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Mitglieder entscheiden einstimmig: Die Salzbachbühne löst sich auf

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Von: Thomas Nitsche

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Salzbachbühne 2008 mit Reine Nervensache
Lang lang ist es her: 2008 führte die Salzbachbühne das Stück „Reine Nervensache“ auf. © Thomas Nitsche

Nach der Spaltung von Mitgliedern bei der Salzbachbühne vor neun Jahren und dem großen vereinsinternen Knatsch Ende 2019 mit einer Halbierung der Mitgliederzahlen ist nun das Aus der Werler Theatergruppe besiegelt.


Werl – Wie Ilona Wijnen, Vorsitzende der Laienspielgruppe, bestätigt, hat ein Mitglied in der Generalversammlung in der Vorwoche den Antrag auf Auflösung der Salzbachbühne gestellt. Dem Antrag wurde von den Mitgliedern einstimmig stattgegeben.

Laut Wijnen waren mehrere Gründe für das Ende ausschlaggebend. Ein Hauptgrund war, dass nur noch ein Mitglied als Schauspieler zur Verfügung stand. „Wir konnten schon keine großen Stücke mehr aufführen, weil wir nur noch sechs Schauspieler waren“, berichtet sie. Nach den Aufführungen des Stücks „Die Teufelsbrut“ im Herbst dieses Jahres erklärten fünf Akteure ihren Rücktritt als Schauspieler. „Die haben sich nicht noch einmal bereit erklärt, für uns aufzutreten“.

„Jetzt sind wir nicht mehr in der Lage, unserer Satzung nachzukommen“, erklärt Wijnen. Darin steht, dass die Salzbachbühne „Theater in Werl spielt“. Dieser Vereinszweck könne nicht erfüllt werden mit einem Schauspieler. Ein weiterer Grund ist der Mitgliederschwund. Es sollen sich Vereinszugehörige abgemeldet haben, und zuvor noch aktive Mitglieder haben sich zurückgezogen. Die Salzbachbühne weist aktuell nur noch gut 15 Mitglieder auf. Die Vorsitzende räumt ein, dass es dem Vorstand nicht gelungen ist, neue Akteure oder auch Mitglieder zu gewinnen.

Aber nicht nur auf der Bühne fehlt der Theatergruppe Unterstützung. Auch an wichtigen ehrenamtlichen Helfern im Hintergrund mangelt es, beim Bühnenaufbau und den weiteren Aufgaben, die kaum einer Außenstehender mitbekommt.

Die vergangenen zwei Aufführungen haben der Salzbachbühne ein kräftiges finanzielles Minus beschert. Das Stück „Das blaue Kabaherzblättchen“ konnte nur an einem Wochenende in der Aula des Marien-Gymnasiums aufgeführt werden. Danach stoppte die Corona-Pandemie im März 2020 die weiteren Vorstellungen. „Wir hatten alles eingekauft. Vom Catering bis zum Bühnenbau und dann kam der Ausfall, dass für uns dickes Minus brachte. Die entstanden Kosten wurden uns nicht ersetzt“. Auch in diesem Jahr stand „Die Teufelsbrut“ unter keinem guten Stern. Weil die eigentliche Spielstätte am MG gesperrt ist, wurden die Vorstellungen in den Kulturbahnhof verlegt. Dort stehen deutlich weniger Sitzplätze zur Verfügung. Zudem kollidierten die Termine mit anderen Veranstaltungen in der Stadt.

Großer Frust herrschte, als zu einer Aufführung nur neun Zuschauer kamen. „So was kann der Verein nicht mehr stemmen“, weiß Theaterpädagogin Wijnen, die bei der „Teufelsbrut“ Regie führte.

Bei der Generalversammlung standen Neuwahlen an. Doch dazu kam es nicht. Schon vor den Wahlen, bei denen Wijnen (1. Vorsitzende), Sophia Lorei (2. Vorsitzende), Tom Schulte (Kassierer) und Silvia Becker (Schriftführerin) nicht mehr angetreten wären, kam der Antrag zur Auflösung. Jetzt soll der Verein zum 31. März 2023 aufgelöst werden. Die Liquidation erfolgt durch die beiden Vorsitzenden. Nach dem Sperrjahr folgt die Löschung aus dem Vereinsregister.

Gründung 1994

Gerd Teutenberg und seine Frau Monika hatten 1994 die Idee, Kultur in der Stadt Werl anzubieten und eine Theatergruppe zu gründen. Nachdem genug Mitstreiter gefunden waren, begannen 1995 die Proben für das erste Stück. Clara Menzinger, die maßgeblich die Laienspielgruppe mit aufgebaut hat, suchte als Premierstück „Tante Frida“ aus. Drei Vorstellungen mit jeweils 400 Besuchern waren ausverkauft. Am 4. Dezember 1997 fand die offizielle Gründungsversammlung der Salzbachbühne statt. Die erfolgreiche Zeit ging bis 2013 weiter. Dann kam es zum „Knall“ – ein Teil der Mitglieder um Gerd Teutenberg verließ die Salzbachbühne und gründete „Die Hellweger“, die Theater-Dinner in der Gastronomie aufführte. Vor acht Jahren entschieden die Verantwortlichen der Salzbachbühne, nicht mehr auf das übliche „Bauerntheater“ zu setzen.

2019 setzte ein zusätzlicher handfester Streit von Mitgliedern hinter den Kulissen der Salzbachbühne zu. Nach Reibereien und gegenseitigen Vorwürfen gab es plötzlich zwei Lager, ein Teil der Gruppe sagte sich von den Kollegen los. Die „Salzbachbühne“ stand einmal mehr vor einem Umbruch, verlor rund die Hälfte der 30 Mitglieder, eine weitere Spaltung drohte.

Dass die Besucherzahlen zurückgingen, liegt nach Aussage des Vorstandes wohl daran, dass sich im Umfeld von Werl mehrere neue Theatergruppen gegründet haben, die es in den Dörfern leichter haben als in der Stadt. Das Aus der Salzbachbühne ist ein großer Verlust für die Stadt Werl.

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