Gurka knüpfte an seinen emotionalen Appell von September an. Er warnte, die Bank und ihre Genossen würden mit der Fusion alle in 122 Jahren aufgebaute Werte aus der Hand geben. „Wir geben unser Kapital von sechs Millionen Euro nach Menden, wir werden im Register gelöscht, das Gebäude, alles ist weg, selbst unsere Häuser am Lindenweg, und wir bekommen keine Gegenleistung“.
Der Vorstand konterte mit Sachlichkeit. „Die Genossenschaftsanteile bleiben vom Wert vollumfänglich erhalten“, so Vorstand Holger Schwarz. Die Volksbank Wickede gebe auch nicht ihr Eigenkapital aus der Hand, denn dies sei nicht die einzige Position der Fusion. Auch die Mendener Bank bringe sich ein, „und da kommen dann 55 Millionen hinzu. Als Mitglieder partizipieren sie damit dann an 61 Millionen“.
Ebenso wie künftig nicht nur an einem Gebäude in Wickede, sondern an drei weiteren, die Menden mit einbringe, ergänzte Vorstand Joachim Bauerdick. Der Vorstand unterstrich dabei, dass die Entscheidungsgewalt bezüglich der Gebäude in Wickede auch künftig vor Ort bleibe.
Ohne Gegenliebe blieb zudem Gurkas Vorschlag, die Genossenschaft vor Ort etwa als eigenständige Gesellschaft zu erhalten und sich beispielsweise dem Geschäft der erneuerbaren Energien zuzuwenden. Man sei „überrascht über die Phantasie“ gewesen, erläuterte dazu im Nachhinein Vorstand Holger Schwarz.
Nicht ohne aber darauf zu verweisen, dass man zunächst mal dem eigentlichen Auftrag zu folgen und als Kerngeschäft die Dienstleistung einer Bank für die Mitglieder zu bedienen habe. Zudem, so der Wortbeitrag eines weiteren Mitglieds, seien Investitionen für Windkraft oder etwa großflächige PV-Anlagen mit einer Kapitaldecke von sechs Millionen Euro „gar nicht zu stemmen“.
Diese wie alle sonstigen Wortmeldungen am Mittwochabend im Bürgerhaus sprachen sich für die Fusion aus, die nach vielfacher Ansicht nötig sei. Als Mitglied ergriff auch Bürgermeister Michalzik das Wort. Er räumte zwar ein, das man nur ungern eine 122-jährige Eigenständigkeit beende. „Ich bin aber überzeugt, dass es richtig ist“. Und auf die Frage, ob Vereinswelt und Kulturlandschaft auch künftig mit Zuwendungen der Bank rechnen können, versicherte Aufsichtsrat Klaus Klatetzki: „Das wird eher mehr werden als bisher“.
Ein junges Mitglied fragte nach Garantien, dass ihm als Kunde keine Nachteile aus der Fusion erwachsen. „Ja, das kann ich versprechen“, sagte Vorstand Bauerdick zu. Zeugnis für das Vertrauen zur Bank weit über Wickedes Grenzen hinaus gab ein Unternehmer aus Gelsenkirchen, seit acht Jahren zufriedener Kunde, der aber durch eigenes Wachstum und entsprechenden Kreditbedarf jetzt die Grenzen der Volksbank sehe, die es mit einer Fusion zu überwinden gelte.
„Ich verstehe Ihre Emotionen, aber sie haben keine Argumente gebracht, die dafür sprechen, diese Bank so zu erhalten. Wir müssen uns verändern, sonst kommen wir nicht mehr klar“, antwortete er auf den Gurka-Beitrag zuvor.
Mit eindringlichen Worten nutzen Joachim Bauerdick und Holger Schwarz im Vorfeld der Diskussion einmal mehr die Chance, nicht nur eine Fusion generell, sondern insbesondere auch die Verschmelzung mit der Mendener Bank als alternativlos darzustellen.
Bauerdick skizzierte die Phasen des zu erwartenden Niedergangs: Nicht ausreichendes Eigenkapital führt zu Kundenschwund, bewährtes Personal geht in Rente, Nachfolger sind nicht in Sicht, die Bank kann ihren Auftrag nicht mehr erfüllen.
Die ersten Anzeichen liegen vor: „Prüfseitig wird uns attestiert, dass wir nicht mehr erreichen, was vergleichbare Banken erreichen“. Und: In den nächsten zwei Jahren treten 20 Prozent des Personals den Ruhestand an. Mit einem Ja zu dieser Fusion gebe man als Mitglied gleichzeitig eine positive Antwort auf die Frage: „Wollen Sie noch eine Bank im Ort?“.
Ebenso kräftig wie Bauerdick wurde Holger Schwarz mit Beifall bedacht, der auf Fragen und Kritikpunkte der bisherigen Diskussion einging. So etwa zur Vorhaltung, sich bei der Partnersuche nicht am traditionellen Wirtschaftsraum Hellweg und Börde orientiert zu haben. „Wir haben keine regionalen Interessen zu fördern, sondern die unserer Mitglieder“, sagte Schwarz, alles andere sei ein Verstoß gegen das Genossenschaftsgesetz.
Ja, es werde künftig eine Vertreterversammlung mit rund 130 Mendener zu etwa 74 Wickeder Vertretern geben. Ja, es werde eine neue IBan geben, die persönliche Kontonummer jedes Kunden bleibe darin aber erhalten, und ja, es werde mit der fusionierten Bank vor Ort auch weiter Gewerbesteuer für die Gemeinde Wickede generiert, schließlich richte sich dies nach der Zahl der vor Ort Beschäftigten.
Zum Vorwurf, warum der Vorstand nach der Sitzung im September nicht die Ablehnung akzeptiere, stellte Schwarz fest, dass die erreichten 72 Prozent ein starkes Votum darstellen; für Vorstand und Aufsichtsrat zu stark, um es zu ignorieren und daher Auftrag, einen weiteren Anlauf zu nehmen.
Der Vorhaltung, nur mit einem Geldinstitut verhandelt zu haben, setzte Schwarz entgegen: Parallele Verhandlungen sind ausgeschlossen. Man tanzt nicht auf zwei Hochzeiten“. Zudem, so der Vorstand, sei für ein weiteres siebenjähriges Eingewöhnen wie mit der Mendener Bank keine Zeit mehr. Ohne diese Vertrauensbasis aber werde eine Fusion zum „blind Date“.
Der Ausspracheabend mit über 120 Mitgliedern hatte mit einem Eingeständnis begonnen: Aufsichtsratssprecher Klaus Klatetzki räumte ein, im Vorjahr sei mit Recht mehr Raum für eine Aussprache eingefordert worden, „das ist im letzten Jahr zu kurz gekommen“.
Gemeinsam mit dem Vorstand sei man aber weiterhin der festen Überzeugung, dass die Fusion mit der Mendener Bank „der richtige und wichtige Schritt“ sei. Andeutungen im Rahmen vergangener Diskussion bezüglich persönlicher Vorteile oder besonderer Zahlungen an die Vorstände Bauerdick und Schwarz im Falle der Fusion wies Klatetzki klar zurück: „Ich finde diese Unterstellungen unanständig“.