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Bieter-Duell um „1-Euro-Haus“: Großes Interesse an Zwangsversteigerung

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Von: Dominik Maaß

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Das Haus in der Mitte hat nun einen neuen Besitzer. Es steht schon seit längerem leer und ist baufällig. Die Tür und ein Fenster sind von Efeu überwuchert.
Das Haus in der Mitte hat nun einen neuen Besitzer. Es steht schon seit längerem leer und ist baufällig. Die Tür und ein Fenster sind von Efeu überwuchert. © Dominik Maaß

Und zum Dritten: Innerhalb einer Dreiviertelstunde wurde am Montagmorgen aus dem Werler „1-Euro-Haus“ ein „58.500-Euro-Haus“. Rund 60 Interessenten waren zur Zwangsversteigerung der kleinen Innenstadt-Immobilie ins Amtsgericht gekommen. Mitsteigern wollten allerdings nur wenige von ihnen.

Werl – Ein „1-Euro-Haus“ war das Gebäude schließlich nur auf dem Papier. Die Summe stand nur symbolisch für den Verkehrswert. Das Startgebot musste schon allein wegen der Gerichtskosten mindestens bei rund 2637 Euro liegen. Darüber klärte die Rechtspflegerin noch vor Beginn der Auktion auf.

Doch mit solchen niedrigen Summen gaben sich die Bieter erst gar nicht ab. Das Startgebot lag bei 15.000 Euro. Schnell ging es auf 30 000 Euro hoch. Die ersten Zuschauer verließen da bereits den Saal. Offenbar hatten sie auf einen für sie deutlich günstigeren Verlauf der Versteigerung gehofft.

Ab 43.500 Euro wurde die Versteigerung zum Bieter-Duell. Ein 50-jähriger Mann aus Wuppertal stieg aus. Er wollte das Haus als „Rendite-Objekt“ kaufen. Seine „Schmerzgrenze“ sei aber erreicht.

Das Gebäude

Das zweigeschossige Haus an der Kurzen Straße wurde laut Gutachten vermutlich vor 1900 errichtet, ein Anbau erfolgte etwas später. Es stand schon länger leer und weise „massive Mängel und Schäden“ auf. Haus- und Hoffläche betragen 74 Quadratmeter. Einen Garten gibt es nicht. An drei Seiten gibt es eine Grenzbebauung. Das Haus ist kein Denkmal, befindet sich aber im geschützten Denkmalbereich der Altstadt.

So verblieben ein Ehepaar aus Warendorf und ein 52-Jähriger aus Bergisch-Gladbach als letzte Interessenten. Als dieser 45.500 Euro bot, verstand die Rechtspflegerin zunächst 54.500 Euro und musste ob des vermeintlich teuren „Verhörers“ schmunzeln. Wenige Minuten später lag das Höchstgebot des Mannes tatsächlich bei 55.500 Euro.

„Ich lege die Karte lieber mal weg“

Den nächsten Lacher im Saal gab es, als ein junger Mann bei 57.000 Euro aus Versehen mit seinem Bieterkärtchen wedelte. Von der Rechtspflegerin darauf angesprochen, schüttelte er schnell den Kopf und stand auf: „Ich lege die Karte mal lieber weg.“

Das Ehepaar aus Warendorf zögerte bis zum letzten möglichen Moment, um noch einmal 1000 Euro draufzulegen. Bei 58.500 Euro ließen sie ihrem Konkurrenten aber schließlich den Vortritt. Was genau der Erwerber nun mit dem Haus vorhat, wisse er noch nicht. „Das ist alles völlig offen.“ Er habe schon ein ähnliches Haus in Kamen-Methler gekauft, sei Handwerker und packe bei den Renovierungen selbst mit an. Auch eine Eigennutzung könne er sich vorstellen: „Die Lage ist gut und Werl ein schönes Städtchen.“

„Weniger Gartenarbeit“

Dass das Grundstück so klein ist, habe ihn nicht abgeschreckt. „Dann hat man nicht so viel Gartenarbeit.“ Ein Abriss kommt für ihn mit Blick auf die Altstadtsatzung nicht infrage: „Das ist mir zu viel Papierkram.“

Der Mann aus Bergisch-Gladbach sei kein Neuling bei Auktionen, habe schon einige Immobilien auf diese Art erstanden. „Nervös war ich nicht.“ Aber er habe fast doppelt so viel geboten, wie eigentlich geplant. „58.500 war wirklich mein letztes Wort. 1 Euro mehr – und ich wäre raus gewesen.“ Doch das wusste die Konkurrenz ja nicht...

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