Keine Frage: Es gab Probleme, gerade junge männliche Geflüchtete sorgten für Schlagzeilen, „das war für so ein kleine Gemeinde auch nur bedingt auszuhalten“, meint Schemm. Es sei nicht darum gegangen, die Situation schönzureden und die Probleme zu negieren. Aber man habe sich mit dem Wunsch zu helfen andererseits auch nicht beeindrucken lassen wollen von der Hektik, sondern ruhig und konzentriert auf die Unterstützung der Menschen in der ZUE hingearbeitet.
Als eindeutig beruhigender Faktor kam später der neue Status der ZUE als Aufnahmeeinrichtung für junge Mütter sowie Menschen mit besonderem Schutzbedürfnis hinzu.
Der Freundeskreis wurde aber auch da nicht müde, seine Unterstützung fortzusetzen. Zu ihrem Einsatz hatten die Akteure von Anfang an deutlich gemacht, dass sie ihre Hilfe nicht als Wettbewerb zu karitativen Verbänden verstanden wissen wollen, sondern als ergänzende Kooperation.
Selbst wenn sich der weit überwiegende Teil der Arbeit auf die Beschaffung vielfältiger Hilfestellungen vom Rollstuhl bis zum Spielgerät konzentriert, gab und gibt es doch auch Aktion, die den direkten Kontakt zwischen den Bewohnern von ZUE und Gemeinde im Blick haben.
Die große Kochaktion im Wildwald etwa, bei der Bewohnerinnen der ZUE über dem offenen Feuer Gerichte aus ihrer Heimat zubereiteten und an die Besucher verschenkten. „Da gab es viele Berührungspunkte, viel Interaktion“, erinnert sich Martin Schemm. Oder jüngst die Finanzierung der Aktion zum Weltkindertag, bei der die Kinder aus der ZUE mit den Grundschülern zusammenkamen. Überhaupt sind die Kinder ein Schwerpunkt der Förderarbeit durch den Freundeskreis.
Dessen Mitglieder übrigens arbeiten samt und sonders ehrenamtlich, Spritgeld und Aufwandsentschädigungen sind hier nicht vorgesehen, vielmehr geben die Aktiven neben den Spendern und Unterstützern auch selbst noch Geld dazu.
Dass der Flüchtlingsrat NRW am 20. November im Kulturzentrum Zeche Carl bei seinem vierten Ehrenamtspreis neben sechs weiteren Nominierten nun auch den Wickeder Freundeskreis präsentiert, hat nach dessen Bewerbung möglicherweise damit zu tun, dass es landesweit nur insgesamt drei Initiativen gibt, die ausschließlich auf eine Landeseinrichtung ausgerichtet sind.
Das klang auch durch, als die Geschäftsführerin des Flüchtlingsrates NRW, Birgit Naujoks, im Rahmen der Nominierung vor Ort war. Dazu wurde ein kleines Filmportrait aufgenommen, das bei der Verleihungsfeier im Kulturzentrum Zeche Carl in Essen gezeigt wird.
Nun harren die Mitglieder der Dinge, die da an diesem Abend kommen. „Wir sind ganz gespannt“, fiebert auch Martin Schemm dem Tag entgegen. Ob die Siegerprämie schließlich dem Freundeskreis zugesprochen wird, bleibt offen. Sicher ist aber schon eines: Sollte die heimische Initiative den mit 500 Euro dotierten Preis gewinnen, fließt er eins zu eins in die weitere Unterstützung für die ZUE ein.