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Rund ein Viertel weniger Mais

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Von: Ilka Platzek

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Maisfeld vor Wehranlage
Der Mais auf den Feldern an der Ruhr war Mitte September bereits trocken. © Karin Hillebrand

Wer in diesen Tagen an Maisfeldern vorbeikommt, sieht auch als Laie, dass die Pflanzen verdorrt wirken. Einige Landwirte haben bereits geerntet, andere noch nicht. Eine Missernte?

Wickede – Der Wickeder Landhändler Christoph Arndt gibt einen Überblick: In unserer Region wird ausschließlich Futtermais angebaut beziehungsweise Silo-Mais. „Der wird auf drei Arten geerntet. Der Silo-Mais wird komplett gehäckselt und wandert entweder in die Bio-Gasanlagen oder er wird unter Folie gepackt und das ganze Jahr über an Bullen und Milchvieh verfüttert.“

Die zweite Variante sei die, ganze Kolben zu ernten und zu mahlen. Dieses Maismehl wird Corn-Cob-Mix (CCM) genannt, zu Silage verarbeitet und überwiegend als Futter in der Schweinemast eingesetzt. Der Rest der Pflanze werde gehäckselt und bleibe als Nährstoff auf dem Feld. „Das ist hier bei uns die häufigste Nutzung“, sagt Arndt. Das sei aber auch der Mais, mit dem er als Händler nichts zu tun habe, weil die Landwirte beide Varianten für ihre Tiere behalten.

Arndt hat mit der dritten Nutzung zu tun, dem Körnermais. „Bei der Ernte werden die Körner ausgedroschen, getrocknet und gehen entweder in die Hoffütterung oder eben in den Verkauf“, erklärt der Landhandel-Chef. „Da wir in der Region Wickede, Werl, Ense weniger Niederschläge hatten als im Bereich Kamen, Unna, Hamm konnte bei uns etwa 20 bis 25 Prozent weniger Körnermais geerntet werden als im Vorjahr.“

Karl Korte mästet in Wimbern 400 Bullen. Erst vor wenigen Jahren hatte er in seinen Betrieb investiert und von 200 auf jetzt 400 Tiere aufgestockt. Sein Sohn will in einigen Jahren den Hof übernehmen. Ernährt werden die Bullen zu einem nicht unerheblichen Teil von Mais.

„Ich habe dieses Jahr ein Viertel weniger geerntet als in den vergangenen Jahren“, sagt er. Die lange Trockenheit war Schuld. „Die Bullen haben großen Hunger“, lacht er. „Die müssen viel fressen, um ihre 350 Kilo Schlachtgewicht zu erreichen.“ Was dem Bullenmäster an Mais fehlt, muss er dazu kaufen. „Ich habe nicht so viel dazu gekauft, weil‘s so teuer ist. Der Weizenpreis ist von 21 auf 33 Euro pro Doppelzentner gestiegen“, erklärt er.

Dementsprechend ziehen auch die Preise für die anderen Getreidearten an. Er behilft sich damit, den ersten, sehr guten Wiesenschnitt, der zu Heu oder Silage verarbeitet wird, nicht an die umliegenden Pferdeställe weiterzuverkaufen, „es werden auch immer weniger Pferdehalter und die wollen nicht viel zahlen“, sondern an seine Bullen zu verfüttern. So kommt er mit den Tieren über den Winter. Korte und seine Frau haben auch noch ein zweites Standbein – Hähnchen-Korte.

Frank Kruse und seine Frau Ines in Schlückingen haben auf dem Hof Kruse/Prenger gut 100 Milchkühe und bauen das Futter größtenteils selbst an. Für den Silomais häckselt er die ganze Pflanze. Die soll aber nicht zu trocken verarbeitet werden, sondern noch etwas Saft beinhalten.: „Wir haben ihn dieses Jahr schon vier Wochen früher geerntet als sonst. Er hatte im Frühjahr einen guten Start, aber dann war es zu trocken“, erzählt Frank Kruse.

Unterm Strich hat er etwa 20 Prozent weniger Mais als im Schnitt geerntet. Klagen will er aber ausdrücklich nicht: „Im letzten Jahr hatten wir einen sehr guten Ertrag, sodass wir noch Reste davon übrig haben.“ Er baue sowieso immer mehr an, als er für seine Kühe brauche, kalkuliert Ernteausfälle also ein.

„Normalerweise verkaufen wir den Überschuss als Körnermais. Das geht dieses Jahr nicht. Aber mit den Resten aus dem Vorjahr kommen wir dieses Jahr noch gut klar mit dem Futter“, sagt der Betriebsleiter des Hofes „Auf der Bredde“. Er hofft auf eine wieder bessere Ernte im nächsten Jahr.

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