1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Wickede

Iranische Künstlerin thematisiert die Proteste

Erstellt:

Von: Andreas Hein

Kommentare

Vier Personen mit Bild
Wickede cut Hein Ausstellung Yasaman Aghayori im Rathaus 10 2022 (2).jpg © Hein

Die seit September im Iran herrschenden Proteste und Demonstrationen für Demokratie und Menschenrechte wirken fern. Doch eine junge Kunststudentin zeigt, wie klein die Welt ist und dass auch Deutschland, das Land NRW und die Gemeinde Wickede (Ruhr) eine Rolle im Großen und Ganzen spielen. Yasaman Aghayori wohnt in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Wimbern – und die junge Künstlerin stellt einige ihrer Arbeiten derzeit im Rathaus aus.

Wickede – „Verfolgung, Folter, Todesangst, Gewalt und Vergewaltigung insbesondere gegen kurdische Frauen und Inhaftierung von Familienangehörigen durch die iranische Geheim- und Sittenpolizei!“ – Gründe zur Flucht hatte die erst knapp 20-jährige Kunststudentin wahrlich genug. Nun ist Yasaman Aghayori mit ihrer Mutter, die im iranischen Untergrund als politisch arbeitende Journalistin nur knapp einer Inhaftierung entging und ihrer kleinen Schwester in der ZUE in Wickede gelandet.

Über das Schicksal ihres Vaters und weiterer Verwandter weiß die Künstlerin nichts oder wenig. Die tägliche Sorge um ihre Angehörigen trägt sie nach eigenem Bekunden stets im Herzen. Doch gerade jetzt will sie mit ihrer Kunst weitermachen und den Menschen vermitteln, in welch dramatischen und bedrohlichen Lebenssituationen sich derzeit insbesondere kurdische Frauen im Iran befinden. Yasaman Aghayori hat in der ZUE unter anderem vier Collagen angefertigt, die nun im Rathausfenster zu sehen sind.

Zerrissenheit der Jugend

Sie zeigen die aktuelle Zerrissenheit insbesondere junger Menschen im Iran, erläuterte die Kunststudentin bei der Eröffnung. „Einerseits lieben die Leute ihre Heimat und wollen für die Realisierung der Menschenrechte kämpfen, andererseits fürchten sie täglich um Leib und Leben und dürfen sich öffentlich zu diesen Themen in keinster Weise äußern, weder politisch noch künstlerisch“, so Yasaman Aghayori.

Der Zusammenhalt unter den Menschen sei da, sie spüren, dass es an der Zeit ist, sich zu wehren. Besonders die jungen Menschen haben Fragen über ihre Herkunft, ihre Wurzeln und ihre Zukunft. Doch sie erhalten keine Antwort. „Die Gedichte auf dem letzten Bild zeigen die kleine Hoffnung der Menschen auf eine lebenswerte Zukunft“, übersetzte bei der Eröffnung Dolmetscher Shapour Razavi die Ausführungen der Künstlerin zu ihren Werken.

Weitere Ausstellung

„Die kleine Ausstellung wird bis zum 25. November im Rathaus zu sehen sein. Dann soll eine weitere Ausstellung zu den ‚Orange Days‘ folgen, eine weltweite Aktion der ‚Womans UN‘ zum Thema ‚Frauenrechte sind Menschenrechte‘“, erläuterte Gleichstellungsbeauftragte Sandra Zöller.

Bei der Eröffnung der kleinen Ausstellung mit Collagen der iranischen Kunststudentin hieß auch Bürgermeister Martin Michalzik die junge Künstlerin im Namen der Gemeinde herzlich willkommen. Michalzik überreichte zur Begrüßung nicht zuletzt ein kleines Präsent.

Gerührt bedankte sich die Kunststudentin für diesen Empfang und das Begrüßungsgeschenk. Ysaman Aghayori zeigte sich zudem hocherfreut, dass der Bürgermeister einer ihrer Arbeiten nach der Ausstellung für das Rathaus erwerben möchte.

Auch interessant

Kommentare