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„Niemand will in einer Turnhalle leben“: Stadt unter Druck bei Notunterkunft

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Von: Gerald Bus

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 Werl weniger Geflüchtete aus Ukraine Kabinen der hergerichteten Turnhalle an der Overbergschule bislang noch nicht benötigt
Die Overberghalle steht seit Monaten für Flüchtlinge bereit. Nun wird sie bald als Notunterkunft genutzt. © Thomas Nitsche

Der Druck nimmt zu, die Sorgen auch: Werl versucht sich zu rüsten für weitere Flüchtlingsströme und hat sich zumindest ein paar Wochen Luft verschafft: Die Bezirksregierung Arnsberg hat der Stadt zugesagt, bis Ende Oktober Zuweisungen von Flüchtlingen in die Wallfahrtsstadt möglichst auszusetzen, weil die Kapazitäten der Stadt am Anschlag sind.

Werl - Aber: Die Wallfahrtsstadt steht mit diesem Problem nicht alleine, auch andere Kommunen senden SOS an die Aufsichtsbehörde. Schon bald also werden auch der Stadt Werl wieder Menschen zugeteilt, die auf der Flucht sind. Das sagt Regina Matteikat, Abteilungsleiterin Soziales bei der Stadtverwaltung, auf Anfrage.

Lange werde es der Stadt daher nicht mehr gelingen können, auf die Notunterkunft in der Overberghalle zu verzichten. Schon vor Monaten war die Sporthalle an der Wickeder Straße freigezogen und für Flüchtlinge vorbereitet worden, um im Fall der (Not-)Fälle vorbereitet zu sein. Das passierte kurz nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs.

Danach allerdings setzte die Stadt auf eine weitgehende private Unterbringung der Kriegsflüchtlinge. Man sei intensiv bemüht gewesen, nicht auf die Overberghalle zurückgreifen zu müssen, sondern diesen Schritt „so lange wie möglich hinauszuzögern“, sagt Matteikat. „Denn niemand möchte gerne in einer Turnhalle leben.“

Wohnraum-Kapazitäten in der Stadt sind erschöpft

Aber die Wohnraum-Kapazitäten in der Stadt sind erschöpft, während aus aller Herren Länder Flüchtlinge Schutz in Deutschland suchen. Das betreffe eben nicht nur die Kriegsregion, sondern auch Länder wie Syrien, den Irak oder Staaten in Afrika. Diese Menschen müssen auf die Kommunen verteilt werden. „Die Anzahl der Zuweisungen nimmt zu“, sagt Matteikat. Daher werde die Belegung der Overbeghalle schon bald unausweichlich sein. „Wir werden schauen müssen, wie wir dann klar kommen“, sagt die Abteilungsleiterin.

Das gilt auch für die Belegung der Sporthalle. Ursprünglich war sie allein für Menschen aus der Ukraine gedacht; aber es ist auch möglich, verschiedene Nationalitäten unterzubringen. Bislang gebe es noch keine Belegungs-Festlegungen, versichert Matteikat. „Das alles ist schließlich kaum steuerbar, kaum zu planen“ – und vieles bleibe ungewiss.

Warten auf Asyl-Container geht weiter

Das gilt auch für die Asylcontainer am Grüggelgraben, die weiter auf sich warten lassen. Das Aufstellen von Wohncontainern für Flüchtlinge war vor gut zwei Jahren beschlossen worden, aber der Bau verzögerte sich stets. Die Vorarbeiten für die Fundamente starteten im Februar, aber seither geht es nicht weiter. Unter anderem Lieferprobleme am Bau wurden als Gründe genannt.

Zuletzt hatte es im Sozialausschuss geheißen, dass die Container im Oktober aufgebaut werden; die Zeit dränge, und die 20 Einzel-Container und ein Doppelcontainer (Heizung/Wirtschafts- und Geräteraum) sollen bei der Unterbringung für Geflüchtete für Entlastung sorgen. Nun aber nennt die Stadt einen neuen Termin: Im Dezember solle geliefert werden, sodass die Wohnparzellen im Januar bezogen werden könnten.

Auch das macht den kurzfristigen Zugriff auf die Overberghalle wahrscheinlicher. Kommt es so, wird ein Caterer für das Essen beauftragt, ein Sicherheitsdienst müsste für Schutz sorgen.

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