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Der Dackelblick ist kein Klischee

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Von: Dominik Maaß

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Der Teckel ist eine Kreuzung von Liebenswürdigkeit und Niedertracht, von Tatendurst und Faulheit, von Gleichmut und Empfindsamkeit, von Anhänglichkeit und Wanderlust, von Sanftmut und Frechheit, von Freude und Melancholie, von Winzigkeit und Größenwahn. - auf der Internetseite der Teckelgruppe Soest © Maaß

Wer einen Dackel besitzt, hat sich nicht gerade für einen Modehund entschieden. Dackel, das klingt für viele nach Bundeshauptstadt Bonn, nach Wackel-Hund auf Hutablage und Herrchen in Trachtenjacke.

Werl/Wickede - Wer dann noch sagt, dass er Mitglied in einem Teckel-Club ist, darf sich auf Parodien der Fernsehserie „Hausmeister Krause“ gefasst machen: „Alles für den Dackel, alles für den Club“. Doch die Mitglieder der Teckelgruppe Soest ficht das nicht an. Sie kennen die Klischees, aber eben auch die Realität. Und die Entscheidung für einen Dackel hat niemand bereut – im Gegenteil.

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Ein Leben ohne ihren Dackel Theo können sich Jana und Sven Domann kaum noch vorstellen. © Maaß

„Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal auf den Dackel komme“, sagt Sven Domann. Der Werler ist eher zufällig zum Herrchen geworden. Denn eigentlich sollte Zwergrauhaar-Rüde „Theo“ ein Opa-Enkel-Projekt werden. „In der Woche sollte der Hund bei Opa sein und am Wochenende bei uns.“ Inzwischen habe sich das ganze umgekehrt. Und aus Theo ist ein richtiger Familienhund geworden. Aber einer, der seinen eigenen Kopf habe, wie Sven Domann sagt. Für den 45-jährigen Vater von zwei Kindern macht gerade das den Umgang mit dem Hund interessant. Wichtig sei, Theo immer klar zu machen, dass man selbst das Alpha-Tier ist. Das sei manchmal fast wie ein Spiel zwischen ihm und dem Dackel. „Wenn wir toben, geht es auch schon mal rauer zu“, sagt Domann. Doch Theo wisse auch, wann Schluss ist.

Dackel hat praktische Vorteile

Wenn sich Theo durchsetzen will, kann er aber noch eine besonderen Waffe einsetzen, mit der er sich sogar schon einen Platz im Bett erbettelt hat: Der Dackelblick sei kein Klischee, sagt Domann. „Den gibt es wirklich.“ Auch Ehefrau Jana Domann hat den neuen Mitbewohner längst lieb gewonnen. Für sie hat der Dackel auch ganz praktische Vorteile: „Wir wohnen in einer Wohnung, da käme ein größerer Hund für uns gar nicht in Frage.“ Und seit Theo bei ihnen wohnt, komme sie einfach häufiger vor die Tür.

Die Teckelgruppe Soest schätzt die 43-Jährige als Möglichkeit zum Austausch mit Gleichgesinnten. „Oft geht es um Futter oder Verhaltensweisen der Hunde. Man schaut einfach, wie machen das die anderen.“ Auch an Ausstellungen nehmen die Domanns mit Theo teil, oder mit „Theodor vom Franziskanerkloster“, wie der dunkel saufarbene Zwergdackel-Rüde mit vollem Zwingernamen heißt. „Man freut sich einfach über die Bestätigung“, sagt Domann.

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Katharina Püttmann ist von klein auf mit Dackeln groß geworden. © Maaß

Die Vorsitzende der Teckelgruppe, Katharina Püttmann, hat selbst zurzeit keinen eigenen Hund, ist aber von klein auf mit Dackeln groß geworden, weil ihr Onkel Dackel züchtete. Vor 20 Jahren hat die heute 32-jährige Wickederin die ersten Dackel selbst ausgebildet. Noch heute leitet das Training für die Begleithundeprüfungen. Was sie am Dackel besonders schätzt? „Es ist ein charakterstarker Hund.“ Als Jagdhund müsse er im Bau eigene Entscheidungen treffen, ohne Kontakt zu seinem Herrchen aufnehmen zu können. Rund 50 Prozent der Mitglieder in der Teckelgruppe hätten einen Jagdschein, sagt Püttmann. Die Hunde seien nicht nur für die Baujagd geeignet, sondern auch für die Schweißarbeit, also das Suchen von erlegten Tieren.

Dackel sind nicht unerziehbar

Der Jagdtrieb wohne den Dackeln zwar inne, aber Besitzer, die ihn als reinen Familienhund halten wollen, müssten diesen Jagdtrieb ja nicht eigens wecken, so Püttmann. „Es ist auf jeden Fall nicht so, dass man einen Dackel nicht erziehen könnte.“ Das bestätigt auch die zweite Vorsitzende der Gruppe, Ricarda Müller. Die 28-Jährige, die früher in Ostönnen wohnte und heute in Bad Sassendorf lebt, war fünf Jahre alt, als ihre Eltern den ersten Rauhaardackel gekauft haben. Sie spricht also aus Erfahrung. Wichtig sei aber, dass die Besitzer nicht gleich den Dackelaugen erliegen. „Man muss sich schon durchsetzen können. Bei Dackeln gilt das Prinzip: Alles was nicht verboten ist, ist erlaubt.“ Grundsätzlich seien Dackel aber sehr gut als Familienhunde geeignet, auch der Umgang mit kleinen Kindern sei unproblematisch. Sogar mit ihrer Katze verstehe sich ihre Hündin Elsa. Allerdings sei die Katze auch zuerst dagewesen.

Heike Beckmann aus Menden, ebenfalls im Vorstand der Gruppe aktiv, ergänzt, Dackeln seien auch gute Wachhunde. Außerdem würden Dackel im Schnitt relativ alt. Ihre Hündin sei bereits 13, es gebe aber auch Dackel, die 16 Jahre und älter würden.

Zwerghaar-Dame Askja stellt die Ohren ab und zu auf Durchzug

Anna Sörries (30) aus Werl nimmt regelmäßig an Veranstaltungen der Teckelgruppe teil. Ihren ersten Dackel bekam sie bereits mit sechs Jahren. Inzwischen züchten Sörries auf ihrem Hof selbst Dackel. 

Anna Sörries’ eineinhalbjährige Zwergrauhaar-Dame Askja ist eine Hündin aus dem ersten eigenen Wurf. Ab und zu stelle sie die Ohren auf Durchzug. Aber gerade, dass sie ihren eigenen Charakter hat, schätzt Sörries an Askja. Und auch als Begleiterin beim Rad- oder Inliner-Fahren sei Askja trotz der kurzen Beinchen bestens geeignet. „Daran hat sie richtig Spaß.“

Die Teckelgruppe

Die Teckelgruppe Soest ist Mitglied im Deutschen Teckelklub von 1888 und besteht inzwischen seit 55 Jahren. Sie hat um die 80 Mitglieder aus dem Kreis Soest und dem weiteren Umland wie Menden, Wadersloh, Bönen und Oelde. Die Gruppe bietet Begleithundelehrgänge, Teckelzuchtschauen und jagdliche Ausbildung an. Willkommen sind übrigens nicht nur Dackel, sondern auch Hunde anderer Rassen. Es gibt regelmäßige Stammtischtreffen im Haus Schulte in Westönnen. Auch Fachvorträge, etwa zum Thema „Erste Hilfe für den Hund“ bietet die Gruppe regelmäßig. Zum Trainieren treffen sich die Halter mit ihren Hunden auf dem Gelände des Vereins für Deutsche Schäferhunde, Ortsgruppe Wickede/Ruhr, Zum Ostenfeld. Weitere Informationen zur Gruppe gibt es im Internet www.teckelgruppe-soest.de oder unter Telefon 02373/600863 bei Heike Beckmann.

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