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Fusion mit Mendener Bank geplatzt

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Von: Martin Hüttenbrink

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Drei Männer am Tisch
Versteinerte Mienen bei Bankvorstand Holger Schwarz (l.) und Aufsichtsrat Klaus Klatetzki, als ihnen das Ergebnis der Stimmenauszählung überbracht wird. © Martin Hüttenbrink

Paukenschlag bei der außerordentlichen Generalversammlung der Volksbank Wickede (Ruhr) am Mittwoch: Die Fusion mit der Mendener Bank ist geplatzt. Die Verschmelzung der beiden Geldinstitute scheiterte bei der Abstimmung an der erforderlichen Mehrheit von 75 Prozent.

Wickede - Es war 21.10 Uhr, als Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Klatetzki am Rednerpult feststellte: „Die Fusion mit der Mendener Bank ist ad acta gelegt“. Zuvor hatten die Stimmenauszähler sorgfältig gezählt, hatten von den 217 in geheimer Wahl abgegebenen Stimmen bei fünf Enthaltungen und einem ungültigen Votum insgesamt 155 Ja- und 62 Nein-Stimmen ermittelt.

Damit fiel das Abstimmungsverhältnis zwar einigermaßen knapp aus - für einen positiven Beschluss fehlten gerade mal acht Stimmen. Aber so sehen es die Bestimmungen nun mal vor – „das ist Demokratie“, lautete ein Kommentar in einer der Tischrunden.

Dass bei der Abstimmung mit Skeptikern der angestrebten Fusion zu rechnen war, hatte sich angedeutet. Nicht zuletzt durch verschiedene Wortbeiträge im Rahmen der Diskussion. Dort etwa hatte Engelbert Gurka, ehedem selbst 17 Jahre lang Mitglied im Aufsichtsrat der Bank, Vorbehalte geäußert. Unter anderem zur Art und Weise der Aussprache. „Wir haben jetzt hier die einzige Gelegenheit zu diskutieren und sollen dann auch sofort abstimmen“, gab er zu bedenken.

Dabei hätte man das Thema Fusion durchaus schon mal bei der Generalversammlung Ende Juni ansprechen können. Von anderen Genossen war die Partnersuche der Volksbank hinterfragt worden, warum man denn nicht auch mal nach Norden und in vertraute regionale Zusammenhänge wie den Raum Werl, Wickede, Ense oder Soest geblickt habe, wo doch mit dem Wirtschaftsraum Märkischer Kreis nur wenig Anknüpfungspunkte bestehen, gab Mitglied Sascha Hesse zu bedenken. Welche anderen Banken man für eine Fusion in die nähere Auswahl einbezogen habe, wie ergebnisoffen man an die Suche herangegangen sei, wurde hinterfragt.

Vorstand Holger Schwarz ebenso wie Aufsichtsratssprecher Klaus Klatetzki unterstrichen, dass man zwar zu keiner weiteren Bank Kontakte aufgenommen, gleichwohl aber die Landschaft eingehend sondiert und in der Mendener Bank ein Institut erkannt habe, dass von der Größe her zu Wickede passe. Während ein übermächtiger Partner die kleine Volksbank Wickede schlucken und als Automatenfiliale wieder ausspucken würde, biete eine Verschmelzung mit der Mendener Bank die Option, als Volksbank im gewohnten Umfang vor Ort präsent zu bleiben, gleichzeitig aber durch Synergieeffekte die Dienstleistung für die Mitglieder und Kunden zu verbessern.

Während der überwiegende Teil der Mitglieder dieser Argumentation folgen kann und dies auch mit der Abstimmung zu erkennen gab, blieben am Ende doch etwas zu viele Skeptiker. Die führten neben der für sie unzureichenden Diskussion des Themas auf Mitgliederebene und neben der Kritik an der Partnerwahl für die Fusion nebst ihrer geografischen Ausrichtung nicht zuletzt emotionale Gründe an.

„Wir beenden die Wickeder Geschichte – da muss man nicht drum 'rumreden“, hatte etwa Gerd Pieper geäußert, der sich zudem kritisch mit einem Wandel von der gewohnten Voll- hin zu einer avisierten Vertreter-Versammlung auseinandersetzte. Auch Engelbert Gurka sprach den emotionalen Aspekt an und stellte die Frage in den Raum: „Wollen wir, dass die Bank hier nach über 120 Jahren vor Ort ein Ende findet?“

Wie es jetzt weiter geht, wird zu diskutieren sein. Sicher ist zunächst einmal, dass die für Donnerstag einberufene Versammlung der Mendener Bank als übernehmende Genossenschaft nach der Abstimmung der Volksbank Wickede als übertragender Genossenschaft obsolet geworden ist.

Einen Plan B hat in Wickede so schnell offenbar niemand in der Tasche. Vorstand Holger Schwarz – Kollege Joachim Bauerdick war krankheitsbedingt abwesend – und der Aufsichtsrat wirkten nach dem Abstimmungsergebnis einigermaßen konsterniert. Mit Bekanntgabe der gescheiterten Zustimmung war die offizielle Sitzung im nächsten Moment dann auch beendet.

Ob da noch jeder mit gewohntem Appetit das anschließende Mitgliederessen genießen konnte, ist nicht überliefert...

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