Teilweise lägen jahrelange Aufenthalte in Flüchtlingscamps hinter ihnen. In einigen Fällen seien die nächsten Angehörigen noch über verschiedene Länder verteilt – oder wurden in Deutschland durch die Zuteilungsbürokratie auf unterschiedliche Orte zerstreut.
Der 39-jährige Ali G. ist gleich zweifacher Flüchtling. Erst floh er vor dem Krieg in Syriern und ließ sich in der Ukraine nieder, habe dort als Zahnarzt praktiziert, ehe dann mit dem russischen Überfall auch dort der Krieg begann. „Er spricht fünf Sprachen und möchte rasch wieder Patienten helfen können“, erfuhr Bürgermeister Michalzik. Ein weiterer Mann aus Syrien sei Schneider. Er habe Aussicht, schon in Kürze in einer Nachbarstadt Arbeit und Auskommen zu finden.
Die wichtigste Aufgabe sei es nun, die deutsche Sprache zu lernen, unterstrich der Bürgermeister. „Da es für die nächsten Jobcenterkurse aber leider sehr lange Wartelisten bis ins nächste Frühjahr gibt, würden wir als Gemeinde gerne selbst etwas anbieten und suchen nach geeigneten Lehrkräften für einen Einsteigerkursus. Leider trotz intensiver Bemühungen unserer VHS bisher ohne Erfolg“.
Ein weitere Herausforderung sei das Finden geeigneten Wohnraums. Für die Geflüchteten mit Kindern sei die enge Wohnsituation in den Übergangsräumen im Dachgeschoss der früheren Westerheideschule nicht günstig. „Das gilt gerade für eine Familie, die in Kürze weiteren Nachwuchs erwartet“, wird Birte Deigmann zitiert, die sich im kleinen Team des Sozialamtes besonders intensiv um Flüchtlinge kümmere.
„Wir sind sehr dankbar für die Aufnahme in Deutschland“ – das hätten ihm die Männer versichert, die derzeit in kleinen Zweibettzimmern in der kommunalen Unterkunft für Wohnungslose in der Erlenstraße untergebracht sind. „Aber um die Belastungen der zurückliegenden Jahre zu verarbeiten und den Kopf für die Aufgaben, die jetzt vor ihnen liegen, frei zu bekommen, wäre eine andere Wohnsituation mit etwas Rückzugsmöglichkeit im eigenem Zimmer wertvoll, etwa in kleinen WGs“, setzt der Bürgermeister hinzu.
„Wie schwierig die Situation auch für wohnungssuchende Einheimische ist, habe ich den Neuankömmlingen erläutert. Doch hier und da kann es immer noch Reserven geben: Als Gemeinde würden wir als Erstmieter eintreten können und ein Kennenlernen zwischen möglichen Mietern aus dem Kreis der Flüchtlinge und Wohnungsgebern organisieren“, bietet Michalzik an.
Für die Zukunft der Wickede zugewiesenen syrischen Neubürger vor Ort formuliert Bürgermeister Martin Michalzik eine gemeinsame Perspektive. „Ich bin überzeugt, uns alle verbinden zwei wichtige Ziele: Dass diese Neubürger bei uns bald neue Sicherheit und Zuversicht spüren – und dass Sie sich möglichst schnell tatkräftig und produktiv als Nachbarn in Wirtschaft und Zusammenleben der Gemeinde einbringen können, z.B. im Blick auf den großen Arbeitskräftebedarf in unserem Land“.