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Wertschätzung weit über den Tod hinaus

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Von: Martin Hüttenbrink

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Kirche und Geistlicher
Wenn in den Kirchen Florestas wie hier in der Cathedrale Senhor Bom Jesus dos Aflitos heute gebetet wird, dann hat die aus Wickede unterstützte Bautätigkeit unter Leitung von Bischof Nierhoff viel dazu beigetragen.  © Heimatverein Wickede/Gemeinde Senhor Bom Jesus dos Aflitos

Dass in der Kirche im brasilianischen Floresta heute Menschen beten, geht auch auf die Hilfe aus Wickede zurück. Mittler dieser Unterstützung war der in Wickede zum Bischof geweihte Franz Xaver Nierhoff. „Dom Xavier Nierhoff“, so der Schriftsteller Armando Lopes Rafael, sei „einer der selbstlosesten Apostel Christi im brasilianischen Nordosten“ gewesen.

Wickede – Der Aufsatz des Autors mit der besonderen Ehrung des Geistlichen hat jetzt auf verschlungenen Pfaden Josef Kampmann erreicht. Der Ehrenvorsitzende des Heimatvereins Wickede hatte einen Anruf aus Menden bekommen. Von Anneliese Walton (85) – ihr Onkel August war der Stiefvater des späteren Bischof Nierhoff.

Die Mendenerin hatte besagten Aufsatz jüngst aus USA zugeschickt bekommen und war mit der Frage nach den Zusammenhängen bei Josef Kampmann gelandet. Er setzte jetzt auseinander, wieso ein gebürtiger Fröndenberger letzlich als Wickeder Bischof in die Annalen einging.

Zuvorderst war Franz Xavier Nierhoff nämlich ein Fröndenberger, dort geboren am 23. März 1913. Der Vater allerdings starb 1918. Seine Mutter ging daraufhin eine Beziehung mit dem Mendener August Hauschulte ein, der wiederum später mit der Familie nach Wickede zog – aus beruflichen Gründen: Er war Platzmeister beim Ruhrwerk, klärt Josef Kampmann auf. Franz Xavier Nierhoffs letzte Heimat in der alten Welt war also Wickede. Daher die enge Verbindung und die große Unterstützung für ihn in seinem späteren Wirken. Übrigens findet sich der Name Hauschulte auch bei der jüngst von Ulla Arndt beschriebenen kleinen Geschichte der Ruhrwerkstraße als einer der Mieter dort.

Mit 15 tritt Nierhoff 1928 in die Missionsschule in der Eifel ein, 1935 legt er das erste Gelübde ab, im Juni 1940 wird Franz Xavier mit 27 Jahren als Pater der Congregation der Heiligen Familie nach Brasilien beordert. 1943 kommt er nach Crato im Nordosten Brasiliens. Pater Francisco Xavier Nierhoff wird dort zum Leiter des Sagrada-Familia-Priesterseminars.

1964 vor Ort geweiht

175 Kilometer südlich dieser Stadt liegt Floresta. Dort war 1910 erstmals eine Diözese gegründet worden, die aber acht Jahre später zunächst wieder aufgelöst wurde – wegen der Dürre-bedingten Strukturarmut dieser Region.

1964 aber unternahm der Vatikan einen neuen Anlauf zur Missionierung. Papst Paul VI. stellte die Diözese von Floresta wieder her. Und die Kirche besann sich ihres seit einer Generation in Brasilien tätigen Bruders Franz Xavier. Er war zu dem Zeitpunkt weiterhin in Crato tätig – u.a. als Hochschullehrer, Präfekt und Rektor. In dieser Position ereilte ihn 1964 die Bestimmung, die Diözese Floresta als Bischof zu führen. Der Kirchenrang wurde ihm mit der Bischofsweihe am ersten Adventssonntag, dem 29. November 1964, durch Lorenz Kardinal Jäger in Wickedes St.-Antonius-Kirche verliehen. Am 5. Januar 1965 übernahm Franz Xavier Nierhoff seine bischöflichen Aufgaben in Floresta.

„Dom Xavier wird neben anderen Qualitäten als ein dynamischer und unternehmungslustiger Bischoff begriffen. Um ein Beispiel zu nennen: in der Stadt Floresta baute er neben anderen Bauwerken die neue und imposante Kathedrale Lord Good Jesus of the Afflicted, den Bischofspalast, die Diözesan-Hochschule von Floresta und das Erweiterungszentrum der Diözese“, schreibt der Autor Armando Lopes Rafael in seinem neuen Aufsatz – ein Teil der Kosten für diese Bauwerke wurde mit der Unterstützung der Anhänger in Wickede bestritten.

1988 legte Franz Xavier Nierhoff wegen der Altersgrenze sein Amt als Bischoff nieder. Aber auch im Ruhestand setzte er seine priesterliche Arbeit fort: „Lesen der Messe, Beichte abnehmen, Ratschläge erteilen, und vor allem der Bau von neuen Sozialgebäuden, um den Armen zu helfen“, schreibt Autor Armando Lopes Rafael.

Bischof Nierhoff stirbt am 5. März 1994 im Küstenort Recife, rund 400 Kilometer östlich von Floresta. Die jüngsten Kontakte zu Josef Kampmann aber und seine Übersetzung des Textes von Autor Armando Lopes Rafael zeigen, dass die Erinnerung an den Geistlichen und sein auch mit Wickeder Unterstützung geleistetes Wirken selbst 30 Jahre nach seinem Tod hoch gehalten wird.

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