Geben Sie einen kurzen Einblick in ihr Leben, was sie letztlich zu der Entscheidung geführt hat, ihren Lebensmittelpunkt in Norwegen zu suchen?
Ich lebte von 1981 bis 1991 in Werl, habe dort meine gesamte Jugend verbracht und meinen Zivildienst geleistet. Danach zog ich nach Dortmund um, wo ich unter anderem in einem großen Musikgeschäft eine Lehre zum Kaufmann im Einzelhandel absolvierte. In Dortmund lernte ich auch meine spanische Frau kennen, mit der ich mittlerweile seit 25 Jahren verheiratet bin. Wir wohnten mitten in der Stadt und sahen unseren ersten Sohn zwischen Autos, Beton und – sorry, aber es war schließlich so – Hundekacke aufwachsen und wussten, dass wir da raus mussten. Als begeisterte Norwegentouristen beschlossen wir, einfach mal unser Glück zu versuchen, packten unsere Sachen und zogen um. Das war im Februar 2001.
Würden Sie etwas speziell aufgreifen wollen, was das Leben in Norwegen zu dem in Deutschland unterscheidet?
Ja, die norwegische Natur ist nach wie vor atemberaubend und das Land ist sehr dünn besiedelt. Auf einer Fläche, die gerade mal 7 Prozent kleiner ist als die der BRD wohnen nur knapp 5,5 Millionen Menschen. Diese sind, nicht zuletzt aufgrund der harten Winter, stark aufeinander angewiesen, was sich im täglichen Umgang durch höhere Akzeptanz und Respekt untereinander zeigt.
Gab es eine Situation, in der Sie gedacht haben „Ja, jetzt bin ich in einer anderen Location angekommen“?
(Lacht) Ja! Zwei Tage nach dem Umzug sind wir zur Polizei gegangen, um uns anzumelden und die uniformierte Dame hinter dem Tresen lächelte und sagte: „Willkommen!“ So etwas waren wir von deutschen Behörden nicht gewohnt.
Ab wann kam bei Ihnen das Gefühl auf, in Norwegen zuhause zu sein?
Das erste Jahr war ziemlich hart, wir hatten auch wirklich Pech hier und da, mussten die Zähne zusammenbeißen. Aber auf einmal glätteten sich die Wogen, wir konnten durchatmen und dachten: „Ok, jetzt sind wir angekommen“.
Würden Sie etwas besonders hervorheben wollen, was das Leben im hohen Norden für Sie so lebenswert macht?
Die Natur und der entspanntere Umgang der Leute miteinander. Man hat hier mehr Platz für sich selbst.
Und umgekehrt: Gibt es etwas, was Sie aus Deutschland vermissen?
Klar, meine Freunde! Außerdem gutes Brot, deutsches Bier und Harzer Roller.
Sie halten weiterhin Kontakt zu guten Freunden in Werl. Wie gelingt das über 1000 Kilometer und das schon seit langer Zeit?
Die Freunde, zu denen ich heute noch Kontakt habe, kommen überwiegend aus Werl, wo wir gemeinsam eine ziemlich turbulente Jugend erlebten. So etwas schweißt zusammen. Klar, wir haben nicht täglich Kontakt, aber dank Internet kann man sich doch prima austauschen. Auffällig ist, dass wenn es hart auf hart kommt, wir aufeinander zurückgreifen. Dann ist es so, als hätten wir uns gestern das letzte mal gesehen. Das fällt nicht nur mir, sondern auch den Freunden auf.
Ist Ihnen irgendetwas bei Ihren Besuchen besonders an Veränderungen in Werl aufgefallen?
Einige Straßenverläufe sind anders als damals, einige Gebäude sind durch andere ersetzt worden, aber im Prinzip erkenne ich doch das meiste wieder.
Gibt es einen Lieblingsplatz in Werl, den sie vermissen?
Ich würde fast den Weg von Holtum nach Hilbeck nennen – über die „Anrufschranke“ – den ich erstaunlich oft zu Fuß gegangen bin.
Waren Sie hier in Deutschland schon musikalisch unterwegs? Hat sich da etwas verändert?
Ich habe 1982, also vor 40 Jahren, in Holtum angefangen, Schlagzeug zu spielen. Ebenso lange spiele ich in Bands. Mit meinem Freund Hans (Bruland), dem Gitarristen von College Radio, die ja auch am Samstag spielen, habe ich über 15 Jahre lang zusammengespielt.
Und würden Sie Unterschiede ausmachen zwischen der norwegischen und der deutschen Musikszene?
Die schon angesprochene höhere Akzeptanz zeigt sich auch in der Musikszene. Hier schaut man gerne mal genreübergreifend über den eigenen Tellerrand. Und da es hier so wenige Leute, und damit auch Musiker, gibt, trifft man sich gerne mal in unterschiedlichen Konstellationen wieder. Da muss man flexibel sein.
Sie machen Musik zusammen mit ihrer Tochter. Ist es für Sie und Ihre Tochter auch etwas Besonderes?
Ja, für mich ist es etwas Besonderes und besonders Wertvolles. Es führt natürlich auch zu Situationen, die man normalerweise nicht in Bands erlebt. Man hat ja für gewöhnlich nicht auch gleichzeitig noch einen Erziehungsauftrag (lacht). Aber wer könnte mir verübeln, dass ich natürlich über alle Maße stolz bin. Wenn ich sehe und höre, dass die eigene, jetzt 18-jährige Tochter meinen Input benutzt, um ihn so fantastisch auf ihre Art und Weise umzusetzen. Und wenn sie kopfüber von der Bühne ins Publikum springt, muss ich innerlich lachen -Das haben wir ja früher schließlich auch so gemacht…
Übrigens ist es andersrum für Ramona gar nicht so besonders mit mir zusammenzuspielen, denn sie kennt es ja gar nicht anders, als dass ich hinter ihr auf der Bühne sitze. Außerhalb von „Ramona’s Tea Party“ spielen wir gemeinsam in einer David Bowie-Tribute-Band namens „Lick ‘Em By Smiling“. Dort spielt sie Keybord, Gitarre, Blockflöte, Kazoo, Guiro und singt Background- als auch ein paar Mainvocals.
Außerdem sind wir gemeinsam öfters mit dem Gauklertheater „Stella Polaris“ unterwegs, wo Ramona sowohl als Akrobatin, Tänzerin und Sängerin in Erscheinung tritt. Neuerdings darf sie auch bei der Feuershow mitmachen, wo Flammen jongliert, getanzt, gespuckt und noch vieles Weitere gemacht wird. Und ich trommle. Es gibt aber auch Bands, in denen ich ohne Ramona spiele. Zur Zeit sind das die Countryband „Morten Vestly Band“, die Classic-Rock-Band „The Gus Syndicate“ und die Punkband „Royal Abuse“.
Am Samstag, 29.Oktober, startet das fünfte Rockin’ Ween-Festival. Mit dabei sind Orff, College Radio und die norwegische Band Ramonas Tea Party.
Orff ist sowohl in seiner Setlist als auch im Bühnenstyle immer für eine Überraschung gut. Coversongs aus Punk oder auch bekannten deutschen Künstlern stehen im Vordergrund.
Ramonas Tea Party wird ihre zweite CD performen. Ihr „vitaler und moderner“ Stil soll das Publikum begeistern.
Die dritte im Bunde ist die Band College Radio. Coversongs aus Indie, Alternative und Rock runden den Abend ab.
Einlass ist um 19 Uhr, Beginn 20 Uhr. Der Eintritt kostet 10 Euro an der Abendkasse.