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Weniger Flüchtlinge als erwartet

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Von: Martin Hüttenbrink

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Vier Leute Scheckübergabe
Die CDU übergab zur Unterstützung der Flüchtlingsarbeit vor Ort eine Spende von 300 Euro. © Martin Hüttenbrink

Bei aller Kriegstragik keine zwei Flugstunden entfernt ist die Gemeinde bisher nicht zum Ziel größerer Flüchtlingsgruppen aus der Ukraine geworden. Die Vorbereitungen immerhin waren getroffen, die Bereitschaft, auch in größerem Umfang aufzunehmen, bestand. Die Zahl der insbesondere Frauen und Kinder aus der Ukraine liegt weiterhin bei 45 wie Verwaltungschef Martin Michalzik jetzt für die Behörde beziffert.

Wickede – „Es ist nicht die Dynamik, mit der wir gerechnet hatten“, beschreibt Wickedes Bürgermeister die gegenwärtige Lage – zumindest bisher nicht. Denn es gehört wohl zum Wesen des Krieges, gerade eines Aggressors wie Putin, dass vor allem sicher ist, dass nichts sicher ist. Eine Ungewissheit, die im Wickeder Rathaus geteilt und mit der Formulierung kommentiert wird: „Wir wissen alle noch nicht, wohin es geht“.

Die Gemeinde hatte im März Feldbetten und Matratzen für 100 Personen bestellt. Abgesehen von den gemeindlichen Unterkünften etwa in der Westerheideschule waren zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten im Pfarrheim Echthausen und im Roncalli-Haus geschaffen und zum Teil erst kürzlich noch mit weiterer Ausstattung komplettiert worden.

Doch nach Aufnahmen in privaten Wohnungen oder auch im Kloster mussten diese zusätzlichen Unterbringungen der Kommune bisher nicht aktiviert oder gar ausgeweitet werden.

Auch die Bevölkerung blieb nicht untätig. Verschiedene Spendeninitiativen für die Ukraine-Hilfe vor Ort mit Aktionen wie etwa dem Waffeltag von Lojewski und KadeWi, des Dorfes Wiehagen oder jüngst etwa der CDU erbrachten bislang gut 2000 Euro, die vom Bürgermeister treuhänderisch verwaltet werden. Einige Hilfe war davon auch schon geleistet worden. „Die Menschen waren alle mit Winterkleidung gekommen“, erinnert Michalzik an das Eintreffen der Flüchtlinge im März. Also stellte das Rathaus Spendengelder zur Verfügung, damit sich die Frauen und Kinder der Jahreszeit entsprechend zusätzliche Kleidung kaufen konnten. Umgesetzt wurde das nicht zuletzt mit der Ausgabe von Wickede-Gutscheinen.

Mittel werden aber auch immer mal benötigt, wenn bei den Angeboten für die ukrainischen Flüchtlinge vom Deutschkurs bis zur Kinderbetreuung Materialien zu beschaffen sind. Die Sprachkurse etwa laufen seit rund zwei Wochen und werden betreut von Rektor im Ruhestand Werner Grote und Sprachtrainerin Böer aus Voßwinkel.

Und bei der Kinderbetreuung ist gemeinsam mit dem Kreis Soest an ein Brückenprojekt für Mädchen und Jungen im Vorschulalter gedacht, zwei Fachkräfte sollen dabei dreimal wöchentlich von 9 bis 12 Uhr die Betreuung von derzeit etwa fünf Kindern übernehmen, damit die Mütter am Sprachkurs teilnehmen können oder anderweitig eigene Zeit gewinnen. Auch hier kann ein kleiner Spendentopf im Hintergrund sinnvoll sein.

Spendenrücklage

CDU-Chef Thomas Fabri erwähnte jetzt bei der Übergabe einer Spende seiner Partei zudem, dass man nicht nur an das Notwendige denke, sondern den Geflüchteten vielleicht auch mal ermöglichen wolle, zusammen ein Eis essen zu gehen.

Und selbst wenn der glückliche Fall eintreten sollte, dass morgen der Krieg beendet ist und die Menschen zurückkehren können: Auch für Hilfen beim Wiederaufbau in der Ukraine wird jede Unterstützung nicht zuletzt aus Wickede willkommen sein.

Doch zurück zur Realität, die den Überfall Russlands auf die Ukraine vor Ort derzeit insbesondere noch in Form der hier aufgenommenen Kriegsflüchtlinge spiegelt. Je nachdem wie sich die Situation entwickeln wird, werden Spenden auch weiterhin nötig sein, auch wenn der Bürgermeister aktuell nicht aktiv zu solcher Sammlung aufrufen mag.

Sollte dennoch plötzlich neuer Spendenbedarf entstehen, gibt’s noch einige Sicherheiten in der Hinterhand. Eine Option war da nicht zuletzt aus Echthausen angekündigt worden, nachdem dort die Gruppe „Stammtisch&Friends“ einen Teil des Erlöses ihrer „längsten Kuchentheke 2.0“ von 10 400 Euro auf die hohe Kante legte, um nötigenfalls bei Flüchtlingsfragen in der Gemeinde anzupacken.

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