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Abschied nach 58 Jahren: Werler Wochenmarkt verliert mit Familienbetrieb Plattfaut „ein Stück Tradition“

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Von: Wissam Scheel

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Ohne Trauer geht es nicht: Am Freitag, 21. April, verkauften Gisela Wittstock-Hill (links) und Astrid Plattfaut ein letztes Mal auf dem Werler Wochenmarkt
 an dem Ort, an dem sie jahrzehntelang zuverlässig zu finden waren: vor der Volksbank.
Ohne Trauer geht es nicht: Am Freitag, 21. April, verkauften Gisela Wittstock-Hill (links) und Astrid Plattfaut ein letztes Mal auf dem Werler Wochenmarkt an dem Ort, an dem sie jahrzehntelang zuverlässig zu finden waren: vor der Volksbank. © Scheel, Wissam

Der Werler Wochenmarkt verliert einen langjährigen Beschicker. Ein Ersatz steht bislang nicht in Aussicht.

Werl – Der Werler Wochenmarkt verliert einen langjährigen Beschicker: Gartenbau Plattfaut gibt nach 23 Jahren den Obst-, Gemüse- und Blumenstand auf. Wie der Familienbetrieb mitteilt, werde der Verkaufsstand am Freitag, 28. April, das letzte Mal in Werl zu finden sein; vor dem Brunnen am Markt. Bereits am Freitag, 21. April, verkauften Plattfauts das letzte Mal vor der Volksbank. Bis zuletzt war der dortige Stand freitags jahrzehntelang zuverlässig zu finden.

Gartenbau Plattfaut verabschiedet sich vom Werler Wochenmarkt: Angebot weiterhin in Neheim und Süddinker

Seit 1965 bietet die Familie Plattfaut ihre Waren auf dem Wochenmarkt in Werl an, seit 2000 hatte Andreas Plattfaut den Stand gemeinsam mit seiner Frau Astrid übernommen. Nun ziehen sie sich aus dem Marktgeschehen in Werl zurück. Plattfaut weist jedoch daraufhin, dass weiterhin mittwochs und samstags auf dem Wochenmarkt in Neheim verkauft werde. Außerdem könnten Sommerblumen „weiterhin wie gewohnt direkt in unserer Gärtnerei in Süddinker“ erworben werden, so Astrid Plattfaut.

Seit 1965: Die Blumen wurden damals in
 Holzkästen und Ölfässern angeboten.
Seit 1965: Die Blumen wurden damals in Holzkästen und Ölfässern angeboten. © Plattfaut

Gartenbau Plattfaut verabschiedet sich vom Werler Wochenmarkt: Mangelndes Personal und schwindendes Kundenaufkommen

Als Hauptgrund für das Aufgeben des Standortes Werl nannte Andreas Plattfaut im Gespräch mit unserer Redaktion fehlendes Personal. Auch das schwindende Kundenaufkommen der vergangenen Jahre in Werl habe bei der Entscheidung, welcher Standort nun wegen des Mangels an Personal aufgegeben werden musste, eine Rolle gespielt. „Der Wochenmarkt in Werl hat sich von Jahr zu Jahr immer um einen Tacken verschlechtert. Werl ist nicht mehr sonderlich attraktiv“, schilderte er. Es sei ihm dennoch nicht leichtgefallen, diesen Schritt endgültig zu gehen. Er betonte, dass er trotzdem nicht den Glauben daran verloren hat, dass das Konzept des Wochenmarktes weiterhin bestehen bleibt und auch künftig Erfolg haben wird.

Gartenbau Plattfaut verabschiedet sich vom Werler Wochenmarkt: Das Gefühl, dass etwas fehlt

Das Gefühl, dass etwas fehlt, das werde wohl dann kommen, wenn sein Wagen freitagmorgens in Zukunft stehen bleiben wird, wenn normalerweise doch schon in aller Früh nach Werl zum Markt gefahren worden wäre. „Dem trauere ich schon ein wenig hinterher“. Er werde den Markt und die Kunden vermissen, mit denen er im Laufe der Jahre eine enge Beziehung aufgebaut hat. Der Umgang mit den Kunden bereiteten ihm und seiner Familie Freude. „Man kennt die Stammkunden seit vielen Jahren, wechselt auch persönliche Worte.“ Gerade das Persönliche sei das, was zählt, um Wochenmärkte zu etwas Besonderem machen, ist er überzeugt.

Seit 1965: Als Vater Wilhelm Plattfaut den Blumenstand in den 60er-Jahren eröffnete, herrschten andere Preise.
Seit 1965: Als Vater Wilhelm Plattfaut den Blumenstand in den 60er-Jahren eröffnete, herrschten andere Preise. © Plattfaut

Gartenbau Plattfaut verabschiedet sich vom Werler Wochenmarkt: Kein Ersatz in Aussicht

„Wir bedauern das sehr, aber ändern können wir es schließlich nicht. Damit geht ein Stück Tradition verloren“, so die Reaktion von Marktmeister Bernhard Wehr auf das Aus des Marktstandes der Familie Plattfaut. Mangelndes Personal – der Hauptgrund, weswegen der Familienbetrieb Plattfaut den Standort Werl aufgibt – „das Problem gibt es nicht nur in Werl“, konstatiert der Marktmeister. „Ich höre das auch von vielen anderen Märkten in der Region.“ Auch die Problematik des schwindenden Kundenaufkommens bestätigt er: „Die Corona-Zeit hat uns, was das angeht, wirklich das Genick gebrochen, weil die Leute gesehen haben: Das alles brauchen wir eigentlich nicht mehr“. Ein neuer Beschicker stehe bislang nicht in Aussicht.

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