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Zinsanstieg sorgt den Kämmerer

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Von: Martin Hüttenbrink

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Geld scheine und Münzen
Auch für die Kommunen wird es wieder teurer, Geld aufzunehmen. © © Andreas Rother

Weniger mit einem lachenden, denn mit einem weinenden Auge verfolgt Wickedes Kämmerer Christian Wiese die aktuelle Zinsentwicklung. Die Zeiten der Nullzinsphase sind vorbei, wurden hinsichtlich langfristiger Darlehnsverträge auch gut genutzt. Dennoch hat die Kommune weiteren Finanzbedarf in Millionenhöhe. Und da wäre es Wiese wesentlich wohler, wenn die Darlehen weiter so günstig wie noch zum Jahresbeginn wären.

Wickede – „Wir können uns alle noch an den Anfang der 90er Jahre erinnern“, blickt Wickedes Kämmerer zurück: „Damals hatten wir noch über 10 Prozent Zinsen“. Bei einer Investition wie etwa für Toilettenbau und Pausenhalle der Melanchthonschule nebst neuem Schulhof mit rund 1,5 Mio. Gesamtkosten wären das jedes Jahr 150 000 Euro mehr, die an Zinsen aufgebracht werden müssten.

Da konnte sich die Gemeinde in den vergangenen Jahren auf dem Kapitalmarkt wesentlich günstiger bedienen. Beim Blick auf den Bestand berichtet der Kämmerer von 44 langfristig aufgenommenen Darlehen mit einem durchschnittlichen Zinssatz von 1,63 Prozent. Darin auch alte Finanzierungen zu deutlich höheren Konditionen.

„Das ist ein guter Schnitt“, freut sich Christian Wiese beim Vergleich mit dem Zinsniveau früherer Jahrzehnte. Aber der Blick nach vorne legt auch nahe: Die rosigen Zeiten sind vorbei. Noch vor wenigen Monaten kostete das Leihen von Finanzmitteln nichts. Im Gegenteil profitierte der Kreditnehmer sogar noch durch die als Strafzinsen apostrophierten „Verwahrentgelte“.

Energiepreise treiben

Doch die enormen Preissteigerungen auf dem Energiesektor treiben auch die Inflation in die Höhe. Immerhin bestimmen die Preise für Öl, Gas und Strom die Inflationsentwicklung zu rund 80 Prozent. Um das in den Griff zu bekommen, werden die Zinsen angehoben. Würde sich die Kommun jetzt Geld leihen, müsste sie bereits gut und gerne mit 1,5 Prozent Zinsen rechnen.

Und das spiele dann schon eine Rolle, „wenn ich überlege, was wir noch für Investitionen vor der Brust haben“, sagt Kämmerer Wiese. Das Bürgerhaus, die Kindergärten in Echthausen und Wiehagen, die Feuerwehr, der Straßen- und der Kanalbau seien einige der größeren Projekt.

Gut für die Gemeinde immerhin: Der Bestand an Kassen- oder Liquiditätskrediten wurde schon vor geraumer Zeit ‘runtergefahren. Bei diesem quasi Überziehungskredit ist die Kommune sofort und direkt von jeder Zinssteigerung betroffen, kommen dann je nach Aufnahme schnell nicht eingeplante Ausgaben in fünf- oder sechsstelliger Höhe hinzu. „Aber da haben wir im Moment nichts, da sind wir save“, meint Kämmerer Wiese.

Von den zurückliegenden Phasen der Strafzinsen war die Kommune übrigens nicht nur in einer Richtung betroffen, profitierte also nicht nur als Kreditnehmer. Andererseits nämlich galt auch für den Gemeindehaushalt: Guthaben kostet. „Die Negativzinsentwicklung – das war das Verrückte in den vergangenen Jahren“, blickt Kämmerer Christian Wiese auf diese Phase zurück.

Da nämlich drohten etwa zum Steuertermin mit Eingängen in Millionenhöhe auch der Gemeinde Kosten durch die Verwahrentgelte. Da war im Rathaus am Marktplatz wie in unzähligen anderen Kommunen auch die Haushaltsführung in gänzlich neuer und ungewohnter Weise gefragt.

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