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Sekundarschule fehlen Schüler: „Das macht mich sprachlos“

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Von: Wissam Scheel

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Die Sekundarschule Wickede hat Probleme, genügend Schüler für die neuen fünften Klassen zu finden. Im kommenden Schuljahr werden 30 Schüler den Jahrgang bilden.
Die Sekundarschule Wickede hat Probleme, genügend Schüler für die neuen fünften Klassen zu finden. Im kommenden Schuljahr werden 30 Schüler den Jahrgang bilden. © Müller, Uta

Die Sekundarschule hat mit Schülermangel zu kämpfen. Zum Ende der Anmeldefrist haben sich nur 30 Schüler angemeldet. Der Schulleiter zeigt sich entrüstet.

Wickede – Die Sekundarschule hat mit Schülermangel zu kämpfen. Zum Ende der Anmeldefrist im März wurden insgesamt 30 Kinder angemeldet; immerhin fünf mehr als im Vorjahr. Das seien trotzdem weniger als erhofft, so Schulleiter Peter Zarnitz. Am besten wären es 25 Kinder pro Klasse. Das ist nach aktuellem Stand nicht zu schaffen. Dennoch werde es aller Voraussicht nach zwei Klassen mit jeweils 15 Schülern geben.

Schülermangel an Sekundarschule: „Das macht mich sprachlos“

Viele Eltern und Schüler entschieden sich – wohl anstelle der Sekundarschule – für die Gesamtschule in Fröndenberg (siehe Infokasten). „Das macht mich sprachlos“, sagte Zarnitz in der Sitzung des Bildungsausschusses am Mittwoch gegenüber den teilnehmenden Politikern. Dabei könne eigentlich nicht noch mehr Außenwirkung als in diesem Schuljahr erzielt werden, so Zarnitz. „Noch mehr Werbung werden wir im nächsten Jahr nicht machen können.“ Aktuell finden aufgrund des geschlossenen Bürgerhauses mehrere Veranstaltungen in Räumlichkeiten der Sekundarschule statt, darunter Blutspenden und Proben der Musikschule.

Die Anmeldezahlen

Zum Ende der Anmeldefrist im März wurden insgesamt 30 Kinder (17 Mädchen und 13 Jungen) für den diesjährigen Schulstart an der Sekundarschule Wickede angemeldet. Zum kommenden Schuljahr wechseln insgesamt 111 Schüler aus den Grundschulen der Gemeinde in eine weiterführende Schule oder andere Schulform. Auffällig ist dabei die hohe Zahl an Schülern die zur Gesamtschule in Fröndenberg wechseln werden. In den vergangenen fünf Jahren wurden jeweils zwischen 14 bis 18 Kinder an der Gesamtschule in Fröndenberg angemeldet. Zum kommenden Schuljahr sind es nahezu doppelt so viele (35), während die Zahl der Wechsel zu Gymnasien und Realschulen in etwa gleich geblieben ist. Damit steht fest, dass die starke „Abwanderung“ nach Fröndenberg ein Grund für die geringe Anmeldezahl an der Sekundarschule ist.

Schülermangel an Sekundarschule: Geschichte der Gesamtschule ist Lichtblick

Zwar seien die im kommenden Jahrgang voraussichtlich vergleichsweise kleineren Klassen angenehmer für Lehrer und Schüler, merkte Zarnitz an. Auf lange Sicht seien diese Zahlen allerdings äußerst problematisch. Einen Lichtblick liefere für den Schulleiter die Tatsache, dass es auch nach der landesweiten Einführung von Gesamtschulen im Jahr 1969 seine Zeit gebraucht habe, bis diese Schulform von Familien angenommen und als willkommene Alternative gesehen wurde. In Nordrhein-Westfalen existiert die Sekundarschule als Schulform seit 2011, in Wickede seit dem Jahr 2012.

Schülermangel an Sekundarschule: Die Schulform als „zweitrangig“ wahrgenommen

Über die Gründe für den Schülermangel an Wickedes Sekundarschule wurde auch von Seiten der Politik weiterhin nur gemutmaßt: Die Begrifflichkeit „Sekundar“ könnte eventuell ein Problem und für einige Eltern oder Kinder als herabwertend wahrgenommen werden. Eben als „sekundäre“ Schule, als „zweitrangig“, so der Einwurf von Seiten der SPD. Die Sekundarschule ist eine Schulform, die die Hauptschule, Realschule und das Gymnasium bis zum Beginn der Oberstufe unter einem Dach vereint und somit bis dahin eine gemeinsame Schullaufbahn für alle Schüler ermöglicht. Durch die Schulform soll die Bildungsgerechtigkeit erhöht und die Chancen für alle Schüler auf einen höheren Schulabschluss verbessert werden.

Schülermangel an Sekundarschule: Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft verstärken

„Ich glaube, dass nicht jeder anstreben sollte, unbedingt Akademiker zu werden“, fügte Sven Mikolajczyk (CDU) hinzu. Da spreche er aus eigener Erfahrung. Mikolajczyk ist Immobilienunternehmer. Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft zu stärken, das sei auch im Interesse seiner Zunft, erklärte er in der Ausschusssitzung am Mittwoch. Es mangele ihm an Gesellen, die er laut eigener Aussage sogar besser bezahlen würde als Akademiker. Letztere könne er aktuell für deutlich weniger Gehalt beschäftigen.

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