Moderatorin Isabel Brüggemann-Messing vom Beratungsunternehmen Energielenker aus Münster markierte zu Beginn die Pole, zwischen denen sich das Thema bewegt. Da ist zum einen die Anforderung, bis 2025 die Treibhausgase um 25 Prozent zu senken. „Das ist praktisch übermorgen“ – und man sei schon in Verzug: „Wir sind schon ein, zwei Tage zu spät dran“.
Dem Handlungsbedarf entgegen steht der andere Pol: „Klimaschutz ist eine freiwillige Aufgabe“, so die Wirtschaftsingenieurin. Und zum Handlungsfeld Gemeinde und Kreis Soest, um das es bei der Klimawerkstatt geht, setzte sie hinzu, dass weder Kreis noch Kommune einen Einfluss auf private Entscheidungen für Firmen oder Wohngebäude haben.
Der Klimaschutz drängt also, aber es gibt keinen Druck auf den Einzelnen, das auch umzusetzen. Auf dem weiten Feld der Freiwilligkeit lauern dabei Fußangeln – von dem im Bürgerhaus vielfach angesprochenen Informationsmangel bis hin zu den Kosten. Auch weil politische Rahmenbedingungen vor Wirtschaftsinteressen und Marktgesetzen kapitulieren.
Nur ein Beispiel: Wenn Stadtwerke vom Privatmann Überschuss-Energie aus der Photovoltaik übernehmen, vergüten sie dies mit einem Bruchteil ihres Verkaufspreises. Alternative: Beim Einspeisen im Privathaus den Zähler rückwärts laufen lassen! Dafür muss dann eine Systematik gefunden werden, damit nicht die Versorgungsunternehmen die Dummen sind.
Am besten ist: So viel wie möglich selbst erzeugte Energie auch selbst verbrauchen. Von der Kilowattstunde im Heizstab oder im Akku bis hin zur Elektrolyse: Wer 15 oder mehr kW peak auf dem Dach hat, für den lohnt sich, mit dem hohen Stromanfall im Sommer Wasserstoff zu produzieren und diesen Energieträger im Winter zu nutzen.
Das ist nicht nur theoretisch möglich, wie ein Gast aus Fröndenberg bei der Klimaschutzwerksatt erläuterte. Aber es ist derzeit noch recht teuer – eine Erzeugergemeinschaft könnte sich zusammentun, was wiederum Informationsbedarf erzeugt; ein zentrales Stichwort auch bei der Zusammenfassung. Zu Vorteilen und Risiken klimaschonender Energieerzeugung besteht ein riesiges Informationsdefizit. Ein konkretes Angebot kam hierzu im Bürgerhaus von der Wickeder Klimagruppe: Sie bietet an, Infoveranstaltungen durchzuführen, im Fokus dabei auch die Photovoltaik.
Die lässt sich zudem auf den riesigen Firmendächern erzeugen, wird dort aber begrenzt, wenn es um Statik, Brandschutz und Versicherungsfragen geht. Zudem fehlt es für die enormen Mengen an nicht abgerufenem Strom an Speicherkapazitäten. Weiterhin sind Förderprogramme sehr komplex und zeitaufwendig – auch hier also ein Informationsdefizit. Mehr Flexibilität des ÖPNV bei der Mitarbeiterbeförderung, Lademöglichkeiten für Betriebs- und Belegschaftsfahrzeuge oder eine Plattform für den Know-how-Austausch, etwa beim Thema Wasserstoff – auch hier bieten sich gerade in der Industrie Möglichkeiten.
Wenn es darum geht, den aktuellen Pro-Kopf-Wert von 8,12 Tonnen CO2 pro Wickeder Bürger im Jahr auf unter eine Tonne zu drücken, steht noch ein mühsamer Weg bevor. „Aber wir bleiben dran“, dankte Bürgermeister Martin Michalzik bei der Verabschiedung. Die Besucher der Klimaschutzwerkstatt, deren Ergebnisse eingehen in ein Klimaschutz-Konzept des Kreises, hätten mit ihrer Teilnahme einen weiteren Beitrag geleistet.