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Abschied vom „Schwanensee“

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Von: Martin Hüttenbrink

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Schwäne vor der Ruhrbrücke
Noch ist die Ruhr an der Brücke ein Treff für Schwäne. Mit der Renaturierung dürfte sich das ändern. © Martin Hüttenbrink

Abschied vom „Schwanensee“: Das malerische Bild ganzer Horden des größten aller Entenvögel mit seinem schneeweißen Gefieder wird an Wickedes Fluss oberhalb der Ruhrbrücke demnächst der Vergangenheit angehören. Der Grund: die Renaturierung des Gewässers. Das lernten die Mitglieder der Kolpingfamilie bei ihrer ersten großen Unternehmung seit dem Beginn der Pandemie.

Wickede – Christian Drees, Verwaltungsmitarbeiter und Gewässer-Fachmann, bot den Mitgliedern um den Vorsitzenden Bernhard Arndt bei der Exkursion interessante Einblicke zur Renaturierung. Die ist vom Land zwischen Trommel- und Mannesmann-Wehr vorgesehen. Ein Ziel dieser Maßnahme ist wie bereits weiter ruhraufwärts die Beseitigung des mit Wänden und Ufermauern begradigten, eingeengten und dadurch schmal und tief fließenden Gewässers.

Die Aufweitung, flache und beschleunigte Wasserführung bringen zwar bei Hochwasser Vorteile und zudem eine ökologische Aufwertung mit sich, wie sie flussaufwärts durch verschiedene Untersuchungen bereits nachgewiesen wurde. Den majestätischen Schwänen aber gefällt es nicht so sehr, mit ihrem Sterz über die Kiesel zu rutschen. Sie bevorzugen tieferes, ruhigeres Wasser, das sie nach der Renaturierung in diesem Ruhrabschnitt nicht mehr vorfinden werden.

Interessante Details zu den Baumaßnahmen an der Ruhr gab’s bei der Kolpingexkursion aber nicht nur am Ehrenmal, wo Christian Drees die geplanten Veränderungen per Planskizzen verdeutlichte. Auch unterhalb der Ruhrbrücke, wo gegenwärtig aus unzähligen Kubikmetern Stahlbeton die Hochwasserschutzmauer in die Höhe wächst, gab es Informationen.

Die Schutzbauwerke ziehen sich vom Pumpenhäuschen bis zur Kreisgrenze Richtung Fröndenberg. Auch hier wie bereits ab Möhne-Mahnmal ist künftig die Trennung der Wegführungen für den Fahrrad- und den Fußgängerverkehr vorgesehen. Während die Radwanderer auf der jetzigen Wegeparzelle entlang der Ruhr bleiben, ist für Spaziergänger und Wanderer künftig eine Streckenführung näher am Wasser geplant.

Und noch eine aufschlussreiche Info gab es beim Kolping-Ausflug mit Verwaltungsvertreter Christian Drees: Der Streifen zwischen Bikepark und Obergraben, bisher Wickedes einzige offizielle Stellplatz-Option für Wohnmobilisten, wird dieses Alleinstellungsmerkmal im Gemeindegebiet nicht behalten. Denn im Rahmen der Veränderungen unterhalb der Ruhrbrücke ist auch daran gedacht, mindestens vier weitere Wohnmobil-Stellplätze auf dem alten TuS-Sportplatz einzurichten.

Deren Nutzer werden zwar demnächst nicht die Verlockungen und für Wohnmobilisten zum Teil kostenfreien Angebote eines benachbarten Freibades genießen können. Dafür aber einen privilegierten Standort am Ufer der Ruhr, der in ein bis zwei Jahren Ausstattungsmerkmale wie WLAN, Beleuchtung, Strom- und eventuell sogar Kanalanschluss bieten soll.

Die Vorbereitungen dafür etwa mit Leitungen im Boden sollen bereits jetzt erledigt werden, wenn im Rahmen der Arbeiten das Geländeniveau angehoben wird. Zudem ist dort auch an den Bau von Stellflächen für Pkw gedacht, wie die Kolpingfamilie von dem Tag mitnahm.

Christian Drees machte bei der Führung noch einmal deutlich: Bei den Vorhaben an der Ruhr handele es sich mit dem Hochwasserschutzbau und der Renaturierung um zwei komplett voneinader getrennte Baumaßnahmen mit verschiedenen Bauherren: nördlich der Ruhr die Gemeinde, an der Südseite das Land.

Wobei allerdings laut Planung Synergien zum Tragen kommen. So soll Aushub der Renaturierung genutzt werden, um die Brückenunterführung für Radler und Fußgänger zu verbreitern, um das Niveau von Flächen anzuheben oder die Wallanlage im Bereich der Kläranlage anzuschütten.

Inwieweit auch das Land bzw. die Bezirksregierung den Bauzeitenplan für die Renaturierung einhalten kann, bleibt nach aktuellen personellen Entwicklungen dort abzuwarten. Die für Wickede entscheidenden Schritten im Rahmen der Synergieplanung werden aber erledigt, erläuterte Christian Drees.

Der gastliche Ausklang für die Kolping-Exkursion war anschließend vom Kanu-Club auf dessen Vereinsgelände am alten Mannesmann-Kraftwerk ermöglicht worden. Die rund 50 Teilnehmer der heimischen Kolping-Gemeinschaft aus den Abteilungen Kolping-Minis ebenso wie „Junge Familien“ oder der älteren Garde begingen hier den geselligen Grill-Abschluss der ersten größeren Nach-Corona-Veranstaltung. Und Vorsitzender Bernhard Arndt machte beim Ausklang des Tages mit seinem Überblick über die Terminplanungen der nächsten Zeit Appetit auf mehr.

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