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Wickede: 10,3 Hektar Gewerbeflächen fehlen in der Ruhrgemeinde

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Von: Martin Hüttenbrink

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Potenzielle Gewerbefläche: das Feld gegenüber Gerbens
Potenzielle Gewerbefläche: das Feld gegenüber Gerbens © Gemeinde

Die Politik skizziert neue Bau- und Gewerbeflächen, denn das Gemeindegebiet ist nicht groß. Entwicklungsmöglichkeiten müssen gesucht werden.

Wickede – Grob fünf mal fünf Kilometer groß ist Wickede, insgesamt 25,24 Quadratkilometer umfasst das Gebiet der Ruhrgemeinde. Das ist im Vergleich zu den Nachbarkommunen eher wenig. Wo stecken da noch Entwicklungsmöglichkeiten z. B. für die Industrie? Rein rechnerisch fehlen in Wickede aktuell rund 100 000 qm Gewerbeflächen, wie aktuelle Gedankenspiele zeigen.

Der Flächennutzungsplan eines Ortes gibt vor, wo welche Nutzung umgesetzt werden soll. Das sind einmal alle bereits belegten Flächen, zum anderen aber auch die noch freien Flächen und ihre zukünftigen Verwertungsmöglichkeiten. Dieser Plan wird gegenwärtig überarbeitet. Einen Vorentwurf legte jüngst das Büro Post, Welters und Partner vor.

Manko bei Gewerbeflächen

Dieser Vorentwurf weist gerade bei den Gewerbeflächen ein üppiges Manko von 10,3 Hektar oder 103 000 qm aus. So zumindest ergibt es der Abgleich der Zahlen aus dem übergeordneten Regionalplan. Der nämlich sieht für Wickede (Ruhr) rechnerisch einen Bedarf von 11,6 Hektar Gewerbeflächen vor, tatsächlich habe Wickede aber nur 1,3 Hektar in petto, fehlen demnach besagte 10,3 Hektar.

Der Vorentwurf zum neuen Flächennutzungsplan hat nun insgesamt 17,02 Hektar als möglichen Zuwachs für Gewerbeflächen ausgemacht. Die Vorschläge sind teilweise allerdings ein alter Hut. Knapp 50 Prozent der hinzukommenden Flächen sollen etwa die Felder südlich und nordwestlich des Prozessionsweges sein, die Hänge also oberhalb des Baugebietes „An der Chaussee“ und der Kleingartensiedlung.

Kläranlage voll ausgelastet

Ob der Gemeinderat diese Flächen ernsthaft ins Kalkül zieht, bleibt abzuwarten. Frühere Überlegungen z.B. Richtung Wiehagen scheiterten nicht zuletzt am hohen topografischen Aufwand, diese Flächen herzurichten, womit ein potenzieller Kaufpreis uninteressant wird. Als weiteres Hemmnis war seinerzeit erkannt worden, dass Wickedes Kläranlage nur noch in begrenztem Umfang in der Lage ist, Abwässer aufzunehmen. Bereits jetzt müssen bestimmten Abwässer der Industrie mit Tankwagen in andere Klärwerke gebracht werden – auch das ein Kostenfaktor für potenzielle Industrieansiedlungen.

Ein Grundstück von 44 000 Quadratmetern weiterer Gewerbefläche macht der Vorentwurf südlich der Bahnlinie in östlicher Verlängerung von Wickeder Westfalenstahl aus. Im Norden der Fläche liegt ein Metallverwertungsbetrieb und auch der Platz des Vereins für Deutsche Schäferhunde. Im Süden wird der Bereich vom Obergraben begrenzt. Bereits jetzt ist diese Fläche im Flächennutzungsplan als Gewerbegebiet ausgewiesen. Einen Bebauungsplan aber, um das Gebiet konkret zu nutzen, gibt es nicht.

Eine dritte potenzielle Gewerbefläche mit weiteren 45 000 qm sieht der Vorentwurf oberhalb der Ziegenhude vor. Es sind die Felder gegenüber Haus Gerbens bis hinunter zur Siedlungszeile am Levin-Schücking-Weg. Diese Fläche sollte ehedem wohnbebaut werden, wurde aber aufgrund des Überangebotes an Wohnbauflächen gestrichen und ist bisher als Allgemeiner Siedlungsbereich (ASB) vorgemerkt.

Potenzielles Wohnbauland: Wiese nördlich des Weingartens
Potenzielles Wohnbauland: Die Wiese nördlich des Weingartens. © Gemeinde

Diese Klassifizierung umfasst Flächen für Wohnen, wohnverträgliches Gewerbe, Wohnfolgeeinrichtungen, öffentliche und private Dienstleistungen sowie siedlungszugehörige Grün-, Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen. Im Vorentwurf für Wickedes neuen Flächennutzungsplan wird auch dieses Gelände als potenzielle Gewerbefläche aufgeführt.

Mehr Wohnbauland

Apropos Wohnbauland. Hierfür hat Wickede nach wie vor viel zu viel Fläche vorgesehen. Laut übergeordnetem Regionalplan hat die Gemeinde einen Bedarf von 4,3 Hektar, insgesamt vorgesehen seien als Reserveflächen aber fast 30 Hektar und somit ein Überschuss von 25,6 Hektar.

Tatsächlich hatte Wickede vor Jahren schon mal seine Wohnbauerwartungsflächen um rund 8 Hektar reduziert. Der Vorentwurf zum neuen Flächennutzungsplan benennt dennoch einige Flächen, die potenziell als weiteres Wohnbauland erschlossen werden könnten.

Dazu zählen rund 3,6 Hektar Wiese östlich des Hofes Schulte zwischen Ruhr- und Weststraße in Echthausen, zudem dort rund 1,5 Hektar Freiflächen östlich der Siedlung am Ortseingang. Rund 1,04 Hektar sieht der Vorentwurf auf Arndts Pferdewiese nördlich des Vollenbergs angrenzend an den Weingarten vor, zudem rund 1,5 Hektar entlang der Straße „Auf dem Hieken“ östlich des Hofes Neuhaus, in Wimbern rund 1,6 Hektar auf dem Feld vor der Nachtigall zwischen Altem Schulweg und B7 sowie 4,55 Hektar, die sich westlich an die Häuserzeile entlang des Feldweges in Wimbern zwischen B7 und Kuhlenweg erstrecken.

Wickedes Politik hat diese Vorschläge des Planungsbüros Post, Welters und Partner zur Fortschreibung des Flächennutzungsplanes nun vorliegen. In den nächsten Sitzungen geht es darum, welche der skizzierten Flächen als Entwicklungspotenzial weiterverfolgt und welche Vorschläge zurückgestellt werden sollen.

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