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Langer Weg bis zur Bodensanierung

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Von: Martin Hüttenbrink

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Industriebrache mit Gebäuden im Hintergrund
Bis auf das Verschwinden des früheren Hauses Risse, dessen Giebel hier noch im Hintergrund zu sehen ist, hat sich an der Perspektive nicht viel geändert: Ein Foto der Mannesmann-Brache von 2013. © Martin Hüttenbrink

Still ruht der See, nimmt man die Altlastensanierung auf dem Mannesmann-Gelände südlich des Einkaufszentrums an der Bahn in den Blick. Wie da der Stand der Dinge ist, wollte SPD-Ratsherr Oswald Schober im Rahmen der jüngsten Sitzungswelle wissen. Es wird wohl noch dauern, lässt die Antwort der Verwaltung vermuten.

Wickede – Auf frühestens 2023/24 datiert Bauamtsmitarbeiter Ludger Böhmer aktuell die Bodensanierung, nachdem er aufzeigte, welche Schritte aktuell zu nehmen sind. So sei im Februar ein erster Entwurf für das Sanierungsvorhaben präsentiert worden. Dieser werde „im Laufe des Jahres als Sanierungsplan beschlossen“. Das Ganze muss dann aber erst einmal zwecks Zustimmung zum Kreis, bevor anschließend die Kommune für die konkreten Bodenmaßnahmen einen weiteren Vertrag schließen muss und das Vorhaben ausgeschrieben werden kann.

„Wir wundern uns auch, warum es so lange dauert, aber man kann es nicht ändern“, meinte Böhmer. Hinzu komme, dass alle weiteren Schritte, in denen der Beistand eines Ingenieurbüros gefragt ist, zusätzlich Zeit kosten. „Die Büros sind alle ausgelastet“. Fachbereichsleiter Markus Kleindopp fügte hinzu, dass etwa hinsichtlich der Lärmschutzwand im Süden jetzt auch Kontakte zur Bahn aufgenommen worden seien, dass zudem das Gespräch mit dem Altlastenverband ergeben habe, dass dieser erst wieder aktiv wird, wenn der Kreis den Sanierungsplan geprüft und ihm zugestimmt habe. Die europaweite Ausschreibung der Arbeiten könne dann auch erst im Anschluss an diese Schritte erfolgen.

War vor einigen Jahren davon gesprochen worden, dass möglicherweise zum Anfang des laufenden Jahrzehnts eine Erschließung der Industriebrache erfolgen könnte, muss nach diesen Schilderungen eher von der Mitte der Dekade ausgegangen werden. „Uns liegt dran, dass es so schnell wie möglich geht“, unterstrich Bürgermeister Martin Michalzik. Aber man habe nun mal die Kooperation mit dem Altlastenverband angestrebt, „weil wir ein solches 5-Millionen-Projekt gar nicht stemmen könnten“.

Deshalb habe man sich Sachverstand und Kompetenz von Partnern gesichert. Allerdings liege dort jetzt auch die Regie des Verfahrens, macht der Verwaltungschef deutlich und verwies seinerseits darauf: „Die Büros sind voll ausgelastet, Fachleute schwierig zu bekommen“. Für den Vorgang seien komplexe Berechnungen notwendig, deshalb sei man auf ein Fachbüro angewiesen.

Fachbereichsleiter Markus Kleindopp ergänzte einen weiteren Grund, warum hier mit besonderer Umsicht zu handeln sei, die entsprechend Zeit koste. Denn bei der Entsorgung belasteter Böden seien die Vorschriften noch einmal verschärft worden. „Das muss hier noch mal genau untersucht werden“, hatte der Bauamtschef unterstrichen. Die Bodensanierung sei insgesamt ein sehr anspruchsvolles Verfahren.

Dass Wickede bei der Bebauung der Mannesmann-Brache mit der Einschaltung überörtlicher Institutionen noch etliche Jahre einkalkulieren muss, wurde spätestens Ende 2021 deutlich. Vor knapp einem halben Jahr hatte es bei Unterzeichnung des Vertrages zur Vermarktung mit NRW-Urban einen jüngsten Ausblick gegeben. Der Projektzeitraum für die Vermarktung der Fläche sei zunächst auf sechs Jahre angelegt. Bis 2028 soll die Brache besiedelt sein, hieß es da.

Angefügt wurde aber auch, dass dies „ein ambitionierter Zeitplan“ sei, so die landeseigene Entwicklungsgesellschaft damals. Zudem bleiben die finanziellen Folgen für die Kommune ungewiss, bleibt abzuwarten, was am Ende von den 2,9 Mio. Euro zurückfließt, die Wickede zur Vorfinanzierung des Paketes als Darlehen aufnehmen muss.

Da klangen frühere Perspektiven zur Besiedlung der rund 20 000 qm durchaus zuversichtlicher. 2015 lautete die damalige Planung, dass die Aufbereitung des Bodens, in deren Folge dann auch die Erschließung der Fläche möglich wird, für 2017 vorgesehen sei. Mit dieser zeitlichen Aussicht war das Vorhaben auch in der aktuellen Haushaltsplanung der Gemeinde verankert.

Und 2013, noch vor seiner Wahl zum Bürgermeister, hatte Martin Michalzik als CDU-Fraktionsmitglied den Kauf der Fläche und die Kooperation mit dem AAV propagiert. Dies sei „der einzig machbare Weg, dass wir da zügig weiterkommen“, so Michalzik damals. Dass es wenigstens noch 15 Jahre dauern würde, bis die Brache besiedelt wird, hat sich wohl auch Wickedes jetziger Bürgermeister damals nicht träumen lassen.

Immerhin: Bauamtschef Markus Kleindopp hatte vor knapp zehn Jahren schon eine Ahnung: „Der Weg ist ein komplizierter – aber das Gelände ist es uns wert“.

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