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99 Prozent für die Fusion

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Von: Martin Hüttenbrink

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Saalblick mit Abstimmung
Der entscheidende Moment: Mit fast 99 Prozent der Stimmen votierten die Anwesenden für die Fusion. © Martin Hüttenbrink

262 Volksbank-Mitglieder und Vertretungsberechtigte mit insgesamt 527 Stimmen haben am Dienstagabend klar entschieden. Mit 521 gegen sechs Stimmen sprach sich eine Mehrheit von knapp 99 Prozent für die Fusion mit der Mendener Bank aus. Mit dem Votum am Mittwochabend in Menden ist damit die Verschmelzung der Häuser rückwirkend zum 1. Januar 2023 perfekt.

Wickede – Die Generalversammlung der Volksbank Wickede war so etwas wie der Gegenentwurf zu jenem Abend Ende September 2022, als in geheimer Wahl 217 Stimmen abgegeben wurden, aber 61 davon und damit mehr als 25 Prozent gegen die Fusion ausfielen. Diesmal waren es weit mehr als doppelt so viele Stimmen, die zudem in öffentlicher Abstimmung gegeben wurden.

Das Meer grüner, für die Fusion erhobener Wahlkarten in der Gemeindehalle Echthausen belegte: Vorstand und Aufsichtsrat haben nach der geplatzten Abstimmung im Vorjahr gelernt, haben intensiv Überzeugungsarbeit geleistet und damit die Gruppe der 61 Fusionsgegner aus dem Vorjahr auf ein Zehntel minimiert. Gleichzeitig gelang es, nun auch jene Mitglieder zu aktivieren, die zwar pro Fusion gestimmt waren, aber erst gar nicht zur ersten Abstimmung kamen, weil die Bankenhochzeit für sie als sichere Sache galt.

Ein Appell zur Zustimmung kam am Dienstag nicht zuletzt von Gerd Pieper, Wickeder Banken-Urgestein und nach seiner Berufsjugend bei der SpaDaKa später beim Nachfolger Volksbank über 40 Jahre vor Ort eine Identifikationsfigur des örtlichen Genossenschaftswesens. Er hatte im September 2022 noch gegen die Fusion gestimmt, zeigte sich nach intensiven Diskussionen nun aber überzeugt, dass dies der richtige Weg ist: „Ich bin heute Befürworter dieser Fusion“.

„Vollwertige Filiale“

Als Hardliner gegen die Bankenhochzeit hatte noch einmal Engelbert Gurka das Wort ergriffen. Er prognostizierte gleich die nächste Verschmelzung. Nicht lange, dann werde die Verbindung aus Wickede (rund 170 Millionen Bilanzsumme) und Menden (etwa 450 Millionen) mit der Märkischen Bank und ihrer Bilanzsumme von rund 1,5 Milliarden fusionieren.

Die Stimmung in der Mitgliederschaft aber vermochte Gurka am Dienstagabend nicht mehr zu kippen. Zumal vor der Aussprache der Vorstand noch einmal um Zustimmung gebeten und Holger Schwarz versprochen hatte, dass der Standort Wickede „eine vollwertige Bankfiliale mit stets ausreichender Kreditbewilligungskompetenz“ bleiben und nicht zum „Service-Center“ degradiert werde.

Als Werbung für die Fusion wirkten auch die Worte von Vorstand Joachim Bauerdick, seit 14 Jahren vor Ort Bankdirektor, seit 44 Jahren im Bankenwesen tätig. Er beteuerte nicht zuletzt, wie sehr ihm als vor Ort Gebürtiger an Bank und Gemeinde gelegen sei.

Wiederwahl von Aufsichtsrat Catalán Bermúdez

Positiv zudem die Präsentation der Perspektiven: Dieter Schulz, Abteilungsleiter beim Genossenschaftsverband, gab im Bericht über das Prüfgutachten zur Fusion den Ausblick beider Banken weiter, die mit gemeinsamer Kraft bis 2027 „das Betriebsergebnis kontinuierlich auf das Doppelte steigern“ wollen.

Eingeleitet worden war die Generalversammlung mit den Beschlüssen zum Geschäftsjahr 2022, das in der Bilanzsumme um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 169 Millionen Euro sank, von deren 152 000 Euro Bilanzgewinn 107 000 Euro in die Rücklage gehen und mit 45 000 Euro eine Dividende von 2 Prozent ausgeschüttet wird. Für soziale und gemeinnützige Zwecke hatte die Bank 2022 rund 19 000 Euro zur Verfügung gestellt.

Neben der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat war José Catalán Bermúdez einstimmig für das Kontrollgremium wiedergewählt worden. Seine Wahlperiode läuft bis 2026, die der Aufsichtsräte Jürgen Kleine bis 2025 und Klaus Klatetzki bis 2024. Zu dritt werden sie in den neuen, zunächst achtköpfigen Aufsichtsrat der fusionierten Bank gehen, dessen Mitgliederzahl aber später schrumpfen wird.

Lange Schlange beim Einlass

Die fast durchweg positive Einstellung der Besucher der Generalversammlung pro Fusion war am Dienstag zunächst auf eine unerwartete Probe gestellt worden. Vor der Gemeindehalle bildete sich eine lange Schlange, die auf Einlass wartete. Bis zu rund einer Stunde lang mussten die Mitglieder und Bevollmächtigten ausharren, bevor sie in den Versammlungssaal gelangten.

Gerade die Vielzahl der Vollmachten, für die es beim Einlass erst nach ordnungsgemäßer Prüfung die grünen Stimmkarten gab, sorgte für Verzögerungen. Bankmitarbeiter baten die Wartenden um Verständnis und verteilten Getränke. Mit zwei oder drei Kontrollstellen statt nur einer hätte dieser Vorgang, dessen Ausmaß die Verantwortlichen selbst überraschte, deutlich abgekürzt werden können.

Die Besucher trugen es mit Fassung, und nach einer Entschuldigung bei der Begrüßung von Aufsichtsratschef Klaus Klatetzki war der etwas holprige Start zu dieser historischen, weil allerletzten Generalversammlung ihrer Art der Volksbank Wickede (Ruhr) eG schließlich vergessen.

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