellt: „Dann wird gefilmt. Einigen Gaffern ist im Anschluss schon teure Post zugestellt worden.“
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