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Mit ihm kam Gyros nach Wickede

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Von: Klaus Bunte

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 Christos Stavrou im Akropolis-Grill in Wickede
Immer noch Vollzeit arbeitet Christos Stavrou mit. © Klaus Bunte

Er war einer von jenen, die man damals noch als Gastarbeiter bezeichnete. 1972 kam Christos Stavrou vom Westen Griechenlands nach Deutschland.

Wickede - Christos Stavrou arbeitete zunächst in einer Fabrik, heute dagegen im Gastgewerbe und ist vermutlich Wickedes bekanntester Grieche: Der Mann, der das Gyros in die Ruhrgemeinde brachte. Vor nunmehr 40 Jahren. So lange gibt es schon den Akropolis-Grill.

72 Jahre alt ist Christos Stavrou heute. Er könnte die Füße hochlegen. Oder sogar in die Heimat zurückkehren, das Geschäft hat er ja eh in die Hände seines Sohnes Vassilios und dessen Frau Nicole Stavrou-Mückenhaupt gelegt. Eigentlich. Denn stattdessen arbeitet er immer noch Vollzeit mit, „ich bin fast den ganzen Tag da, morgens und abends bis Feierabend – weil’s mir Spaß macht, ich gerne mit den Kunden zu tun habe. Und weil man so schlecht Personal findet. Wer will schon am Wochenende arbeiten?“

Aller Anfang sei damals alles andere als schwer gewesen, erinnert er sich: „Von Anfang an haben die Wickeder uns ganz stark unterstützt, und von den Dörfern ringsum, sogar aus Fröndenberg oder Meschede, kommen sie“, erzählt Christos Stavrou. Diese Unterstützung, das war quasi der Dank, dass er nach einem halben Jahr des Leerstandes das alte katholische Vereinsheim, ein Lokal mit Saal, übernahm. „Die Gäste kamen zur Eröffnung alle mit Blumen. Und sie blieben uns treu.“

Zwar wurde das Vereinshaus wenig später verkauft und abgerissen. Stavrou aber zog um, nur wenige Meter die Hauptstraße hinunter ins „Haus Arndt“, auch heute noch der Standort. Die Kundschaft zog mit um. Vor fünf Jahren wurde umfangreich saniert.

Insofern fühlte sich Stavrou rasch daheim, „mein einziges Problem war die Sprache.“ Deutsch lernte er nie an einer Schule, sondern im täglichen Umgang mit den Wickedern: „Ich habe immer gefragt: Wie heißt das, wie heißt das, und wie heißt das?

Gekellnert hatte er schon in seiner Jugend. Seine Rezepte brachte seine Frau Anastasia mit aus der Heimat, sind also keinem Kochbuch entnommen, sie hat sie an ihren Sohn weitergegeben. Das Einzige, was vielleicht nicht ganz original ist, ist die beliebte Metaxa-Sauce. Die wurde bekanntlich in Deutschland entwickelt – in Griechenland kennt man die nicht, der Deutsche dagegen liebt sie.

Zwischenzeitlich hatte sein Schwager den Betrieb übernommen, dann übernahm der Sohn. Aber letztlich ist es ein kleines Familienunternehmen wie aus dem Bilderbuch.

Selbst Corona hat dem Betrieb nicht geschadet: „Dadurch gab es gar keine Probleme. Wir haben nur zum Mitnehmen verkauft, aber wirklich die ganze Kundschaft, alle kamen und holten sich ihre Speisen ab und hatten Verständnis für die Situation, waren sogar dankbar, dass wir die ganze Woche über normal für sie da waren. Dafür danken wir ganz Wickede.“

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