Als Hardliner gegen die Bankenhochzeit hatte noch einmal Engelbert Gurka das Wort ergriffen. Er prognostizierte gleich die nächste Verschmelzung. Nicht lange, dann werde die Verbindung aus Wickede (rund 170 Millionen Bilanzsumme) und Menden (etwa 450 Millionen) mit der Märkischen Bank und ihrer Bilanzsumme von rund 1,5 Milliarden fusionieren.
Die Stimmung in der Mitgliederschaft aber vermochte Gurka am Dienstagabend nicht mehr zu kippen. Zumal vor der Aussprache der Vorstand noch einmal um Zustimmung gebeten und Holger Schwarz versprochen hatte, dass der Standort Wickede „eine vollwertige Bankfiliale mit stets ausreichender Kreditbewilligungskompetenz“ bleiben und nicht zum „Service-Center“ degradiert werde.
Als Werbung für die Fusion wirkten auch die Worte von Vorstand Joachim Bauerdick, seit 14 Jahren vor Ort Bankdirektor, seit 44 Jahren im Bankenwesen tätig. Er beteuerte nicht zuletzt, wie sehr ihm als vor Ort Gebürtiger an Bank und Gemeinde gelegen sei.
Positiv zudem die Präsentation der Perspektiven: Dieter Schulz, Abteilungsleiter beim Genossenschaftsverband, gab im Bericht über das Prüfgutachten zur Fusion den Ausblick beider Banken weiter, die mit gemeinsamer Kraft bis 2027 „das Betriebsergebnis kontinuierlich auf das Doppelte steigern“ wollen.
Eingeleitet worden war die Generalversammlung mit den Beschlüssen zum Geschäftsjahr 2022, das in der Bilanzsumme um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 169 Millionen Euro sank, von deren 152 000 Euro Bilanzgewinn 107 000 Euro in die Rücklage gehen und mit 45 000 Euro eine Dividende von 2 Prozent ausgeschüttet wird. Für soziale und gemeinnützige Zwecke hatte die Bank 2022 rund 19 000 Euro zur Verfügung gestellt.
Neben der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat war José Catalán Bermúdez einstimmig für das Kontrollgremium wiedergewählt worden. Seine Wahlperiode läuft bis 2026, die der Aufsichtsräte Jürgen Kleine bis 2025 und Klaus Klatetzki bis 2024. Zu dritt werden sie in den neuen, zunächst achtköpfigen Aufsichtsrat der fusionierten Bank gehen, dessen Mitgliederzahl aber später schrumpfen wird.
Die fast durchweg positive Einstellung der Besucher der Generalversammlung pro Fusion war am Dienstag zunächst auf eine unerwartete Probe gestellt worden. Vor der Gemeindehalle bildete sich eine lange Schlange, die auf Einlass wartete. Bis zu rund einer Stunde lang mussten die Mitglieder und Bevollmächtigten ausharren, bevor sie in den Versammlungssaal gelangten.
Gerade die Vielzahl der Vollmachten, für die es beim Einlass erst nach ordnungsgemäßer Prüfung die grünen Stimmkarten gab, sorgte für Verzögerungen. Bankmitarbeiter baten die Wartenden um Verständnis und verteilten Getränke. Mit zwei oder drei Kontrollstellen statt nur einer hätte dieser Vorgang, dessen Ausmaß die Verantwortlichen selbst überraschte, deutlich abgekürzt werden können.
Die Besucher trugen es mit Fassung, und nach einer Entschuldigung bei der Begrüßung von Aufsichtsratschef Klaus Klatetzki war der etwas holprige Start zu dieser historischen, weil allerletzten Generalversammlung ihrer Art der Volksbank Wickede (Ruhr) eG schließlich vergessen.