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Folterprozess: Richter verschiebt seinen Ruhestand

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© dpa

Wickede/Paderborn - Der Prozess um das Folterpaar von Höxter, das auch für den Tod von Susanne F. aus Wickede verantwortlich sein soll, ist mit allerlei Problemen behaftet. Jetzt muss sogar der Vorsitzende Richter wegen der entstandenen Verzögerungen seinen Eintritt in den Ruhestand verschieben.

40 Verhandlungstage hat das Schwurgericht seit Eröffnung des Prozesses gegen Angelika und Wilfried W. aus Bosseborn im Oktober 2016 gezählt. 40 Tage, in denen es um die Quälereien ging, denen in dem bundesweit als „Folterhaus“ bekannt gewordenen Anwesen in dem 500-Seelen-Dörfchen zwei Frauen, darunter auch Susanne F. aus Wickede, zum Opfer gefallen sein sollen. Ursprünglich hatte das Schwurgericht Termine bis Ostern 2017 angesetzt, dann nochmal bis Herbst verlängert. Auch das hat nicht gereicht.

Nun ist seit November der Wurm drin im „Bosseborn-Prozess“. Professor Michael Osterheider, im Prozess tätig als psychiatrischer Gutachter für Wilfried W., verstrickte sich im Zeugenstand in Widersprüche über Aussagen des 48-jährigen Angeklagten – am Ende sah das Schwurgericht nur noch die Möglichkeit, Osterheider zu entpflichten (wir berichteten) und an seiner Stelle die von Anfang an im Verfahren beteiligte Dr. Nahla Saimeh zu berufen.

Die Verzögerung hätte sich als problematisch für den weiteren Prozessverlauf erweisen können, wenn Vorsitzender Richter Bernd Emminghaus nicht vorgebaut hätte. Er ist mittlerweile 65 geworden, am 31. Mai würde Emminghaus regulär in den Ruhestand gehen. Jetzt hat Emminghaus seine Dienstzeit bis 30. November verlängert, damit der Mammutprozess nicht auf der Zielgeraden zu platzen droht. „Ich glaube, das müsste zeitlich reichen“, sagte der Richter gegenüber dieser Zeitung.

Die Erkrankung einer Berufsrichterin hätte zum Problem für das Verfahren werden können: Ihre Genesung wird länger dauern, als der Prozess unterbrochen werden dürfte. Emminghaus‘ Entscheidung, vor Eröffnung des Verfahrens einen Ersatzrichter – und zwei Ersatzschöffen – in die Kammerbesetzung aufzunehmen, erwies sich nun als weitsichtig.

Ab heute wird der Ersatzrichter den vakanten Platz einnehmen, und das Schwurgericht zunächst bis zum 8. Mai im 14-tägigen Turnus weiterverhandeln.

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