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Nach Galvanik-Brand: Schaden in zweistelliger Millionenhöhe

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Von: Dominik Maaß, Gerald Bus

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Die Galvanik-Halle ist durch die Sicherungsarbeiten nun offen.
Die Galvanik-Halle ist durch die Sicherungsarbeiten nun offen. © MÜLLER

Der finanzielle Schaden ist riesig, die Auswirkungen auf die Umwelt aber eher gering: Mehr als drei Monate nach dem Großbrand einer Galvanik im Gewerbegebiet „Am Maifeld“ liegen nun endlich die Ergebnisse des Bodengutachtens vor, das die Bezirksregierung nach dem verheerenden Brand in Auftrag gegeben hatte.

Werl – „Die vorgelegten Werte lassen darauf schließen, dass keine relevanten Stoffe aus dem Galvanik-Wirkbad ausgetreten und im Boden versickert sind“, teilte Anna Carla Springob, Sprecherin der Bezirksregierung, auf Anfrage mit.

Besonders intensiv haben sich die Gutachter eine offene Baugrube neben der Brandhalle angeschaut: „Hier wurden gleich mehrere Bereiche analysiert. Außer den üblichen Löschmitteln konnten aber keine Belastungen nachgewiesen werden.“ Ein unmittelbarer Sanierungsbedarf zeige sich – Stand jetzt – nicht, so Springob.

Ursache bleibt unklar

Unterdessen laufen die Abrissarbeiten der Brandruine weiter. Die Abrissarbeiten des verwüsteten Hallenteils der alten Kettler-Halle zeigen, wie sehr das Feuer am 6. Februar gewütet hatte. Die Ursache des verheerenden Brandes ist nicht mehr zu klären, die Untersuchungen dazu seien mittlerweile abgeschlossen, bestätigt Daniel Kettler, Geschäftsführer der Kettler Verwaltungs- und Beteiligungs-GmbH (KVB), der die Halle gehört. Schon kurz nach dem Brand war die Staatsanwaltschaft Arnsberg davon ausgegangen, dass vermutlich ein technischer Defekt an einer Maschine ursächlich war. Genau klären lässt sich das aber nicht mehr.

Inzwischen steht fest, dass bei dem Großbrand ein Schade in zweistelliger Millionenhöhe entstanden ist, so Kettler. Dabei gebe es nicht nur den Gebäudeschaden auf 3 000 Quadratmetern Fläche. Hinzu kommen Ausfälle durch die Betriebsunterbrechung für die hauptbetroffene Firma „F&D Metallveredelung“ und die Nutzungsunterbrechung für Gebhardt-Stahl, der die angrenzenden 9 000 Quadratmeter der alten Kettler-Halle angemietet hat. Allein die Ausfälle für Gebhardt-Stahl lagen im siebenstelligen Euro-Bereich.

Die Sicherungsarbeiten an der alten Kettler-Halle sind mittlerweile abgeschlossen, bald beginnt der Abriss und dann der Neuaufbau des Gewerbekomplexes.
Die Sicherungsarbeiten an der alten Kettler-Halle sind mittlerweile abgeschlossen, bald beginnt der Abriss und dann der Neuaufbau des Gewerbekomplexes. © Uta Müller

Unklar ist die Nachfolgenutzung der Brandhalle. „F&D“ habe sich noch nicht abschließend geäußert, sagt Daniel Kettler. „Aber wir haben noch einen Mietvertrag über mehrere Jahre“, sagt Kettler, man sei „im Dialog“ (siehe Infokasten).

Zukunft weiter offen

F&D-Geschäftsführer Norbert Friederici muss die Zukunft seines Galvanik-Unternehmens noch immer offen lassen. „Wir sind noch immer in der Schadensaufbereitung“, sagt der Firmenchef auf Anfrage. Es gebe noch keine eindeutige Schadenszuordnung, auch wisse er noch nicht, wie der Schaden bewertet und beglichen wird, über welche Summen das Unternehmen für den Neuaufbau letztlich überhaupt verfügen kann – und ob sich das wirtschaftlich lohnt hinsichtlich der nicht einfachen gesamtwirtschaftlichen Lage. „Das muss man bei jeder Investition schließlich auch im Blick haben.“ Zunächst holt die Firma nun Angebote für neue Anlagen ein, um eine Grundlage für die weiteren Überlegungen zu haben. „Wir müssen das ganze Paket sehen, wie wir damit umgehen können und wollen“, sagt Friederici. Bis Mitte des Jahres, hofft er, steht die Entscheidung. Ein Schaden von mehreren Millionen Euro ist allein bei F&D entstanden. „Es gab einen Totalschaden auf allen Ebenen“, sagt Friederici. Mittlerweile stehe nach der Sicherung der Brandhalle und vor allem auch des Dachs das Abrisskonzept. Der Rückbau müsse sehr vorsichtig erfolgen, damit nicht schwere hintere Dachteile einstürzen und den Boden beschädigen. Immerhin hat Friederici bei einigen Dingen Sicherheiten. Der Mietvertrag war über zehn Jahre abgeschlossen und läuft. Außerdem habe die Bezirksregierung versichert, dass die Firma mit den alten Vorgaben des Bundesimmissionsschutzgesetzes weiterarbeiten kann, es keine Neuauflagen für den Betrieb einer Galvanik geben wird. Vor allem aber ist der Lohn der acht Mitarbeiter durch die Betriebsunterbrechungsversicherung gesichert. Alle Beschäftigten halten F&D laut Firmenchef die Stange. „Sie wissen, dass alles noch offen ist.“  

Bau wird 1:1 ersetzt

Klar ist: Die Kettler Verwaltungs- und Beteiligungs-GmbH wird den Baukörper 1:1 ersetzen. Unmittelbar nach den noch laufenden Abrissarbeiten soll der Neubau beginnen. „Bis zum Jahresende wollen wir den Neubau gerne stehen haben“, sagt Daniel Kettler. Zunächst muss die KVB aber noch den Bauantrag bei der Stadt stellen. Vorbesprochen sei das alles. Gebhardt-Stahl nutzt seinen Hallenteil mittlerweile wieder in vollem Umfang.

Das Großfeuer am 6. Februar hatte bis zu 350 Einsatzkräfte der Feuerwehr der ganzen Region über etliche Stunden beschäftigt.

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