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Stromversorger-Wechsel untergejubelt

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Von: Martin Hüttenbrink

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Gebäudefront mit Firmenschild
Die Stadtwerke Fröndenberg mit ihrer Filiale in Wickede weisen drauf hin, dass man mit Nennung von Kundennummer und Zählerstand am Telefon schnell einen ungewollten Anbieterwechsel riskiert. © Schoplick, Anne

Der Name des Mannes war am Telefon kaum zu verstehen. Immerhin aber erweckte er den Eindruck, für die Stadtwerke Fröndenberg Wickede anzurufen. Tatsächlich jedoch handelte es sich um eine perfide Masche, um Kunden abzuwerben. Wer darauf hereinfällt, hat im nächsten Moment einen neuen Stromlieferanten.

Wickede – Als der Unbekannte am Telefon den Wickeder Hausbesitzer jetzt nach Zählerstand und Kundennummer fragt, wird dieser misstrauisch. Der Wickeder legt auf mit dem Hinweis, er werde sofort bei den Stadtwerken zurückrufen.

Das macht er auch tatsächlich – und ist nicht schlecht erstaunt über die Info aus Fröndenberg. „Das war niemand von uns“, heißt es nämlich von dort, verbunden mit der Information, dass es sich vermutlich um einen typischen Versuch handele, Kunden einen anderen Energieversorger unterzujubeln.

Tatsächlich macht das Versprechen des unbekannten Anrufers auch neugierig. Der nämlich wirbt vollmundig mit einem Angebot, das den Kunden für die kommenden zwei Jahre vor Tariferhöhungen bewahrt. Das klingt gerade jetzt attraktiv, wo Deutschlands Blauäugigkeit und Putins Krieg für eine rasante Preisspirale gerade bei den Energiekosten sorgen.

Und es mag auch durchaus sein, dass der unbekannte Anrufer einen solchen Vertrag zu vermitteln hat – aber eben nicht im Namen der Stadtwerke Fröndenberg Wickede, sondern für irgend ein anderes Versorgungsunternehmen. Der Wechsel des Energielieferanten allerdings wird verschwiegen. Das ist der betrügerische Aspekt an der Masche.

Für Kündigung und Anbieterwechsel reichen Name und personenbezogene Daten wie Kundennummer und Zählerstand aus. Dann ist ein Kündigungsverfahren beim bisherigen Anbieter nicht weiter verdächtig, quasi ein Vorgang des laufenden Geschäftes und wird umgesetzt, ohne nachzufassen oder noch einmal Kontakt mit dem Kunden aufzunehmen.

Bemerkt wird das Ganze erst in dem Moment, da der Kunde Post nach Hause bekommt und ihm der Vertrag mit einem neuen Anbieter präsentiert wird. Der betrügerische Vermittler hat dann seine Portion für die Vermittlung eines Neuvertrages in der Tasche.

Bundesweite Schlagzeilen verweisen aber auch darauf, dass der neu vermittelte Anbieter bisweilen nur vermeintlich günstiger als der bisherige ist, dass im Gegenteil der Kunde bei einer Laufzeit von zwei Jahren noch draufzahlen könnte.

Bei Senioren hat die Masche viel Erfolg

Perfide an diesem Vorgehen ist den Stadtwerken zufolge nicht zuletzt die Auswahl der auf diese Weise angerufenen Haushalte. Erfahrungen in der Branche weisen darauf hin, dass bevorzugt zum Beispiel Telefonnummern mit alten deutschen Vornamen gewählt werden.

Bei Senioren, so ein Kundenberater, habe die Masche besonders viel Erfolg, weil ältere Kunden potenziell leichtgläubiger sind oder wegen finanziell enger Rahmenbedingungen eher dazu neigen, ein vermeintlich günstigeres Angebot zu wählen.

Wie die Stadtwerke Fröndenberg Wickede raten auch andere Versorgungsunternehmen angesichts solcher Maschen zur Vorsicht. Personenbezogene Daten wie Zählerstand oder Kundennummer würden von einem Versorger nicht telefonisch abgefragt.

Daher sollte man bei solchen Anrufen derlei Angaben nicht machen. Gewarnt wird selbst schon vor einem am Telefon klar formulierten „Ja“. Selbst das nämlich kann bereits als Zustimmung für einen neuen Vertrag ausgelegt werden.

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