Bauamtschef Markus Kleindopp assistierte: „Die Absorberanlage ist in die Jahre gekommen und abgängig“. „Das würde ich noch nicht sagen“, die Anlage funktioniere vielleicht noch. Aber insgesamt sei klar: „Der Lack ist ab“, kommentierte Schütt.
Er habe, so der Architekt, trotz des Bildes, das sich ihm bot, das getan, wozu er gerufen wurden: Gedanken machen, wie man diesem „mit sehr starken Bauschäden behaftete Bauwerk“ an der ein oder anderen Stelle etwas mehr Attraktivität einhauchen könnte.
Ein Vordach vor dem Haupteingang etwa, Barrierefreiheit auch für einen Seitenzugang, um etwa Sanitäter oder auch Rolli-Fahrer durchzulassen, die Beseitigung der Stufe zu den Gebäudeflügeln durch partielle Rampen – Maßnahmen, die bei einer Abwägung vielleicht noch sinnvoll sein könnten.
Eine vorsichtige Kalkulation für ein Maßnahmenpaket mit vier Schwerpunkten (Funktionsbereich, Außenbereich, Bauschäden und energetische Teil-Sanierung) bezifferte der Architekt auf 1,7 Mio. Euro. Aber: „Das ist nur die halbe Wahrheit“. Eine komplett neue Badetechnik würde noch mal zwischen 1,5 und 2 Mio. liegen. Oder: „Den ganzen Klump wegreißen“, und bis auf die Wasserflächen in Edelstahl, die einzig vor des Architekten Auge am Wickeder Freibad bestehen können, alles andere neu bauen – das beziffert der Dipl.-Ing. „mit allem Zipp“ auf etwa 4,2 Mio. Euro.
Bürgermeister Martin Michalzik arbeitete schließlich die Quintessenz dieser Zustandsbeschreibung heraus. Man müsse dem Bürger „ehrlich entgegentreten“, der schon mit dem Freibad in seiner jetzigen Form mit jährlich rund 300 000 Euro Zuschussbedarf in den Genuss einer großen Serviceleistung komme.
In seiner Amtszeit bis 2025 sieht Michalzik eine grundsätzliche Maßnahme im Freibad nicht mehr. Wenn man die mit erheblichen Investitionen behaftete Frage stellen möchte, „wollen wir das weiter bieten“, sei das eine Sache der nächsten oder vielleicht erst übernächsten Legislaturperiode. Kleinere Maßnahmen – ok. Ansonsten aber „werden die Bürger eine Zeitlang damit leben müssen, dass das Freibad erst mal so bleibt, wie es ist“.
Ratsfrau Gertrud Martin hinterfragt Darstellung
CDU-Ratsfrau Gertrud Martin fragte nach dieser Zustandsbeschreibung im Hauptausschuss am Donnerstag nach der Qualität des Freibad-Angebotes insgesamt. Bürgermeister Martin Michalzik stellte daraufhin in sechs Schritten die Vorzüge der Wickeder Freizeiteinrichtung dar.
Dies seien eine Top-Lage, die einladenden Edelstahlbecken mit einer einwandfrei funktionierenden Wasseraufbereitungstechnik, zudem ein engagiertes Team und ein attraktives Kiosk-Angebot, insgesamt also ein gemütlicher und einladender Charakter für alle Badegäste.
Auf einen zweiten, tieferen Blick lasse die Substanz des Gebäudes erhebliche Schwächen erkennen, nicht das Freibad insgesamt. Für die Besucher seien die ersten sechs Punkte relevant, die „erheblichen Schwächen“ der Gebäudesubstanz seien Thema von Rat und Verwaltung.