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Die Bagger rücken an

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Von: Anne Schoplick

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zwei Männer arbeiten auf der Straße
Alexander Schmitz und Markus Kampmeier markieren die Mauertrasse für den Hochwasserschutz. © Schoplick, Anne

Die Bagger rücken an. Zunächst die kleinen im Auftrag der Gemeinde. Sie bereiten den Mauerbau vor. Weitere und damit die größeren Maschinen werden im Laufe der nächsten Monate noch folgen – für das große Ganze.

Wickede – Sie werden für ein Groß-Projekt baggern, das Kommune und Bezirksregierung auf den Weg gebracht haben: den Hochwasserschutz auf der einen und die Renaturierung der Ruhr auf der anderen Seite. Und sie baggern gleichzeitig für den ökologischen Fußabdruck, der möglichst nachhaltig sein soll: Dort wo Erdreich herausgeholt wird, soll es wenige Meter weiter auch gleich wieder eingesetzt werden.

Der erste Akt der Maßnahme, die bis März 2023 abgeschlossen sein soll, hat begonnen. Ein Projekt, das überaus wetterabhängig ist, wie Christian Drees betont, bei der Gemeinde Wickede zuständig für Gewässer, Straßenbau und mehr. Denn Regenfluten wie die im Juli vergangenen Jahres könne man bei dieser Maßnahme nicht gebrauchen.

Allerdings auch keinen Materialmangel, der den eigentlich ebenfalls vorgesehenen Kanalbau in der Straße Erlenbusch verzögert. Die Maßnahme muss nun aufgeschoben werden, da die notwendigen Rohre knapp geworden und kaum zu bekommen sind. Der nun beginnende Bau der etwa 430 Meter langen Hochwasserschutzmauer am Ruhrufer zwischen Ruhrbrücke und Einmündung Erlenbusch dürfte dagegen nicht von einem etwaigen Materialmangel betroffen sein. Drees ist da zuversichtlich: „Wir haben feste Lieferverträge für Schalung und Beton“.

Erste Zeichen mit Sprühdose und Markierungspfosten setzten jetzt Markus Kampmeier und Alexander Schmitz am Ruhrufer. Die Mitarbeiter des Straßenbauunternehmens Hilgenroth aus Sundern steckten die künftige „Mauertrasse“ ab, bevor die kleinen Bagger zum Fundamentbau anrollen. Mitte Juli werden die Großbagger für die Renaturierung erwartet. Synergieeffekte werden durch „Materialverschiebung der kurzen Wege“ erwartet.
Heißt: Was an der Ruhr – bis auf den Kies – ausgebaggert wird, kommt auf kürzestem Transportweg aufs nahe Feld, wo das künftig nach Norden verschwenkte und höher gelegene neue Ruhrufer-Teilstück gebaut wird. Auch die Flächen nördlich des neuen Straßenverlaufes sollen flächig angefüllt werden, damit sie höher liegen als der prognostizierte Wasserstand eines 100-jährigen Hochwassers.

Die größere Baggerflotte soll sich ab Mitte Juli aber vor allem zum ursprünglichen Ruhr-Kies unter den Lehmschichten durcharbeiten und ihn für natürliche Kiesbänke im Fluss zutage fördern. Die bis jetzt noch geraden Uferlinien könnten dann spätestens im nächsten Jahr der Vergangenheit angehören.

Drees erinnert sich in dem Zusammenhang noch gut an das, was im Zuge des ersten Renaturierungsabschnitts, der im Jahr 2013 abgeschlossen wurde. Zwischen der großen Wehranlage am Freibad und dem Trommelwehr kam Erstaunliches zutage: Straßenschilder oder Säulen von früheren Hofeinfassungen wurden damals ebenfalls mit ausgebaggert.

Mögliche Relikte der Möhnekatastrophe, die dann bei der damaligen Wiederauffüllung beziehungsweise Begradigung der Ruhr unter Weideland am Ufer verschwanden. Was sich bis 2023 im nun folgenden Renaturierungsabschnitt finden wird, bleibt abzuwarten. Der passionierte Angler Christian Drees ist aber überzeugt, dass es nach Abschluss der Maßnahme auf jeden Fall die typischen Kies-Laicher wie Forellen und Barben sein werden, die mit der Ruhr-Aufweitung wieder auftauchen werden. In den Abschnitt 1 seien sie jedenfalls zurückgekehrt wie Untersuchungen ergeben hätten.

Derweil gewöhnen sich manche Verkehrsteilnehmer nur langsam an die neue Situation am Ruhrufer; der eine oder andere stand ratlos vor den Absperrungen. Seit Montag und für die kommenden Monate müssen sie über neue (Um-)Wege ihr Ziel finden.

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