Mit dem Effekt, dass der Kontakt zwischen den jungen Menschen und ihrem Ausbildungsbetrieb bis auf die Willkommenstage gleich Null war und nach einem Jahr die Azubis dann automatisch in den laufenden Prozess der Betriebstechnik integriert wurden. Das Potenzial einer engen Firmenbindung gerade in den ersten zwölf Monaten der Ausbildungszeit aber wurde mit dieser Struktur nicht genutzt.
Das änderte das Unternehmen mit Einrichtung der eigenen Lehrwerkstatt. Mit erheblichem personellen, räumlichen und finanziellen Aufwand wurde speziell für die Mechatroniker, Betriebselektriker und Industriemechaniker eine Halle mit voll eingerichteten Arbeitsplätzen ausgestattet. „Dort können wir nun nach Ausbildungsrahmenplan das erste Lehrjahr komplett abbilden“, erläutern Lisa Gärtner und Daniel Vey von der Ausbildungsleitung. Vor allem aber: Die jungen Nachwuchskräfte sind ganz dicht an ihrem Ausbildungsbetrieb.
Auf diese Weise lässt sich viel enger Kontakt halten, können die neuen Kolleginnen und Kollegen besser eingebunden werden in den Betrieb und sein Team, auch wenn es für sie erst nach diesem ersten Jahr in die Betriebstechnik und damit in die konkreten Produktionsabläufe geht.
Die drei Berufsgruppen sind bei WHW aber längst nicht die einzigen Ausbildungsberufe. Insgesamt zählt die Liste des größten Arbeitgebers vor Ort elf verschiedene Ausbildungswege, die mit den am Montag begrüßten Kräften besetzt werden. Da gibt es die Fachkraft für Abwassertechnik – hier übrigens erstmals weiblich besetzt – und für Lagerlogistik, da ist der Fachinformatiker für Systemintegration, starten drei junge Menschen als Industriekaufleute und jeweils zwei als Köche und als Oberflächenbeschichter. Auch als Chemielaborantin wird ein junge Dame ausgebildet. Weiterhin besetzt wurde auch wieder die Kombination aus Ausbildung vor Ort und Studium für den Betriebswirt Bachelor of Arts neben den bereits erwähnten Ausbildungsgängen in der nun eigenen Lehrwerkstatt etwa für Betriebselektriker und Mechatroniker.
Dabei stammen die Neuzugänge übrigens nicht nur aus Wickede, sondern aus der gesamten Region, nehmen die Azubis Anfahrtswege bis aus Soest im Osten oder Dortmund in Westen in Kauf.
Der große Wandel im Aubildungsbetrieb: „Früher saßen da 20 bis 30 Kandidaten bei einem Bewerbungstest“, erinnert sich Daniel Vey. Nur die Besten hatten ehedem Aussicht auf einen Ausbildungsplatz. Heute werden den jungen Kräften goldene Brücken gebaut, sind die Firmen froh, wenn sich überhaupt junge Menschen auf die ausgeschrieben Stellen bewerben.
Und nicht nur junge: Im aktuellen Azubi-Jahrgang finden sich auch schon etwas ältere Kolleginnen und Kolleginnen. „Zwischen 16 und 35“, beziffert Lisa Gärtner die Alters-Bandbreite und freut sich über die bunte Mischung und die auf Anhieb angeregte Interaktion der Neuen bei WHW Hillebrand.
Eine weitere Entwicklung: Ehedem wurde immer auch für den Arbeitsmarkt ausgebildet. Da hatte längst nicht jeder Absolvent einer Lehre Aussicht, übernommen zu werden. Im jüngsten Abschlussjahrgang hat die WHW Gruppe von neun jungen Kräften acht übernommen, hatte auch ein Angebot für den neunten Absolventen, der sich aber anders entschied. Das müsse man akzeptieren, sagt Lisa Gärtner: „Im Schnitt fühlen sich 99 Prozent der Absolventen einer Ausbildung hier wohl und entscheiden sich, zu bleiben“.
Die sei nicht zuletzt Folge eines ebenso aufmerksamen wie respektvollen Umgangs mit den jungen Menschen. Wenn jemand Interesse bekundet – „da muss man schnell reagieren“, sagt Lisa Gärtner, und den jungen Kräften vor allem beweisen, „dass sie nicht als billige Arbeitskraft benutzt werden“. Im Gegenteil werde „auf die Qualität der Ausbildung ganz besonders Wert gelegt“, bekräftigt auch Daniel Vey.
Zudem pflegt die WHW Gruppe ganz offenbar eine besondere Kultur des Miteinanders. Der Umgang mit den neuen Auszubildenden ist ebenso verbindlich wie freundlich-kollegial, begegnet man Mitarbeitern auf dem Werksgelände, zählt ein lächelnder Gruß zum guten Ton, der bei Wickedes größtem Arbeitgeber herrscht.