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Zahnarzt-Haus verunstaltet Fußgängerzone: „Schandfleck“ mit Stolperfallen

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Von: Gerald Bus

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Laut SPD ein „echter Schandfleck in der Fußgängerzone“: Um diese beiden Häuser in der Steinerstraße gibt es Ärger.
Laut SPD ein „echter Schandfleck in der Fußgängerzone“: Um diese beiden Häuser in der Steinerstraße gibt es Ärger. © BUS

Weil das Haus eines Zahnarztes aus Werl viele Mängel aufweist, wurde es in der Politik stark kritisiert. Doch die Umbauarbeiten werden wohl noch lange auf sich warten lassen.

Werl – Sie wollten ihm offenbar auf den Zahn fühlen und nachbohren: Politik und Verwaltung haben in der jüngsten Ratssitzung deutliche Kritik an Zahnarzt Dr. Joachim Krampe geübt. Dessen Haus in der Steinerstraße „verkommt immer mehr, das ist ein echter Schandfleck in der Fußgängerzone“, merkte Thomas Grümme (SPD) zum Ende der Sitzung an – und rannte damit bei der Verwaltung offene Türen ein.

„Uns gefällt das überhaupt nicht“, räumte Ludger Pöpsel in seiner letzten Wortmeldung als Stadtplaner ein. Der Mediziner nutze „öffentlichen Raum, den er mit zerstört hat“, sagte der Fachbereichsleiter. Es gebe durch die Umbauarbeiten Stolperfallen; die Verwaltung bleibe an der Sache dran, versprach Pöpsel.

Vorhaben nicht finanzierbar: Zahnarzt arbeitet an Lösung

Der so Gescholtene bezieht nun Stellung zu den Vorwürfen. Richtig sei, dass es in der Gesamtplanung seines Vorhabens (siehe Infokasten) aktuell nicht weitergehe, weil das derzeit schlicht „nicht finanzierbar“ sei, sagte Krampe am Dienstag auf Anfrage.

Der Zahnarzt kündigte aber an, an einer Lösung zu arbeiten: „Die Eigentumsverhältnisse werden sich ändern“, sagte der 81-Jährige. „Dann wird auch die Baugeschichte weitergehen.“

Projekt ruht

Das millionenschwere Vorhaben gibt es schon lange – aber es hapert nun an der Finanzierung: Zahnarzt Joachim Krampe will zwischen Steiner- und Sponnierstraße in einem Mix aus Alt- und Neubauten eine neue Allgemeinarzt-Praxis und mehrere Wohnungen schaffen.

Dazu hatte er Ende 2019 das angrenzende Haus Lötte (früher Juwelier Drees) gekauft und erste Abrissmaßnahmen begonnen. Das Fachwerkhaus mit historischer Bausubstanz soll zur Steinerstraße hin erhalten bleiben und in den Komplex aus drei Vollgeschossen plus Staffelgeschoss integriert werden. Beide Häuser sollen miteinander verbunden werden. Die Gasse zwischen Steiner- und Sponnierstraße soll ab dem ersten Obergeschoss überbaut werden, aber ein Durchgang bleiben. Aber das Gesamt-Vorhaben stockt.

Zum Paket gehört auch der Umzug der eigenen Praxis in der Steinerstraße ins Erdgeschoss; übergangsweise praktiziert Krampe mit seinem Team in der zweiten Praxis in Büderich an der Kuniberstraße.

Der Zahnarzt hat auch Pläne für Holtum auf seinem Grundstück, das er zu Wohnbauzwecken vermarkten möchte. Auch das ruht aktuell wegen der fehlenden Finanzierbarkeit.

Stolperfalle: Der Verwaltung passen die Baumaßnahmen des Zahnarzts nicht.
Stolperfalle: Der Verwaltung passen die Baumaßnahmen des Zahnarzts nicht. © Bus, Gerald

Löcher klaffen zwischen Platten: Stolperfallen nach Verlegung

Weit sichtbar und auch für Anwohner ein Ärgernis sind die angefangenen, aber nicht abgeschlossenen Maßnahmen. Und zwar sowohl an der Immobilie Steinerstraße 31-33, als auch dem Nachbarhaus, das Krampe einst erworben hatte, um daraus ein zusammenhängendes Projekt zu entwickeln. An beiden Immobilien haben sich die Arbeiten zuletzt kaum entwickelt.

Dass das auch für den Bereich vor dem Haus Steinerstraße 31-33 gilt, liege aber nicht allein an ihm, sagt der Zahnarzt. „Und das ist alles auch nicht so einfach.“ Zwischen den neuen Platten vor dem Haus und dem Pflaster der Fußgängerzone klaffen Löcher. Nach dem Tausch der Schaufenster hat der Mediziner Platten verlegen lassen, die bis an die Grundstücksgrenze reichen.

Das Problem: Die liegen deutlich höher als die Pflasterung auf städtischem Grund und Boden. Das Maximalgefälle von drei Prozent sei nicht einhaltbar. Einfach eine Stufe zu lassen, ist wegen der Barrierefreiheit nicht möglich. Der Arzt weiß: „Damit, das Pflaster an die Fensterbank zu ziehen, wäre das Problem nicht gelöst.“

Rund um die Zahnarztpraxis in der Steinerstraße gibt es Fragen zur Zukunft. Hausbesitzer Joachim Krampe kündigt „neue Eigentumsverhältnisse“ an.
Rund um die Zahnarztpraxis in der Steinerstraße gibt es Fragen zur Zukunft. Hausbesitzer Joachim Krampe kündigt „neue Eigentumsverhältnisse“ an. © Bus, Gerald

Beete als Lösung: Gefälle wäre hinfällig

Also, gibt Krampe an, habe er der Stadt schon vor geraumer Zeit vorgeschlagen, ein 60 bis 80 Zentimeter breites Beet zwischen Platten und Pflasterung anzulegen, vor dem Haus. An den Ecken könnten Blumenkübel die Stolperfallen beseitigen.

Eine Idee, vor der Krampe selber überzeugt ist: „Das wäre die Lösung schlechthin, macht auch die Fußgängerzone schöner.“ Das Gefälle-Problem wäre durch den möglichen Versatz hinfällig; hinzu komme, dass die Fensterplatten nicht mehr wie bisher einfach von jedermann betreten und von Hunden verschmutzt werden könnten.

Kurz: Alle Probleme wären gelöst – zumal er so auch die nötige Dachentwässerung unter dem Beet her verlegen könnte, um sie an der Seitengasse anzuschließen. Aber richtig sei auch, dass sich dieses Beet dann auf städtischer Fläche befinden würde. „Die Stadt müsste das also genehmigen...“

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