Der im Pandemiejahr 2020 eingeführte Online-Ticket-Verkauf wurde 2022 durch ein digitales Einlasskreuz ergänzt; die von Besuchern gut angenommenen Kunststoffkarten für Saisontickets können 2023 wieder verwendet werden. Zusätzlich gab es in diesem Jahr die Möglichkeit, Einzeltickets an der Kasse zu erstehen, – 70 Prozent der Karten wurden Online, 30 Prozent bar gekauft.
Bürgermeister Martin Michalzik ergänzte die nackten Zahlen mit Erläuterungen, Erklärungsversuchen und Ausblicken. „Kommunen im Umland haben ihre Freibäder in den Jahren geschlossen. Wir als Rat und Verwaltung stehen hinter der Einrichtung. Wir finden sie wichtig“, machte er klar. Mit 46 000 Besuchern seien die Kapazitäten unterausgelastet, in normalen Zeiten seien es 70 000 bis 90 000 Besucher, im Jahr 2003 sogar 130 000 gewesen.
Neben einem veränderten Freizeitverhalten – so mancher habe einen Pool im Garten – und wechselnder Trendsportarten, seien einige Menschen nach der Pandemie noch verhalten, kämen auch nicht zu öffentlichen Veranstaltungen. Zudem hätten Schüler bis in den Nachmittag hinein Schule und träfen sich dann eher virtuell.
Die Nummernschilder auf dem Parkplatz sprächen jedoch für die Attraktivität des Bades. Der im vergangenen Jahr festgestellte Erneuerungsaufwand habe den Badebetrieb nicht gestört, im Gegenteil, die Gäste, die gekommen sind, hätten sich gefreut, wieder ungezwungener baden gehen zu können. „Wir hatten ein gut aufgestelltes Team und auch die Pächter waren mit der Saison zufrieden und zeigen Interesse, in der nächsten Saison weiter zu machen“, berichtet der Verwaltungschef.
„Das Bad ist uns lieb und wertvoll, wenn nicht zu sagen, teuer“, fuhr er dann fort, jeder Badende werde bei Kosten von 310 000 Euro seitens der Gemeinde mit 6.61 Euro bezuschusst, davon würden besonders die profitieren, die regelmäßig schwimmen.
Überlegungen von Sören Schellhoff (SPD), den Eintritt zu senken, lehnte Michalzik ab, kündigte aber an, man werde sich Anfang des kommenden Jahres mit dem Tarifsystem auseinander setzen,
Angesichts der diesjährigen Gaspreise sagte Michalzik: „Die Absorber-Anlage auf dem Dach hat das Wasser mit Sonnenenergie auf eine annehmbare Temperatur gebracht.“ Nur der Mai sei zu kalt gewesen.
Für das kommende Jahr stellte der Bürgermeister eine modernisierte und barrierefrei gestaltete WC-Anlage, die dem inklusiven Gedanken gerecht werde, in Aussicht. Finanziert werde diese Maßnahme aus den Landesmitteln für moderne Sportstätten, die noch bis Ende 2023 verwendet werden könnten. Von den ursprünglich 300 000 Euro stünden noch etwa 100 000 Euro zur Verfügung.
An Michalziks Freude darüber, dass das heimische Becken auch von Schulen genutzt werde, schloss sich eine Bestandsaufnahme bezüglich der Schwimmfähigkeiten von Schulkindern und der Schwierigkeiten ein Becken für den Schwimmunterricht zu bekommen, an.
„Wir kooperieren für den Unterricht in den 5. und 6. Klassen mit der Engelhard-Schule, teilen uns einen Bus nach Werl. Wenn möglich gehen wir auch in das Freibad“, berichtete Sekundarschulleiter Peter Zarnitz. Wie viele Kinder nicht schwimmen könnten, wurden die drei anwesenden Schulleiter von mehreren Seiten gefragt. „Von den 42 neu aufgenommenen Schülern stehen bei uns 15 auf der „To-Do-Liste“ für einen der neun freien Plätze im Bus nach Werl“, antwortete Zarnitz
Seine Kollegin Deliah Heck von der Melanchthon-Grundschule ergänzte: „Früher kamen die Kinder mit stolzer Brust und Seepferdchen-Abzeichen in die Schule. Heute scheint das Familien nicht mehr so wichtig zu sein. Man fährt in diese Spaßbäder zum Planschen, aber nicht mehr zum Bahnen ziehen oder um die verschiedenen Schwimmtechniken wie Kraulen oder Schmetterling zu trainieren.“
Darüber hinaus würden Eltern von langen Wartezeiten für Schwimmkurse berichten, erzählte Brigitte Tavus von der Engelhardschule und machte einen konstruktiven Vorschlag: „Vielleicht gibt es jemanden, der hier im Freibad Schwimmunterricht anbieten kann.“
„Es ist ein Reflex der Gesellschaft: Die Schulen sollen es regeln. Wir bemühen uns, aber es gelingt uns nicht“, sagte Zarnitz. Der Schwimmunterricht sei Bestandteil des schulischen Sportangebotes, ergänzte Tavus, aber „wenn ich keine räumlichen Möglichkeiten habe, kann ich auch nichts anbieten.“Zudem finde der Unterricht in der 7./8. Stunde im Werler Bad während des öffentlichen Schwimmbetriebs statt, das werde jetzt auch noch renoviert. Und Zeitfenster dort seien unfassbar schwer zu bekommen, ergänzte Heck.