1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Wickede

Strom wird teurer: 50 Prozent

Erstellt:

Von: Martin Hüttenbrink

Kommentare

Hausfassade mit Schild
Die Stadtwerke mit ihrer Filiale in Wickede geben den Preisdruck des Marktes an die Kunden weiter. Für die privaten Haushalte steigt der Strompreis zum 1. September um 50 Prozent. © Schoplick, Anne

Man erlebe „momentan eine nie dagewesene Preisexplosion auf den Energiemärkten“. Das schreiben die Stadtwerke Fröndenberg Wickede in ihrem jüngsten Brief an die Privatkunden. Und der Brief erhält eine nicht minder explosive Nachricht für die Kunden selbst: Der Strompreis wird im September um 50 Prozent ansteigen.

Wickede/Fröndenberg – Für die Verteuerung sei eine Vielzahl von wirtschaftlichen und politischen Gründen verantwortlich. Maßgebenden Einfluss habe dabei aktuell der Krieg in der Ukraine, so die Stadtwerke.

Die enorme Steigerung um 50 Prozent kommt dabei vor einem besonderen Hintergrund zustande. Eigentlich nämlich ist der Strompreis mit Beginn des Monats Juli um 14,4 Prozent gesunken. Damit abgebildet wird die vom Bund gestrichene EEG-Umlage, die für eine Entlastung der Kunden sorgt und den durchschnittlichen Brutto-Preis pro Kilowattstunde von 30,65 auf 26,22 Cent senkt.

Mit diesem verhältnismäßig günstigen Wert könnten die Verbraucher sicher ganz gut leben, zumal die privaten Haushalte gegenwärtig ohnehin schon unter Druck stehen. Doch auch die Stadtwerke können sich „den Turbulenzen auf dem Weltmarkt nicht entziehen“, heißt es in dem Schreiben, „die enormen Preissteigerungen können nicht mehr abgefangen werden“.

Wenn der Versorger nicht das Nachsehen haben will, muss er die Belastungen an die Kunden weitergeben. Und zwar dergestalt, dass der Preis pro Kilowattstunde von jenen 26,22 Cent auf satte 39,35 Cent angehoben wird – das entspricht einer Steigerung von 50 Prozent, der Grundpreis steigt um 12 Prozent.

Dass hierbei noch ein kleiner Sicherheitspuffer eingebaut ist, zeigt das Angebot eines neuen Sondertarifes, mit dem sich die zusätzliche Belastung für den Privathaushalt etwas abschwächen lässt. Der Tarif „Ruhrpur-Fix 23“ räumt dem Kunden ein Preisgefüge ein, dass „nur“ um 43 Prozent statt um 50 Prozent steigt. Dafür muss sich der Kunde allerdings einer Festpreisbindung unterwerfen, die erst Ende 2023 ausläuft. „Denn wir als Energieversorger können bei längerfristigen Verträgen besser kalkulieren und unseren Einkauf besser planen“.

Die Kehrseite für den Kunden: Sollte es bis Ende 2023 Optionen geben, den Strompreis zu senken, kommen sie bei diesem Tarif nicht zum Tragen. Wenn also die Stadtwerke zusagen, dass man in den nächsten Monaten regelmäßig prüfen werde, „um eventuellen Spielraum für Preissenkungen zeitnah weiterzugeben“, würde dies für den Tarif „Ruhrpur-Fix23“ nicht gelten.

Hinzu kommt, dass eventuelle staatliche Abgaben, Umlagen oder Steuern, die bis Ende 2023 zusätzlich erhoben werden, von der Festpreisbindung nicht erfasst sind, also dann noch hinzukämen. Das gilt allerdings auch für den Grundversorgungstarif.

Für einen Musterhaushalt mit 2800 Kilowattstunden Jahresverbrauch führt die Tarifanhebung zu einer höheren Belastung von 31,63 Euro im Monat, schreiben die Stadtwerke als Preisbeispiel – das sind rund 380 Euro im Jahr für drei Personen bei sparsamem Stromverbrauch.

Dort, wo sich der Stromspargedanke noch nicht durchgesetzt hat, ist bei drei Personen eher von einem Jahresverbrauch von rund 3500 Kilowattstunden auszugehen. Das entsprächen dann monatlichen Mehrkosten von knapp 40 Euro oder 475 Euro im Jahr.

Auch interessant

Kommentare