1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Wickede

Doppelter Umsatz in sechs Monaten: „Deluxe Outlet“ will nun App auf den Markt bringen

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Klaus Bunte

Kommentare

Hanadi Hammoud handelt mit ihrem Mann Mohammed Chakroun über Facebook und auf Instagram im großen Still mit Sonderposten.
Hanadi Hammoud handelt mit ihrem Mann Mohammed Chakroun über Facebook und auf Instagram im großen Stil mit Sonderposten. © Privat

„Hanadi’s Marken Welt“ ist nicht nur auf Facebook für viele ein Begriff. Das Paar Hanadi Hammoud und Mohammed Chakroun wollen nun eine App auf den Markt bringen, um das Einkaufserlebnis zu optimieren.

Wickede – Ein Schild hängt noch immer nicht über der Tür. Nicht, weil sie vor lauter Arbeit gar nicht die Zeit dazu gefunden hätten, es aufzuhängen – obwohl das eine durchaus mögliche Erklärung wäre.

„Denn wir haben uns durch diese Geschäftsidee schon in jungen Jahren alle Wünsche erfüllt – außer Freizeit“, meint Hanadi Hammoud, die mit ihrem Mann Mohammed Chakroun über Facebook und auf Instagram im großen Stil mit Sonderposten handelt.

Umsatz verdoppelt

Und seit der Anzeiger vor fast genau einem halben Jahr erstmals darüber berichtete, habe sich der Umsatz verdoppelt, „wir liegen bei 22 000 Mitgliedern auf Instagram und bei 21 000 auf Facebook, und durch den Artikel hatten wir auch viele Einheimische, die uns hier besuchen kamen, zu Stammkunden wurden, online bestellen und die Waren hier abholen“.

Nein, das Schild hängt nur deshalb nicht über dem ansonsten unscheinbar wirkenden großen Wohngebäude direkt an der Ruhr, weil die Baugenehmigung noch nicht erteilt wurde.

Arbeiten bis zum Umfallen

Der Erfolg hat jedoch seine Schattenseite – die beiden arbeiten bis zum Umfallen, manchmal sind sie daher nicht mehr in der Lage, Bestellungen aufzunehmen, und auch der Lagerplatz stößt an seine Grenzen.

Sie regelt den Verkauf, er fährt zwischen Wickede und den Verteilerzentren der Post hin und her, damit die Pakete möglichst schnell bei der Kundschaft landen. Eine Expansion ist auf Grundlage des bisherigen Geschäftsmodells nicht möglich.

App für das Outlet Center

Daher arbeite Chakroun seit eineinhalb Jahren an einer App, gemeinsam mit einer „international renommierten und prämierten Entwicklerfirma, die auch die zukünftigen Mitarbeiter eingestellt hat und einlernt“.

Darüber soll aber nicht nur „Hanadi’s Marken Welt“ (so der Name der Facebookgruppe, während die Firma im Handelsregister eingetragen ist als „Deluxe Outlet“) ihren Verkauf regeln können, wodurch der derzeit noch recht komplizierte und daher für das Paar so zeitaufwändige Bestell- und Liefervorgang automatisiert werden soll.

„Tausende haben Konzept kopiert“

„Tausende haben mein Konzept bereits kopiert“, weiß die junge Geschäftsfrau. Und anstatt sie als Konkurrenz zu betrachten, wollen sie ihnen die Möglichkeit bieten, mit ins Boot zu steigen: Grob vergleichbar mit dem Amazon Marketplace, Ebay oder Wish, Portale also, über die etliche verschiedene Anbieter ihre Waren veräußern, sollen hier auch andere Verkäufer ihre Möglichkeit haben, ihre Waren anzubieten – aber eben auch im Livestream statt nur mit vorproduzierten Werbefilmen, eben so, wie man es von den Shopping-Sendern im Fernsehen kennt – oder eben aus Hanadi Hammouds Facebookgruppe.

Ein Jahr werde es noch dauern, bis die App an den Start gehen kann. Da diese über eine eigenständige Firma laufen werde, werde „Hanadi’s Marken Welt“ dort selber Kunde, bringe so jedoch bereits ihre enorme Reichweite mit ein, von der die anderen Verkäufer profitieren können.

App könnte das nächste Google werden

Die Anwendung existiere zurzeit als Prototyp und sei bereits an Kunden getestet worden, die Feedback gaben zu möglichen Schwachstellen, die dann korrigiert wurden.

Mohammed Chakroun ist überzeugt: „Von der Größe her könnte sie das nächste Google werden. Denn es hat für die Verkäufer und für Investoren ganz viel Potenzial nach oben.“

Geldgeber gesucht

Solche Geldgeber sucht das Paar noch, die zudem auch ihre eigenen Netzwerke mitbringen und eben das Wissen, wie man ein junges Unternehmen groß macht. Sich damit in die TV-Show „Höhle der Löwen“ zu begeben, lehnen die beiden zwar nicht ab, „aber erst, wenn die App wirklich fertig ist und wir bereits bei einem siebenstelligen Umsatz sind“.

Aktuell haben sie ein sogenanntes Pitch Deck, eine vertrauliche Marketingpräsentation, vorbereitet, mit dem sie an mögliche Investoren herantreten.

„Das war sehr teuer und aufwendig, aber ohne kann man sich nicht vernünftig bewerben“, meint Hanadi Hammoud, und Mohammed Chakroun ergänzt: „Darüber entscheidet sich erst, ob ein Investor überhaupt Interesse hat oder nicht.“

App-Inhalt bleibt Geheimnis

Stichwort vertraulich: Was genau das Pitch Deck, das wiederum auch nur die wichtigsten Punkte abhandelt, neben offiziellen Statistiken wie solche der IHK noch enthält und was die App genau von anderen unterscheiden wird, damit rücken die beiden noch nicht raus, denn die Konkurrenz schläft nicht, und man will ihr seine Arbeit nicht auf dem Silbertablett anbieten:

„Wir müssen als Erste damit auf dem Markt sein. Und wir haben eineinhalb Jahre und viel Geld in die Entwicklung investiert und darin, zu schauen, worin die Fehler anderer Plattformen bestehen oder welche Funktionen dort kaum verwendet werden.“

Paar spendet für den guten Zweck

Seinen wirtschaftlichen Erfolg und seine Reichweite nutzt das Paar jedoch auch für den guten Zweck: Selber spendeten die beiden über die Stiftung „Tuisa“ bereits 5 000 Euro zur Rettung eines Kindes aus der Türkei, das an Spinaler Muskelatrophie bei Säuglingen erkrankt ist.

Eine einzige Spritze könne sein Leben retten, aber die koste 1,8 Millionen Dollar, „es ist das teuerste Medikament der Welt“, und muss innerhalb seiner ersten beiden Lebensjahre verabreicht werden. Ein erster Spendenaufruf brachte 10 000 Euro.

Urlaub in der Türkei verlost

Das Paar verloste dann auf seinem Portal unter allen, die mindestens 3 Euro spendeten und ihm die Spendenquittung vorlegten, seinen eigenen einwöchigen Urlaub in einer Villa in der Türkei.

Aktuell haben sie mit einem Partner einen Thermomix zur Verlosung zur Verfügung gestellt. „Denn ich kann mir einfach nicht erklären, warum ein Kind, das eine 95-prozentige Heilungschance hat, leiden muss, nur weil das Medikament so teuer ist. Und ich habe mir gesagt, wenn dem Kind was passiert, werde ich mir später Vorwürfe machen, wenn ich meine Reichweite nicht genutzt habe, um ihm zu helfen.“ Das Spendenziel sei wohl in circa 14 Tagen erreicht.

Sie stifteten zudem den Ukraine-Konvois von „Hilbeck hilft“ eine große Palette voller Drogerie-Artikel aus dem Großhandel, wollen zudem eine Dortmunder Klinik mit Besuchen und Geschenken unterstützen.

„Als wären wir eine einzige große Familie“

Einen Anteil am Erfolg hätten aber auch noch zwei andere Faktoren, ist Hanadi Hammoud überzeugt: „Einerseits natürlich unsere Kunden, die mir mitteilen, dass sie es schätzen, dass ich mich so gebe, wie ich bin“ – in der Tat, in ihren Posts in der Gruppe spricht sie frei von der Leber weg, somit aber auch auf Augenhöhe mit den Kunden.

„Ich habe diese Gruppe anfangs ja nicht professionell aufgebaut, sondern so, als wären wir alle eine einzige große Familie“, die sich freilich in einer Geschwindigkeit vermehrt, mit der es kein Kaninchen der Welt aufnehmen kann. „Sie haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind.“

Zum anderen ist da ihr Wohnhaus, das wohl ein Glücksbringer sei, da hier schon ein anderes großes Wickeder Unternehmen seine Anfänge genommen habe: „Wir haben es der Familie Hillebrand abgekauft. In dieser Garage begann die Geschichte der Firma WHW Hillebrand.“

Auch interessant

Kommentare