Gemeinde und Stadtwerken hätten bisher „vor allem Ladepunkte an öffentlichen Gebäuden wie dem Rathaus, dem Freibad oder der Gerken-Sporthalle installiert“, sagt Bräker. „Für die langfristige Zielerreichung sollte hier jedoch konzeptionell gearbeitet werden, da bei der Frage des Ladeinfrastrukturausbaus verschiedene Faktoren ineinandergreifen“.
Als Beispiele nennt der SPD-Fraktionschef Fragen des Bedarfs, des idealen Standortes bis hin zur Netzkapazität und –auslastung. „Bisher gibt es z.B. keine öffentliche Schnelllademöglichkeit in der Gemeinde, die notwendig wäre, um auch in kurzer Zeit viel Reichweite zu laden“.
In vielen Straßen werden vor allem die Hauseigentümer selbst private Lademöglichkeiten für sich schaffen, „wobei sich hier perspektivisch Fragen der Netzkapazität stellen“. Auch gebe es Straßen vor allem mit vielen Mehrfamilienhäusern, bei denen nicht jede Wohnung einen eigenen Stellplatz haben könne. Hier sei zu fragen, ob Straßenlaternen zu Ladesäulen aufgerüstet werden können, wie dies in anderen Kommunen bereits praktiziert werde. Für mögliche Standorte von Ladepunkten könnte zudem die Anbindung an erneuerbare Energie-Anlagen von Bedeutung sein.
All diese Fragen könne man sich von einem Fachbüro in einem Standort-Konzept beantworten lassen. Kommunen bekommen dafür vom Land eine Förderung von 80 Prozent bzw. bis zu 64 000 Euro, „so dass der Gemeinde Wickede als eher kleiner Kommune wohl ein geschätzt vierstelliger Eigenanteil bliebe“.
Ein Konzept helfe bei der Entwicklung der Ladeinfrastruktur in den kommenden Jahren sowie bei der Einbindung auch privater Investoren, für deren Investitionsbereitschaft eine gut vorbereitete Planung eine wichtige Grundlage sein könnte.
Bräker stellt den Antrag vor den Hintergrund, dass Deutschland 2030 eine Million öffentlicher Ladepunkte bieten wolle. Im November 2021 gab es rund 68 000 davon, „was zeigt, dass hier noch viel zur Zielerreichung passieren muss“.
Laut Statistik werde der prozentuale Anteil von E-Autos an allen Fahrzeugen von 1,2 Prozent in 2020 auf 24,4 Prozent in 2030 steigen. Viele Hersteller würden zum Ende dieses Jahrzehnts keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr herstellen wollen.
Das Land NRW sehe bei dieser Entwicklung die Kommunen in einer besonderen Rolle – zwar nicht vorrangig als Betreiber der Ladeinfrastruktur, aber als Motor der Planung, Vermittler zwischen den Akteuren wie Bürgern oder Wirtschaft und auch als Vorbild, so Bräker.
Als weiteren Schritt für die Zukunft regt die SPD ein ebenfalls zu 80 Prozent öffentlich gefördertes Folgekonzept an, das perspektivisch den Fuhrpark von Bauhof und Feuerwehr in den Blick nimmt. Ob weiterhin mit Verbrennungsmotoren, mit Brennstoffzelle oder ebenfalls elektrifiziert – mit einer professionellen Untersuchung seien Anregungen für Faktoren wie Fahrzeugbeschaffung, Standortverteilung, etc. zu erwarten.
„Da aktuell auch die Beschaffung von elektrischen oder von Brennstoffzellenfahrzeugen gerade bei Nutzfahrzeugen gefördert wird, könnte man hier doppelt profitieren“, sagt SPD-Fraktionssprecher Julian Bräker. Nachhaltige Mobilität soll sich aber der SPD zufolge nicht nur auf den Kraftfahrzeugverkehr beschränken.
„Mit dem Radverkehrskonzept wurde hier bereits ein erster Schritt gemacht, um den Radverkehr zu fördern“. Ein effektives und harmonisches Miteinander wird verstanden als ein ganzheitlicher Ansatz der zukunftsfähigen Mobilität, wie dies etwa vom NRW-Verkehrsministeriums mit dem „Zukunftsnetz Mobilität NRW“ initiiert wird (https://www.zukunftsnetz-mobilitaet.nrw.de/). In diesem Zukunftsnetz sind bereits 290 Kommunen aus NRW Mitglied – „darunter auch neun aus dem Kreis Soest“, sagt die SPD.
Kommunaler Austausch, Beratung für kommunale Mobilität mit Berücksichtigung aller verfügbaren Verkehrsmittel – das werde hiermit unterstützt. Da könnte auch die Gestaltung des innerörtlichen ÖPNV „im Zuge einer alternden Gesellschaft verbunden mit Wickedes Topografie in den kommenden Jahren eine relevante Fragestellung sein“.
Fortbildungen z.B. für Lehrkräfte, die kindgerechtes Radtraining in der Schule anbieten, sei ein weiterer Aspekt. „Da die Mitgliedschaft für Kommunen kostenlos ist, könnte die Gemeinde Wickede (Ruhr) hier nur profitieren und sollte eine entsprechende Rahmenvereinbarung abschließen“, empfiehlt die SPD.