Die harte Konsequenz für die 53-jährige Taxi-Chefin unter anderem: Zwei Kräften musste gekündigt werde, eine Mitarbeiterin ging in den Ruhestand. Hinzu kommen Krankenstände und – auch das nicht zu vergessen – steigende Löhne. Und die sollen bekanntlich mit der Mindestlohn-Entscheidung der neuen Regierung weiter steigen. Gut für Arbeitnehmer und auch Firmen, wenn die Auftragslage stimmt. Für ein Corona-gebeuteltes Unternehmen aber doppelt hart.
Hinzu kommt der Arbeitsschutz. „Ein Fahrer darf maximal zehn Stunden am Steuer sitzen“, erläutert Linda van der Molen. „Ich als Selbstständige darf rund um die Uhr fahren“. Und fast geht es auch in diese Richtung. Denn einerseits sage der Kreis als Aufsichtsbehörde des ÖPNV, zu dem das Taxi-Gewerbe zählt, man nehme einen öffentlichen Auftrag wahr und müsse dann eben jemanden vorhalten, der auf Abruf fährt. Andererseits aber wäre das mit Corona ein Zuschussgeschäft. „Jemanden einzustellen für die Nacht, lohnt sich nicht“, sagt Linda van der Molen. Also muss sie selbst zur Verfügung stehen. „Und ich mach schon 18 Stunden am Tag – anders geht’s ja nicht“.
Ein Ausweg aus der Misere wäre die ganz normale Nachfrage ohne Corona-Delle. Dann könnte man entsprechend Mitarbeiter beschäftigen, die mit guter Auslastung auch zu bezahlen sind. Normal ist aber derzeit nichts, weiß die Taxi-Unternehmerin. Helfen könnten in dieser Situation flexible Kräfte, die nicht auf eine Festanstellung angewiesen sind, sondern auf 450-Euro-Basis einsetzbar. Rentner etwa, die sich noch etwas dazuverdienen wollen, die vielleicht mal bei den regelmäßigen Fahrten zur Dialyse oder zur Bestrahlung helfen, oder die weitere Fahrten in größere Städte übernehmen, die schnell einige Stunden dauern.
Sicher: Ausfallgeld vom Staat hat es gegeben. Und das ist angesichts laufender Kosten alleine schon für Gebäude und Fuhrpark auch dringend nötig. „Aber wir sollten alles wieder zurückzahlen“, erinnert sich Linda van der Molen noch an den Schock nach der ersten Finanzhilfe. Weil es branchenübergreifend Klagen gegeben hatte, musste die Firma am Ende nicht restlos alles zurücküberweisen.
Und wie verläuft ganz praktisch der Taxi-Betrieb unter Corona-Bedingungen? „Nur mit Maske – und ich reinige hinterher alle Griffflächen mit Desinfektionsmittel“, berichtet die 53-Jährige. Sie selbst trägt den OP-Mund-Nasenschutz, für die Fahrgäste des ÖPNV aber – und damit auch fürs Taxi – wird von den Behörden FFP2-Standard empfohlen. Doch oft genug müsse sie die Fahrgäste bitten, überhaupt eine Maske aufzusetzen, berichtet die Wickederin. „Mancher setzt sich ins Auto, sagt, ,ich krieg’ keine Luft’, und nimmt einfach die Maske ab“. Da müsse sie dann auffordern, wenigstens diesen Schutz wieder anzulegen. Schließlich schützt das auch das Taxi-Personal.
Den Impfpass erbitten oder nach dem Impfstatus fragen – das dürfen die Taxifahrer nicht. Während in jedem Geschäft um Vorlage eines Nachweises gebeten werden kann, muss der Taxifahrer in seinem Auto und damit quasi in seinem Geschäftsraum, den Kunden ohne irgendein Zertifikat einlassen. „Wir haben zu befördern – und ansonsten still zu sein“, meint Linda van der Molen zur behördlichen Aufsicht.
Waren die vergangenen Corona-Jahre kein Zuckerschlecken, ist gegenwärtig auch kaum Licht am Ende des Tunnels zu erkennen. Und wenn, steht wie in anderen Branchen das nächste Problem vor der Tür: Sobald Corona seinen Griff lockert und das Geschäft wieder anspringt, sucht ähnlich wie z.B. in der Gastronomie auch das Taxi-Gewerbe wieder händeringend nach Personal, von dem man sich in der Pandemie um des Überlebens Willen trennen musste...