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Vom Anfang bis zum Ende: Die historische Zeit des Heilig-Geist-Klosters

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Von: Vanessa Moesch

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Luftbild Gebäudekomplex mit Umland
Das Heilig-Geist-Kloster in Wickede-Wimbern hat eine lange Geschichte aufzuweisen. Bis März 2024 ist es noch ein Pflege- und Altenheim für die Schwestern.  © Andrea Schulte

Die Zeit des Heilig-Geist-Klosters in Wimbern neigt sich dem Ende: Im Frühjahr 2024 ziehen die Schwestern aus, das Personal geht neue Wege. Ein Rückblick auf vergangene Zeiten.

Wimbern – Es wird ruhig werden im Heilig-Geist-Kloster. Zum 31. März 2024 werden die Schwestern und die 48 Mitarbeiter ausziehen. „Unsere Mitarbeiter wurden bereits bei einem Treffen über diesen Schritt informiert. Für sie ist die Schließung des Klosters also nicht neu“, erklärt Schwester Maria Elisabeth Hemkemeier, die das Kloster seit 2016 leitet.

Das Kloster weist eine lange Geschichte auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es aufgrund des großen Ordensnachwuchses bei den Steyler Missionarsschwestern Platzmangel im Kloster in der Marienau. Eine Erweiterung des Provinzhauses war unbedingt nötig, doch der Bauplatz dafür nicht vorhanden.

Viel Nachwuchs vor 50 Jahren: Platz reichte nicht aus

Laut eines Artikels der Steyler Missionare aus dem Jahr 2006 zum 50-jährigen Jubiläum „bricht für die Steyler Missionsschwestern eine überaus segensreiche Zeit an. Viele junge Frauen schließen sich der Kongregation an, erhalten hier ihre spirituelle Ausrichtung, ihre fachliche Ausbildung und werden in deutsche oder ausländische Missionen entsandt; von Wimbern aus werden viele Niederlassungen in Deutschland gegründet.“

Im Jahr 1950 verweisen die beiden aus Wimbern stammenden Steyler Missionspatres Josef Bilge und Josef Schröder auf Ländereien von Max Freiherr Baron von Boeselager Höllinghofen. Dort war es möglich, einen Bauplatz für ein neues Provinzhaus zu erwerben.

Anfangs war die Weihe gefährdet: Kirche musste freistehend sein

Im Frühjahr 1956, nach zwei Jahren Bauzeit, bezogen die Steyler Missionarsschwestern das Kloster in Wimbern. Am 2. Mai weihte Erzbischof Lorenz Jaeger die Klosterkirche ein. Allerdings war die Konsekration (Weihe) anfangs gefährdet, „da sich unter der Kirche noch Räume befanden, diese aber freistehend sein musste. Die Schwestern konnten dem Erzbischof schließlich nachweisen, dass die Pfeiler der Kirche vom Grund aus gebaut waren und die Kirche daher als freistehend betrachtet werden konnte“, heißt es in der Chronik von Wimbern.

Am 7. November 1950 erwarben die Missionarsschwestern auch das Krankenhausgelände in direkter Nachbarschaft. Bürgermeister Martin Michalzik erinnert sich: „Sie haben das Krankenhaus, das als Geburtskrankenhaus auch über die Grenzen von Wickede hinaus bekannt war, viele Jahrzehnte geführt.“ Es zogen noch am selben Tag knapp 240 „Heimatlose“ ein. Diese Personen waren aus dem Osten des ehemaligen Deutschen Reiches geflohen. Das Marienkrankenhaus ging am 1. Juli 1994 in die Hände des Deutsch-Ordens-Hospitalwerk (DOH). Die steigenden Anforderungen an die Führung von Krankenhäusern und Altenheimen sowie das zunehmende Altern der Schwestern waren Gründe für diese Entscheidung. Der Krankenhausbetrieb wurde 2011 eingestellt.

Die Ordensschwestern erwarten am 2. Mai 1956 Erzbischof Lorenz Kardinal Jäger in Wimbern.
Die Ordensschwestern erwarten am 2. Mai 1956 Erzbischof Lorenz Kardinal Jäger in Wimbern.  © Archiv Dorf Wimbern

Damals Ausbildung, heute Pflege: Der Wandel des Klosters

Damals diente das Kloster zur Ausbildung zum missionarischen Dienst weltweit und für Aufgaben in den Niederlassungen in Deutschland.

Diese Zielsetzung änderte sich im Laufe der Jahre. Bis heute ist es ein Alten- und Pflegeheim für die Schwestern. Die Schwerpunkte liegen unter anderem auf der missionarischen Präsenz sowie auf Einkehr- und Besinnungstagen, die ausschließlich für Gruppen aus der näheren Umgebung bestimmt sind. Auch das Regionalteam der Missionarischen Heilig-Geist-Gemeinschaft (MHGG) hat hier seinen Sitz.

Kloster schließt: Welt- und Lebenserfahrung unter einem Dach

„Das Kloster ist ein Ort, wo sich die größte Welt- und Lebenserfahrung unter einem Dach versammelt. Die Schwestern waren weltweit unterwegs und haben viel Welterfahrung mitgebracht“, berichtet Michalzik. Im Juli 2022 feierten neun Ordensschwestern ihr Ordensjubiläum. Einige von ihnen halfen Notleidenden in Ländern wie Papua Neu-Guinea oder Argentinien. Auch in der Schweiz, Australien oder auf der indonesischen Insel Java taten sie ihren Dienst.

Bürgermeister Michalzik erinnert sich auch an Schwester Letarda. Sie habe nach ihrer Krebserkrankung in der seelsorgerischen Begleitung von Kranken eine neue Lebensaufgabe gefunden und so 1990 die „Frauenselbsthilfe nach Krebs“ gegründet. Trotz der Schließung 2021 vermittelte die Gruppe vielen Patientinnen Mut und Hoffnung.

Keine Auswirkungen auf Gottesdienste: Eigener Seelsorger

Dass das Kloster schließt, ist auch an Pfarrer Thomas Metten nicht vorbeigegangen. Auswirkungen auf die Gottesdienste habe der Auszug der Schwestern aber nicht. „Die Schwestern haben ihre eigenen Gottesdienste und auch ihren eigenen Seelsorger“, so Metten.

Bisher gibt es noch keine Pläne, was mit dem Kloster nach dem Auszug der Schwestern und Mitarbeiter geschehen soll. Michalzik: „Es gibt dort einen Friedhof und einen großen, schönen Gottesdienstraum. Wir werden da als Gemeinde sicherlich mit einbezogen, was die Nachfolgenutzung betrifft. Und wir möchten den Ort gerne erhalten, weil er uns auch sehr am Herzen liegt.“

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