Die Unterbringung in dem ehemaligen katholischen Gemeindezentrum erfolgt gegenwärtig im großflächigen Kellerbereich. Hier seien neben den beiden neuen Bewohnern auch weitere Einquartierungen zu erwarten, erläutert Bürgermeister Martin Michalzik. Und auch für eine Nutzung des Erdgeschosses darüber stehe man mit dem Eigentümer im Gespräch. Gekauft worden war das Roncalli-Haus im Frühjahr 2021 von der Werler Firma Wimmeler Planen und Bauen GmbH. Sie möchte hier langfristig das Bauprojekt „Wohnen am grünen Erbketal“ umsetzen.
Mit großem Zeitdruck aber hatte der neue Eigentümer seine Planungen bei Übernahme der Immobilie vor zwei Jahren nicht versehen. Da kommt es der Firma Wimmeler ebenso wie der Kommune offenbar entgegen, das Haus nun übergangsweise als Unterkunft für Geflüchtete oder Menschen mit abgeschlossenem Asylantrag zu nutzen.
Nach den jüngsten Zuweisungen sind „alle anderen, gemeindeeigenen Kapazitäten ausgeschöpft“, erläutert der Bürgermeister zur aktuellen Situation. Die Unterbringungsmöglichkeiten in der Westerheideschule sind unter anderem mit einer fünfköpfigen Familie in zwei Zimmern belegt, in Kürze steht hier sogar noch Familienzuwachs ins Haus.
Wie seit Jahren ist die Kommune bemüht, die aufgenommenen Menschen möglichst bald in den privaten Wohnungsmarkt hinein zu vermitteln. Aber auch dort werden die Ressourcen immer knapper, was nicht zuletzt an den eher ungünstigen Rahmenbedingungen für die Schaffung von Wohnraum generell liegt. Vom öffentlichen Wohnungsbaumarkt seien da gegenwärtig keine Entlastungen zu erwarten, heißt es aus dem Rathaus.
Komplett belegt sind auch die weiteren Unterkünfte der Kommune. An der Erlenstraße etwa sind die Räume für Männer als Doppelzimmer konzipiert. Das sei keine gute Ausgangsposition, wenn man nach langer Zeit der Flucht Ruhe finden, einen Job suchen und vielleicht irgendwann die Familie aus einem Kriegsgebiet oder einem Flüchtlingslager nachholen möchte, erläutert der Bürgermeister. Eine Situation also, die für die Integration nicht gerade förderlich ist.
„Im vergangenen Jahr haben wir 43 Menschen zugewiesen bekommen“, beziffert Michalzik die Zahl der Menschen mit bewilligtem Asylantrag oder einem gültigen Aufenthaltstitel, die mit der Wohnsitzauflage nun für wenigstens drei Jahre Mitbürger sind.
„In diesem Jahr werden es mindestens ebenso viele Menschen sein“, blickt der Rathauschef auf die nächsten Monate; nicht ohne Erwähnung, dass nach dem Schlüssel Wickede insgesamt noch wenigstens 100 Personen aufzunehmen habe. Die würden natürlich nicht auf einen Schlag zugewiesen, sondern peu a peu und stets in Abstimmung zwischen Kommune und Regierung. Aber dennoch: Vorsorge ist zu treffen.
Übrigens liegt diesen Zahlen die gegenwärtige politische Großwetterlage zugrunde. Die kann sich angesichts des sensiblen Gefüges aus Machtstreben und wirtschaftlichen Interessen z.B. in der Region am östlichen Mittelmeer schnell ändern. Dann könnten in kurzer Zeit weitere Millionen Menschen auf den Westen und damit auch auf Wickede zukommen.
Vor diesem Hintergrund ist die Kommune nach wie vor sehr interessiert an Bestandswohnungen mittlerer Qualität, die frei werden, um Menschen nach einer Übergangszeit in kommunalen Unterkünften ein echtes Zuhause und das Ankommen in der Gemeinde zu bieten. Hinweise werden in der Verwaltung gerne angenommen.