Windradbau in Mawicke nimmt Fahrt auf

Noch ist nichts aus der Ferne zu erkennen. Trotzdem passiert schon sehr viel auf der Baustelle der Windräder zwischen der ehemaligen B1 und der A44 bei Mawicke. Nach acht Jahren werden wieder Windkraftanlagen im Stadtgebiet gebaut.
Mawicke – Bei der Repowering-Maßnahme ersetzen zwei Windmühlen die im Moment seit 20 Jahren laufenden fünf Kleineren. Sie liefern trotzdem doppelt so viel Strom wie die bisherigen. „Wir können 12000 Haushalte im Jahr versorgen und es werden 24 Tonnen CO2 eingespart“, erklärt Unternehmenssprecherin Stefanie Flam. In Zahlen ausgedrückt liefern die beiden Windmühlen 6,6 Megawatt Leistung und 34 Millionen Kilowattstunden im Jahr.
Die Gründung muss sauber sein
Damit diese mit 165 Meter Nabenhöhe (250 Meter bis zur Rotorspitze) höchsten Windkraftanlagen in Werl auch dort stehen bleiben, wo sie hingehören, arbeitet die SL Windenergie seit einigen Wochen am Fundament. „Die Gründung muss sauber sein“, das sei das Wichtigste, erklärt Bauleiter Arif Doruk. „Wir haben hier sehr schwierige Bodenverhältnisse“, weshalb schon vor einigen Wochen mit den Arbeiten begonnen wurde. Bereits in der Planungsphase haben Statiker umfangreiche Berechnungen erstellt. Selbst bei den beiden 527 Meter auseinander liegenden Windkraftanlagen seien bei Probebohrungen unterschiedliche Bodenverhältnisse zutage getreten.
Bodenverbessernde Maßnahmen
Die westlich stehende sei noch einmal schwieriger in der Ausarbeitung der bodenverbessernden Maßnahmen gewesen. „Das Felsmassiv fängt hier schon in vier bis fünf Metern Tiefe an“, erklärt Doruk zum Standort am Rande des Haarstrangs. Weshalb auch vor dem eigentlichen Beton-Fundamentarbeiten sogenannte Rüttelkopfverbindungen geschaffen werden. Dazu werden im Vorfeld drei große Löcher gebohrt, vorzustellen wie mit einem zu groß geratenen Bohrer, die mit Kiesgemisch in Schichten gefüllt und fest verdichtet (gerüttelt) werden. Erst mit der anschließenden Gründungsempfehlung des Bodengutachters konnte weiter am Fundament gearbeitet werden. Diese Bescheinigung gehört mit ins Gesamtpaket der späteren Bauabnahme.
„Das Flachfundament trägt über den äußeren Ring“, erklärt der Bauleiter, sind hier 150 Tonnen Bewehrungsstahl engmaschig eingebracht. Heraus ragen noch die Verankerungen für die später im Turm herablaufenden Stahlseile als Halterung für den kaum wahrnehmbare Bewegung des Turms. In diesen Tagen folgen dann die Betonarbeiten. 800 Kubikmeter Beton (rund 120 Lkw-Ladungen) werden den Sockel mit 25,5 Meter Durchmesser bilden, der 2,30 Meter hoch ist. Wovon ein Teil sich im Erdreich befindet.
Montage in die Höhe
Nach einer Zwangspause von ungefähr 30 Tagen für das Aushärten des Betons sollen nach derzeitigen Planungen der SL Windenergie Mitte Juni mit 30 bis 40 Lastwagen am Tag die Segmente für den Betonturm angeliefert werde.
Die einzelnen Ringe bestehen aus drei Teilen, was eine Anlieferung über Tag möglich macht, ohne das Schwerlastregulierungen beachtet werden müssen. Die Ringe werden vor Ort montiert, mit einem großen Schwerlastkran aufgezogen und aufgesetzt. Zwei Rohrsegmente bilden den Abschluss des 95 Meter hohen Turms der, Stand jetzt, Ende Juli stehen sollte.
Bedingt durch Lieferketten wird das Herzstück, der Rotor mit 150 Metern Durchmesser, sowie Narbe und Gondel in der ersten Oktoberhälfte angeliefert. Von der Fertigungsfabrik werden die Rotorblätter auf dem Seeweg nach Cuxhaven verschifft, um dann mit einem 96 Meter langen Schwertransport nach Werl gebracht zu werden. „Ende November sollte alles mechanisch fertig montiert sein“ so Doruk.
In der ersten Oktoberhälfte hofft SL Windenergie, die Montage vornehmen zu können. Mitte Dezember soll eine erste Inbetriebnahme erfolgen. Pro Windturbine gehen die Fachleute von einem Einstellungsprozess von ungefähr drei Wochen aus. „Das ist auch ein längerer Prozess“, erklärt der Bauleiter.
Ende Februar 2024 im Stromnetz
Ende Februar 2024 sollte dann eine zuverlässige Einspeisung ins Netz erreicht sein. Erst dann werden die alten fünf Windräder endgültig abgestellt. Sie werden zwar während der Probeläufe schon hin und wieder stillstehen, da bei zu eng beieinander stehenden Anlagen Luftturbulenzen eine gegenseitige Beeinträchtigung mit sich ziehen.
Für den Rückbau hat das Unternehmen dann noch sechs Monate Zeit. Die Standorte der vorherigen Anlagen muss wiederhergestellt werden. Die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsflächen ergeben sich aus der Differenz der versiegelten Flächen. „In diesem Fall bleibt eine auszugleichende Fläche übrig, auf der wir Extensivgrünland als Lebensraum für Feldlerche und Rebhuhn angelegt haben“, erläutert Sprecherin Stefanie Flam. Dies sei bereits bei den Altanlagen geschehen und müsse auch erhalten bleiben.
