Ein Kauf durch die Gemeinde eröffnet der Kommune verschiedene Möglichkeiten für die Zukunft, die insgesamt sozialen Zielsetzungen dienen sollen. Vordergründig ist zunächst mal an die Unterbringung weiterer Flüchtlinge gedacht, die der Gemeinde auch künftig von der Bezirksregierung zugewiesen werden.
Hierzu wäre zwar der große Kirchenraum in dem Gebäude noch zu unterteilen, um hier mehrere Menschen und möglicherweise auch Familien unterzubringen. Immerhin aber geht das Rathaus von einem Potenzial von bis zu 12 Unterbringungsplätzen aus, die geschaffen werden können. Und das eingegliedert in eine ganz normale Wohnzeile, womit im übertragenen Sinne auch der Gedanke der Integration gefördert wird.
Die Unterbringung von Geflüchteten etwa aus der Ukraine oder Syrien ebenso wie von zugewiesenen Menschen mit positiv beschiedenem Asylantrag – diese Herausforderung für die Kommune wird sich nicht binnen Jahresfrist aufgelöst haben. Und selbst wenn, wird es für die Verwendung der früheren neuapostolischen Kirche verschiedene soziale Verwendungsmöglichkeiten geben.
Unsere Zeitung hatte erst jüngst über die Unterstützung der Kommune im Rahmen der Kindertagespflege berichtet. Für ein neues Projekt konnte Wickede geeignete Räume im Nebengebäude des Klosters Wimbern mieten und an eine neue Tagespflegegruppe weiter vermieten, die ab Sommer dort neun weitere, dringend benötigte Plätze für die Tagespflege bietet.
Für eine solche Verwendung bietet sich auch die ehemalige neuapostolische Kirche an – wenn denn die Unterbringung geflüchteter Menschen irgendwann nicht mehr nötig sein sollte. Eine weitere Möglichkeit könnte die Nutzung der Immobilie als Ausweichquartier sein, wenn etwa Baumaßnahmen im Kindergarten Wiehagen anstehen und für die Mädchen und Jungen zeitweise andere Gruppenräume gesucht werden.
Einer kursierenden Information, der zufolge mit Blick auf den Parkplatz der ehemaligen neuapostolischen Kirche optional auch an die Aufstellung weiterer Wohncontainer gedacht ist, erteilt das Rathaus eine Absage. „Das ist nicht unsere Zielsetzung“, macht Bürgermeister Martin Michalzik zu den Plänen auf dem Kirchengrundstück deutlich, wenn denn der vom Gemeinderat abgesegnete Kauf tatsächlich umgesetzt ist.
Von der Fraktionen kam in der Ratssitzung einhellige Zustimmung zum Kauf der Immobilie. „Vom Zuweisungsschlüssel her müssten wir noch 110 Personen aufnehmen“, kommentierte CDU-Fraktionschef Thomas Fabri. Der Kauf der Immobilie sei daher „die richtige Entscheidung in dieser Situation“.
Zumal deshalb, weil eine Unterbringung in Turnhallen nur die allerletzte Option sein sollte und selbst Container auf Dauer „nicht die schönste Art zu wohnen sind“. „Die Möglichkeiten sind rar“, meinte auch SPD-Fraktionschef Julian Bräker zu der Herausforderung, weiteren Wohnraum für Unterbringungsplätze zu schaffen. Bevor die Kirchenimmobilie da anderweitig Interessenten finde, gelte es für die Kommune, Nägel mit Köpfen zu machen.
Die Kirchenimmobilie hätte der Gemeinde Wickede nicht vom freien Markt weggeschnappt werden können. „Die Kommunen haben zunächst ein Vorkaufsrecht“, erläutert Björn Bökenkröger von der Immobilien-GmbH der neuapostolischen Kirche. Bürgermeister Martin Michalzik war einer der Gäste beim allerletzten Gottesdienst der Neuapostolen in Wickede im Herbst.
Kurz darauf hatte er bereits das mögliche Interesse der Gemeinde signalisiert, das daraufhin in den neuapostolischen Gremien besprochen wurde. Nach Zustimmung dort und nun auch des Gemeinderates vor Ort könnte Ende April der Kauf beurkundet werden, so der Immobilienfachwirt.