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Boden an der Ruhr für Kartoffeln zu trocken

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Von: Martin Hüttenbrink

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Kartoffelernte auf dem Acker
Das Ruhrfeld nördlich der Bahnlinie: Die Kartoffelernte zeigte dort jetzt, dass der Kiesboden und ein trockener Sommer in Kombination keinen Erfolg bringen. © Martin Hüttenbrink

Kartoffeln im Ruhrfeld – „hab’ ich in den letzten 20 Jahren hier nicht gesehen“, meinte ein Passant, als Landwirt Schulte im Frühjahr nördlich der Bahnlinie die typischen Erddämme aufbaute und die Saatkartoffeln in den Boden brachte. Doch das Kartoffelprojekt im Ruhrfeld blieb hinter den Erwartungen zurück. So paradox die Begründung für die Flächen direkt neben der Ruhr klingen mag: Der Standort war gerade in diesem Jahr zu trocken.

ECHTHAUSEN – Wie kann das sein – direkt neben der Ruhr?, fragt man sich. Junior-Hofchef Michael Schulte nennt ein Stichwort: Kiesboden. Der im Umfeld der Ruhr typische Untergrund mag für die Wassergewinnung gut sein, weil er das feuchte Nass gut durchlässt und gleichzeitig filtert. Wenn es aber darum geht, Wasser für die Pflanze verfügbar im Boden zu halten, wird es in einem trockenen Jahr wie diesem eng.

An den Kartoffel-Pflanzen auf der mehrere Hektar großen Anbaufläche war das spätestens seit Mitte des Jahres zu sehen: Das Laub über den Dämmen verwelkte immer mehr, zuletzt lagen die Dämme nackt, war kein Stück Grün mehr von den Kartoffelpflanzen zu sehen. „Ich habe ab Juli immer mal gebuddelt und geguckt“, berichtet Schulte von seinen Tests.

Doch die bereits herrschende Trockenheit bekam dann im August noch den Booster. Ein Gegensteuern wäre möglich gewesen mit einer Bewässerung der Felder, aber diesen Aufwand wollte der Hof für das Kartoffelprojekt im Ruhrfeld dann wohl nicht fahren.

Der Effekt: Die hier gepflanzten Erdäpfel erreichten nicht die gewünschte Größe. Die beträgt 35 Millimeter plus. Bei den Kartoffeln nämlich handelt es sich um Verarbeitungsware. Die geht in die Fabrik, um dort zu Pommes verarbeitet zu werden. Angesichts der Mindestgröße zieht Michael Schulte ein Fazit, das auch anderswo in der Region schon Tenor war: Die Pommes werden demnächst kürzer.

Für den normalen Gebrauch dagegen eigne sich diese Kartoffel nicht, meint der Fachmann. Schon im Sommer hätten Passanten dort gebuddelt und Kartoffeln geklaut. Und wenn jetzt nach der Ernte der Felder gestoppelt wird – das könne man ja machen, sagt Schulte, „aber viel Spaß – die schmecken nicht“.

Kartoffelzüchtungen für die Pommes-Produktion weisen nur wenig Stärke auf, damit die Pommes außen knusprig und innen cremig werden. Andere Sorten dagegen haben mehr Stärke, was sich auf die Zubereitung auswirkt – und auf den Geschmack etwa einer gekochten Kartoffel.

500 verschiedene Kartoffelsorten

„Es gibt 500 zugelassene Kartoffelsorten“, sagt Michael Schulte und lädt ein, bei der Suche nach einer leckeren Speisekartoffel einfach mal den Hofverkauf in Hemmerde zu besuchen – oder auf dem Hof in Echthausen, wenn dort im Advent der Weihnachtsbaumverkauf beginnt.

Ermutigt worden war Landwirt Schulte nicht zuletzt durch den Kartoffelanbau 2017 an den Flächen am „Örtchen“. „Der Ertrag war bombastisch“, erinnert sich Michael Schulte, es habe sich aber auch um ein recht feuchtes Jahr gehandelt – aber dann auch wieder nicht zu nass, denn sonst faulen die Früchte zu schnell.

Doch auch, wenn die Kartoffelernte im Ruhrfeld angesichts des trockenen Sommers jetzt nicht den Erwartungen entsprach und dort wohl auch auf absehbare Zeit keine Kartoffel mehr ausgesät wird: Dieser Anbau war einer von vielen des Hofes.

Ähnlich wie ein Fondsmanager verschiedene Aktien wählt, sichert sich auch der Landwirt durch den Anbau verschiedener Feldfrüchte ab, um im Schnitt schließlich ein positives Ergebnis zu erreichen. Alleine schon bei den Kartoffeln etwa sei der Ertrag auf den Feldern um Hemmerde durchaus gut gewesen, so Landwirt Schulte. Auch bei Mais und Getreide sei die Ernte gut gelaufen.

Apropos Weizen: Dessen Preise werden wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine weiter hoch gehen. Zudem sei die Kartoffel als Frucht ein guter Vorbereiter für den Weizenanbau, meint Bauer Schulte. Deshalb werde schon in dieser Woche mit dem Umpflügen der Kartoffelflächen die nächste Weizenaussaat vorbereitet.

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