Priorität habe die Ausstellungshalle direkt angrenzend an das Humpert-Stammwerk. Hier sollen weitere Flächen für die Verwaltung des Unternehmens entstehen. „Vorrangig benötigen wir jetzt Schulungs- und Büroräume“, skizziert der Geschäftsführer den aktuellen Bedarf. Das Unternehmen brauche 15 bis 20 weitere Schreibtische, „zudem entsprechende Räumlichkeiten, in denen wir die Händler für unsere Marke ‘ergotec’ schulen können“, setzt er hinzu.
Weil sich das vorhandene Gebäude grundsätzlich eignet, sei man jetzt dabei, mit verschiedenen Skizzen den Raumbedarf in die jetzige Gebäudehülle einzupassen. Doch selbst, wenn das gelingt und es nicht zu einem Abriss und kompletten Neubau kommt, werden neben der zusätzlichen Aufteilung auch an der Substanz erhebliche Erneuerungsmaßnahmen notwendig sein.
Im südlichen Bereich direkt an B63 und Ruhrtalradweg sei ein repräsentatives Vertriebs- und Entwicklungszentrum vorgesehen. Für den direkten Kundenkontakt könnte hier künftig auch eine Servicestation für den Bike-Touristen dienen, zudem Produktausstellungen, aber auch Angebote zur Vermessung und Beratung, um dem Kunden vom Rahmen bis hin zur Ausstattung mit Lenker, Sattelstütze, etc. ein maßgeschneidertes Fahrrad empfehlen zu können.
Das ist wichtig für das beschwerdefreie, gesunde und begeisternde Radeln. Eine Stätte an der B63 also, die für den Kunden bei einem Besuch mit einem Mehrwert verbunden ist.
Das verspricht Frequenz: Bei in diesem Jahr bisher rund 166 500 an der Neheimer Zählstelle erfassten Nutzern der Strecke dürfte einiges an Publikum an einem solchen Service- und Informationspunkt hängen bleiben. Mit der Nachbarschaft zu Gastro-Angeboten wie dem Café Niehaves oder daneben dem Biergarten des Erlenhofes sollte sich mit diesen Plänen künftig ein attraktiver Anlaufpunkt für den Fahrrad-Tourismus entwickeln.
Ganz wichtig ist dabei für den Teilehersteller Humpert natürlich der direkte Kontakt mit dem Endverbraucher: Einen besseren Draht zur Zielgruppe kann man sich kaum wünschen.
Der Raumbedarf insbesondere im Bereich Verwaltung und Forschung ist nicht zuletzt der aktuellen Geschäftspolitik bei Humpert geschuldet. Frühere Bestrebungen zum „Outsourcing“, also zum Auslagern von Unternehmensleistungen, wie sie etwa mit dem Entwicklungs- und Vertriebsstützpunkt Fellbach bei Stuttgart etabliert worden waren, wandeln sich mittlerweile zum „Insourcing“. So sollen eben jene Entwicklungen künftig im Firmenkomplex vor Ort stattfinden.
Nachdem noch 2019 der Umbau der ehemaligen Hügel- und Thiele-Immobilie an der Erlenstraße für rund eine halbe Mio. Euro zum Entwicklungscenter umgebaut werden sollte, sind diese Planungen mit dem Kauf des Teschler-Centers gecancelt. Der Bau an der Erlenstraße wird nun künftig als Produktions- und Lagerstätte genutzt, während Forschung und Entwicklung im zugekauften Humpert-Komplex entstehen werden.
Die Kosten werden dort allerdings die Millionen-Grenze überschreiten, ein Neubau, wie er auf dem Gelände der Autowerkstatt an der B63 ins Auge gefasst ist, schlägt groben Berechnungen zufolge gut und gerne mit 2,5 Mio. Euro zu Buche, ein Umbau des Teschler-Centers schnell mit rund einer Million.
Millionenkosten für den Um- oder Neubau auf dem früheren Teschler-Gelände ebenso wie die aktuelle Situation auf dem Bausektor mit weiter zu erwartenden Verteuerungen, die Inflation und eine mögliche Rezession, zudem die abflauende Nachfrage auf dem Fahrradsektor nach dem Corona-Boom – all das sind Faktoren, die eher unternehmerische Zurückhaltung nahelegen.
Aber bei aller Vorsicht im Rahmen der anstehenden Erweiterungen: Der Kauf der Teschler-Immobilie ist nach den früheren großen Schritten ein weiteres bedeutendes Projekt des Unternehmens, das Wilhelm Humpert für die Gesamtentwicklung der Firma mit dem Prädikat „historisch“ versieht. Und der Geschäftsführer ist sicher, dass die Nutzung dieser Chance für die Zukunft des Familienbetriebs von erheblicher Bedeutung sein wird.