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Umbau oder Neubau: Zukunft von Kindergarten ist ungewiss

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Von: Klaus Bunte

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Wie im Planungs- und Bauausschuss ausgeführt, haben sich die Mitglieder des Ausschusses vor der Sitzung draußen und im Kindergarten einen Eindruck vom Modernisierungsbedarf für die Kindertagesstätte verschafft.
Wie im Planungs- und Bauausschuss ausgeführt, haben sich die Mitglieder des Ausschusses vor der Sitzung draußen und im Kindergarten einen Eindruck vom Modernisierungsbedarf für die Kindertagesstätte verschafft. © Privat

Das Gebäude in Wiehagen ist alt, die Raumeinrichtung der Kitaeinrichtung wird immer anspruchsvoller. Eine Sanierung oder ein Neubau stehen im Raum. Doch die Entscheidung, was jetzt gemacht wird, ist nicht einfach.

Wiehagen – „Der Bedarf für eine grundlegende Sanierung des Gebäudes des Regenbogen-Kindergartens in Wiehagen wird grundsätzlich gesehen.

Die endgültige Entscheidung über einen Umbau oder einen Neubau soll – nach intensiver Befassung mit den vorliegenden Plänen und Daten der Architekturbüros – im Herbst 2022 getroffen werden.“ So sagt es eine Beschlussvorlage, die gleichlautend am Dienstag und am Mittwoch sowohl zunächst dem Bauausschuss und dann dem Sozialausschuss vorgelegt wurde.

Bildung eines Arbeitskreises

Beschlossen wurde dieser Wortlaut auch, jedoch mit einem Zusatz: dass erst einmal ein Arbeitskreis gebildet wird. Denn dem Bauausschuss vorangegangen war ein Ortstermin. Und nach dem standen sich Pro und Contra überraschend gleichwertig gegenüber.

Das Gebäude wurde 1964 als Volksschule errichtet. Er hat also knapp 60 Jahre auf dem Sockel. Vorübergehend wurde es danach als „Sonderschule für Lernbehinderte“ genutzt, nach deren Umzug nach Echthausen wurden dort einzelne Jahrgänge der damaligen Gerken-Hauptschule vorübergehend untergebracht.

1978 erfolgte der Umbau des Gebäudes für eine Kindertageseinrichtung, die 1979 mit zwei Gruppen eröffnet wurde. Von 2008 bis 2010 wurde der Kindergarten für die Bedarfe der U3-Betreuung umgebaut.

Herausforderungen

Trotz regelmäßiger Instandsetzungsmaßnahmen sei das Gebäude in die Jahre gekommen, in Teilen nicht mehr funktional und für die Herausforderungen einer zeitgemäßen und zukunftsgerichteten Kinderbetreuung nicht ausgelegt, heißt es weiter in der Vorlage.

Die Übermittag-Betreuung nehme zu, „logistisch ist die Versorgung der Kinder bereits eine Herausforderung. Selbst wenn in der Einrichtung nicht selbst gekocht wird, muss angeliefertes Essen bis zur Ausgabe warmgehalten werden. Nicht alle Kinder können gleichzeitig essen, die Ausgabe muss organisiert werden.

Kinder benötigen zum Teil Unterstützung beim Essen, Reste müssen verwertet werden und so weiter. Eine funktionale Küche und ein ausreichend großer Speiseraum sind unumgänglich. Beides ist derzeit in einem Raum untergebracht, die Größe ist nicht mehr ausreichend.“

Bedarfe müssen gedeckt werden

Auch mit der zunehmenden U3-Betreuung gingen weitere andere Bedarfe einher: „Ruheräume, Wickel- und Waschmöglichkeiten, Rückzugsorte, andere Spielsituationen, andere Aufbewahrung von Materialien sind erforderlich. Die Anforderungen an die Raumsituation sind deutlich anspruchsvoller.

Der Regenbogen-Kindergarten verfügt derzeit über sechs U3-Plätze, das heißt, für die Betreuung von Kindern ab zwei Jahren. Hier muss perspektivisch angedacht werden, auch Kinder unter zwei Jahren in die Einrichtung aufzunehmen. Es müssen Optionen für einen sogenannten Gruppentyp II (Kinder ab circa acht Monaten) geschaffen werden.“ Auch die Zunahme an Kindern mit Förderbedarf stelle neue Bedingungen an die Räumlichkeiten.

Zwei unterschiedliche Gutachten

Zwei Architekturbüros waren mit Gutachten beauftragt worden. Das eine kommt zu dem Schluss, dass eine Sanierung mit einer guten Million Euro zu Buche schlagen dürfte, der Neubau noch einmal zusätzliche 430 000 Euro kosten würde – der einzige Vorteil der Sanierung spiegele sich in den niedrigeren Baukosten wieder. Nach Einschätzung des zweiten Büros ist eine generelle Sanierung des Kindergartens nicht wirtschaftlich.

Es könne allgemein festgestellt werden, so der abschließende Wortlaut der Beschlussvorlage, dass die Sanierung und der Umbau eines bestehenden fast 60 Jahre alten Gebäudes bauliche Risiken mit sich bringe, die sich oftmals erst nach näherer baulicher Betrachtung der Details zeigten oder auch bei der späteren Bauabwicklung. „Insoweit bedarf es zur endgültigen Entscheidung einer baulichen Maßnahme einer intensiven Gesamtbetrachtung.“

Kernproblem: Gebäude nie für kleine Kinder konzipiert

Engelbert Gurka (SPD) hatte im Sozialausschuss dennoch Bedenken beim Thema Neubau, „dem Bürger ist es doch schwer zu vermitteln, warum ein Gebäude von so guter Substanz aufgegeben werden sollte“.

Markus Kleindopp, allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters und Leiter des Fachbereichs „Planen, Bauen und Umwelt“, machte jedoch auf die spezielle Problematik aufmerksam: Das Kernproblem sei, neben dem Alters des Gebäudes, vor allem die Tatsache, dass es im Kern nie für kleine Kinder konzipiert war, „das merken Sie an der Raumaufteilung, man sieht es an der Höhe der Fenster: Kleine Kinder schauen da nicht nach draußen, die schauen auf eine Wand. Und auch, wenn eine Heizungsanlage noch gut ist, muss man sich die Frage stellen, ob man diesen Typ heute noch einbauen würde.“

Die Fraktionen haben nun ihre Vertreter für den Arbeitskreis zu benennen, der sich zudem auch aus der Leitung des Kindergartens und dessen Elternschaft zusammen setzen soll.

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