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Zwei neue Hausärzte lassen sich nieder

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Von: Dominik Maaß

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Ein Arzt untersucht die Lunge einer Frau.
In der Wallfahrtsstadt werden sich Anfang des kommenden Jahres zwei neue Hausärzte ansiedeln (Symbolfoto). © Christin Klose/dpa

Werl bekommt zwei neue Hausärzte. Das bestätigte nun die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) auf Anfrage. Dabei handele sich um zwei geförderte Niederlassungen.

Werl – Starttermin für die Praxen sei Anfang 2023, so KVWL-Pressereferent Daniel Müller. Beiden Ärzten sei ein Praxisdarlehen genehmigt worden. Weitere Angaben zur Förderung könne er aus Datenschutzgründen nicht machen, sagt Müller. Auch Details wie Namen oder Praxis-Standorte nannte er nicht.

Dem Vernehmen nach wollen sich aber beide Mediziner in der Kernstadt niederlassen. Was bedeutet, dass Werls größter Ortsteil Büderich nach der Schließung der Praxis von Dr. Schickentanz vorerst weiter ohne Hausarztpraxis bleiben wird.

Bürgermeister: Kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen

Bürgermeister Torben Höbrink freut sich darüber, dass die Bemühungen der Stadt und des Arztlotsen der Kreiswirtschaftsförderung Früchte tragen. Aber die Niederlassung von zwei Ärzten sei kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Insbesondere mit Blick auf die Situation in Büderich, aber auch weil weitere Hausärzte in den nächsten Jahren altersbedingt aufhören werden, seien weitere Bemühungen notwendig.

Nicht glücklich findet Höbrink, dass Werl durch die Niederlassung der beiden Neuen aus der Ansiedlungs-Förderung durch die KVWL komplett herausfällt. Da Werl zu den unterversorgten Regionen zählte, förderte die KVWL eine Niederlassung mit bis zu 60 000 Euro. Zusammen mit einer ähnlichen Landesförderung in gleicher Höhe lockten so zuletzt bis zu 120 000 Euro Ärzte nach Werl. Neben allen weichen Faktoren sicherlich ein gewichtiges Argument bei so mancher Abwägung. Zumindest die 60 000 Euro der KV gibt es bei Ansiedlungen künftig nicht mehr.

Wunsch nach abgestuftem Förderprogramm

„Aus kommunaler Sicht hätte ich mir gewünscht, dass es in dem Förderprogramm nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern auch Grau gibt“, sagt Höbrink. Es ergebe keinen Sinn, dass Werl durch die zwei Ansiedlungen so hart aus der Förderung falle, wenn die Stadt in absehbarer Zeit wieder in derselben Situation steckt. Dadurch drohe der abrupte Riss des Gesprächsfadens mit potenziellen Kandidaten. Besser wäre aus Höbrinks Sicht ein Programm mit mehreren Förderstufen in unterschiedlicher Höhe.

Unklar sei zurzeit noch, ob die bereits für dieses Jahr angepeilte Ansiedlung einer weiteren Ärztin in der Innenstadt klappt. Es gebe bislang weder eine Bestätigung, noch eine negative Rückmeldung. Arztlotse Marcel Frischkorn war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Unklar ist auch noch, inwiefern sich die Ansiedlung der beiden Ärzte auch auf das Förderprogramm des Landes auswirkt. Klar ist: Die Hausarztversorgung bleibt eine Herausforderung. Oder mit den Worten der KVWL: „Generell wird die Nachbesetzung von Arztsitzen in vielen Regionen, vor allem im ländlichen Bereich, schwieriger, da sich nicht genug junge Mediziner für eine (eigene) Praxis entscheiden.“

Versorgungslage „noch stabil“

Im Mittelbereich Werl, zu dem neben Werl auch Wickede und Ense zählen, gibt es zurzeit 27,75 Hausarztstellen. Damit beträgt der Versorgungsgrad in diesem Planungsbereich im Moment 81,1 Prozent (gemäß aktuell gültigem Beschluss des Landesausschusses der Ärzte und Krankenkassen in Westfalen-Lippe vom Mai 2022).

Statistisch gesehen lasse sich die Versorgungslage als „noch stabil“ bezeichnen, teilt die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) mit. Bis der Mittelbereich statistisch als „überversorgt“ gilt und keine Niederlassungen mehr möglich sind, dürften noch zehn Vollzeitstellen besetzt werden. Das heißt, auch nach der Niederlassung der angekündigten beiden Mediziner ist noch Luft nach oben.

43 Prozent der Hausärzte sind über 60 Jahre alt

Vor allem mit Blick in die Zukunft. Denn laut KVWL sind zurzeit 43 Prozent der Hausärzte im Mittelbereich älter als 60 Jahre. Das liegt leicht über dem Trend in Westfalen-Lippe (40 Prozent).

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