Bei allen Diskussionen über in die Höhe schnellende Energiepreise haben Stadtwerke-Kunden damit zumindest für 2022 Ruhe. Denn die benötigten Energiemengen für dieses Jahr sind längst eingekauft, zu Zeiten, wo Gas und Strom an den Börsen deutlich günstiger zu haben waren. Jetzt schon „vorsorglich“ die Preise anzuheben, das dürften die Stadtwerke gar nicht, sagt der Chef. „Die Preise müssen immer berechtigt sein.“ Es gebe aber viele Kundennachfragen, ob Abschläge jetzt schon erhöht werden müssten oder können, sagt Stams. „Aber das ist nicht notwendig.“ Es würde auch nicht viel Sinn machen, weil das mit der Verbrauchsabrechnung Anfang 2023 zurücküberweisen würde. Gleichwohl aber könne es Sinn machen, schon jetzt Geld an die Seite zu legen als Energiesparkonto, „als Puffer für das, was da kommt“.
Denn klar ist: 2023 werden auch für die Stadtwerke-Kunden die Preise in die Höhe schnellen. Wie viel, das könne man unmöglich sagen. „Aber es wird eine starke Erhöhung sein.“ Denn binnen eines Jahres habe es eine Verdopplung bis Verdreifachung der Einkaufspreise für Gas und Strom gegeben. Und die Stadtwerke müssen nun zu diesen hohen Preisen kaufen im Vorgriff auf 2023 und schon 2024. Sie seien um ein „Mehrfaches höher“ als die für 2022. Die Preise aussitzen und abwarten mache wenig Sinn, sagt Stams. Denn niemand wisse, ob die Kosten nicht noch weiter klettern, „ob es besser oder schlechter wird“. Die Stadtwerke halten es mit dem üblichen Weg: Sie kaufen in Abständen bestimmte Mengen zu mal mehr, mal weniger hohen Preisen – dadurch ergibt sich eine Preis-Mischung. In diesem Jahr profitieren Kunden davon durch die zurzeit vergleichsweise geringen Preise der Vorjahre. Kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine habe man aber bei der Beschaffung kurzfristig ausgesetzt, als die Energiemärkte nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine bebten, sagt Stams.
„Das Thema Energiesparen wird für uns alle von Notwendigkeit in der Zukunft sein“, sagt der Stadtwerke-Chef. Jeder einzelne könne und müsse für sich und sein Portemonnaie sparen, da Energie grundsätzlich teuerer wird. Da bedürfe es weiterer staatlicher Schritte, um an den Stellschrauben zu drehen, die die Steuern und Umlagen ausmachen (beim Gas 50, beim Strom 75 Prozent). So müsse zum Beispiel die deutsche Stromsteuer auf das europäische Minimum gesenkt werden, auch die Mehrwertsteuer runter, fordert Stams. Fakt sei aber auch: „Wenn alle anfangen zu sparen, verbrauchen wir in Summe weniger und sind weniger abhängig von Lieferungen von außerhalb.“ Um den Werlern dabei zu helfen, wird unsere Zeitung in Kooperation mit den Stadtwerke aber der kommenden Woche eine Serie zum Thema „Energgiesparen“ in allen Lebensbereichen starten.
Mancher Kunde sei seit Herbst zwangsweise zu den Stadtwerken zurückgekehrt, weil Drittanbieter Verträge gekündigt oder Insolvenz angemeldet haben. Sie sind in den Grundversorgungstarif gekommen, der für alle Kunden gilt. Sollten nun viele Neukunden auf einen Schlag kommen, weil ein größerer Lieferant in die Knie geht, müssten die Stadtwerke Energie teuer zukaufen. Auch dann würden die Neukunden den für alle gleichen Grundtarif zahlen, aber für die Energiekosten an sich tiefer in die Tasche greifen müssen als Bestandskunden.
Bei den Stadtwerken gibt es Notfallpläne, wenn es tatsächlich zum Lieferstopp und damit zu Engpässen der Energieversorgung kommt. Das sei ein Szenario, das, wenn auch „nicht realistisch“, so doch eine Option sei. Wenn Lieferanten die bestellten Mengen nicht mehr liefern können, werde das aber nicht nur Werl betreffen, sondern europaweit wirken. Allerdings würden „privilegierte Kunden“ wie Krankenhäuser, aber auch der Endverbraucher die letzten in der Abschaltkette sein. Zunächst würde das „unterbrechbare Kunden“ wie Industriebetriebe treffen, sagt Stams.
Dass die Werler jetzt schon sparen im Verbrauch, sei nicht messbar. Der Gasverbrauch sei gesunken wie im Jahresverlauf im März üblich, aber nicht messbar stärker. „Es ist nicht ablesbar, dass die Leute massiv weniger heizen.“ Stams hat eine Hoffnung, dass die Einkaufspreise im Sommer wieder günstiger sind.