Die neue Einheit erweitert das Programm des DRK-Ortsvereins um ein bisher unbesetztes Feld der Hilfe und Rettung in Notsituationen. Lena Henschel und Christiane Dimigen stellten den Leistungsumfang der Einheit im DRK-Heim vor. Alleine die beiden waren mit ihren Hunden als Mantrailer seit Jahresbeginn bei über 60 Alarmierungen in ganz NRW im Einsatz.
Hunde bieten sich mit ihren besonderen Fähigkeiten in verschiedenen Einsatzbereichen an. Als Flächen-, Trümmer- oder Wassersuchhunde leisten sie bei ganz spezifischen Anforderungen unschätzbare Dienste. So auch die Mantrailer. Ihre Aufgabe ist das Suchen und Finden einer bestimmten Person anhand ihres Individualgeruchs.
Dabei kommt dem Hund, der sich an DNS und Hormonen orientiert, mit seinem enormen Geruchssinn zugute, dass der Mensch in jeder Minute rund 40 000 Hautpartikel verliert. Wenn dann die Hundeführer dem Tier einen Geruchsartikel vor die Nase halten, der eindeutig der vermissten Person zuzuordnen ist, beispielsweise eine Zahnbürste, getragene Wäsche, ein Schuh, Spucke oder auch Sperma, und die Suche an einem Punkt beginnt, wo sich die vermisste Person zuletzt aufhielt, geht der Vierbeiner der Spur nach.
Verschiedene Rahmenbedingungen beeinflussen die Suche. So etwa Wind, der die Geruchsspur des gesuchten Menschen über eine größere Fläche verteilen kann. Wie leistungsfähig die Mantrailerhunde dennoch sind, belegt eine Anforderung aus der Prüfung, die alle zwei Jahre zu absolvieren ist. Da nämlich muss eine bis zu 48 Stunden alte Spur über bis zu 1,8 Kilometern in maximal 60 Minuten gefunden werden – eine beachtliche Leistung.
Längst nicht jeder Hund eignet sich für eine solche Herausforderung. Die Tiere müssen überaus stressresistenz sein, um sich auch in Situationen mit Ablenkungen wie Menschenansammlungen, Hubschraubern und anderen Geräuschkulissen nicht ablenken zu lassen und stabil zu bleiben.
Die Eignung alleine macht’s dann aber noch nicht. Erst nach einer drei- bis fünfjährigen Ausbildung von Hund und Hundeführer, die mit rund zehn Trainingsstunden pro Woche und etwa 10 000 Euro Kosten zu Buche schlägt, sind die Teams aus Mensch und Tier so weit, dass sie eingesetzt werden können.
Zudem ist die Mitgliedschaft in einer Hilfsorganisation wie etwa dem DRK nötig, um beim Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste (LZPD) gelistet und damit dann auch offiziell eingesetzt werden zu können.
Die Mitglieder der Rettungshundeeinheit an der Ruhr sind dabei rund um die Uhr im Einsatz, müssen sich sogar aktiv beim LZPD abmelden, wenn sie mal verhindert sind. Die Autos der Hundeführer sind permanent einsatzbereit. Sie dienen bei einem Einsatz für die Tiere auch zur Erholung, weil die Vierbeiner etwa alle 45 Minuten oder rund drei Kilometer Suchstrecke eine Pause machen müssen.
Für die Mitglieder der Wickeder Rotkreuz-Gemeinschaft bietet der Anschluss der „Rettungshundeeinheit an der Ruhr“ eine interessante Ausweitung des eigenen Aufgabenfeldes. Denn ebenso wie die sechs neuen Mitglieder bisherige Arbeitsbereiche wie etwa den Sanitätsdienst bereichern, unterstützen Wickedes DRK-Kräfte künftig auch Einsätze der neuen Einheit im Ortsverein, beispielsweise als so genannte Flanker, die eine Suche mit dem Hund rundherum absichern, während sich Hund und Führer ganz auf die Suchaufgabe konzentrieren. Durch persönliche Kontakte waren die Mantrailer auf den Ortsverein Wickede aufmerksam geworden und vom bisherigen DRK-Ortsverein Ense nach Wickede gewechselt. Dort angeschlossen verbleiben weitere Fachdisziplinen der Rettungshunde-Bandbreite. Der Schritt war nach den ersten Überlegungen vor rund einem halben Jahr zwischen den Ortsvereinen ebenso wie mit dem Landesverband des DRK abgestimmt worden, erläuterte Barbara Richwy von der DRK-Gemeinschaft Wickede. Sie freut sich mit Axel Schneider als Führungsduo der DRK-Gemeinschaft gemeinsam mit dem gesamten Team über die Ausweitung des Umfangs der Hilfe, die vom DRK Wickede künftig geleistet werden kann.