Bei den Abstimmungen mit der Bezirksregierung, die dem Unternehmen die Konzession erteilt hat, und dem Kreis, der die Linienbündel im Westkreis an Breitenbach vergab, habe man sich schließlich auf die ausgedünnte, aber verlässlichere Variante geeinigt.
Hinsichtlich der Personalproblematik verweist Geschäftsführer Nikolai Weber auf ein generelles Problem des Marktes mit vielfältigen Ursachen. Arbeitsmarkt und Hartz 4 wirken sich wenig förderlich auf die Besetzung von Fahrerstellen aus. Es spielen Trends hinein, dass Berufe mit besonderen Schicht- und Dienstzeiten wie etwa Bäcker, Gastrogewerbe oder eben auch der Kraft- und Busfahrerjob immer weniger Zulauf finden. Dann wiederum ziehen besser dotierte Branchenzweige wie die Touristik oder der Schienenersatzverkehr potenzielle Fahrer ab.
Hinzu kämen die Rahmenbedingungen der Ausbildung: Die dauere ein halbes Jahr, werde zudem erschwert dadurch, dass die Prüfung nach einmonatigem IHK-Kurs nur in Deutsch abgelegt werden könne. Weber sieht hierin ein erhebliches Hindernis, wo doch andere Prüfungsteile auch in anderen Sprachen absolviert werden könnten.
Das Gehaltsgefüge im europäischen Vergleich spiele ebenfalls eine Rolle. Nachdem mittlerweile kaum noch Kräfte aus Polen zu bekommen seien, würden inzwischen beispielsweise auch Fahrer aus der Ukraine beschäftigt. Hinzu komme der Wohnungsmarkt: „Wir bekommen keinen Wohnraum für die Leute“, sagt Weber.
Zum Vergleich: „Vor zehn Jahren hatten wir 20 Bewerber auf eine Stelle – heute müssen wir suchen“, schildert der Geschäftsführer. So komme es, dass aktuell bei der VG Breitenbach neben den 150 Fahrern immer noch 15 Plätze unbesetzt sind.
Bewerber mit Busführerschein durchlaufen beim Unternehmen eine rund einmonatige Einweisung. „Sie fahren zunächst zwei, drei Wochen mit, um die Abläufe mitzubekommen. Dann erfolgt noch die Ticketschulung. Insgesamt dauert es drei bis vier Wochen, bis die Fahrer eingesetzt werden können“.
Noch mal zur Sprache: Die Auflage einer sicheren Beherrschung der deutschen Sprache, wie sie etwa vom Kreis als Stadardanforderung bezeichnet wird, kennt Nikolai Weber so nicht. „Es ist nirgendwo festgelegt, dass die Fahrer deutsch sprechen müssen“, sagt er. Und wenn bei Verständigungsproblemen der Fahrer die Gäste kostenfrei mitnimmt, „dann ist das ohnehin unser Problem“, so der Geschäftsführer.
Kurzformel für die Abhängigkeit zwischen Personalfrage und Fahrplan: Wenn er morgen sein Personal nach Bedarf auffüllen könnte, „würden wir auch sofort wieder den normalen Fahrplan bedienen“, unterstreicht Nikolai Weber.
Ob und wann dieser Zustand aber eintritt – das steht in den Sternen. Insofern lässt sich Weber auch zu keiner Aussage bewegen, was nach Ablauf der gegenwärtigen Konzession 2026 die Pläne seines Unternehmens sind. Da sei zu viel Bewegung und Veränderung im Markt, sagt Weber und verweist etwa auf das aktuelle Beispiel des 49-Euro-Tickets und die Frage, wie sich das nun wieder auf den ÖPNV und die Personalsituation auswirken wird.
Thema Konzession: Von denen gibt es zwei Formen. Die eigenwirtschaftliche, bei der das Busunternehmen sich aus Fahrgeldeinnahmen, Ausgleichsleistungen z.B. für rabattierte Fahrkarten im Schülerverkehr, etc. finanziert, wie dies bei der VG Breitenbach der Fall ist.
Nach Erteilung der Konzession durch die Bezirksregierung an den Bewerber vergibt der Kreis das ausgeschriebene Linienbündel, einen Vertrag zwischen Kreis und Busfirma gibt es nicht. Entsprechend schwach sind die Zugriffsmöglichkeiten des Kreises. Bei ahndungswürdigen Verstößen kann aber z.B. die Konzession entzogen werden, nur: Welche Firma fährt dann?
Die andere Form ist die gemeinwirtschaftliche Konzession, wie sie im Kreis die RLG innehat. Sie bedient auch unwirtschaftliche Strecken, bekommt aber Geld vom Kreis, an den man per Vertrag gebunden ist - mit entsprechend besseren Zugriffsmöglichkeiten. Dieses kommunale Unternehmen vergibt Linien auch an Subunternehmen. Vorteil: Bei Fahrerausfällen kommt man schneller an einen Springer , als im einzelnen Privatunternehmen.