Die 34-Jährige berichtet von mehreren Telefonaten und Briefwechseln mit der Familienkasse in Meschede. Erst habe sie wohl ein falsches Formular verwendet, dann habe man Unterlagen nachgefordert, die sie schon beigebracht hatte, zum Beispiel die Kopie ihres Passes.
Außerdem habe man nicht nur von ihren Kindern, sondern auch von ihr einen Nachweis über einen Aufenthaltstitel verlangt. Doch anders als ihre Söhne ist Elena Sidorenco nicht moldawische Staatsbürgerin, sondern Rumänin und damit EU-Bürgerin. Noch im Dezember habe sie nachgeforderte Unterlagen erneut auf den Weg gebracht, sagt Sidorenco. Doch bei einem Telefonat mit der Familienkasse am 25. Januar sei nun erneut von einer Bearbeitungszeit von zwölf Wochen die Rede gewesen.
Gaby Wolff ärgert sich darüber, dass ihrer Angestellten immer wieder Steine in den Weg gelegt würden. „Ausgerechnet bei Menschen, die sich so bemühen.“ Wolff sagt, sie sei froh, dass der Kontakt zu Elena Sidorenco über eine ihrer Mitarbeiterinnen zustande gekommen ist. Zuvor habe sie lange vergeblich nach einer Verstärkung für den Salon gesucht. Und Elena passe perfekt ins Team.
So sehr sich Sidorenco in Werl wohlfühlt, finanziell ist das Leben für sie zurzeit eine Herausforderung. Für die halbe Stelle im Salon bekommt sie 1000 Euro monatlich. Hinzu kommen etwa 500 Euro Unterhalt von ihrem Mann. Da fällt das fehlende Kindergeld – inzwischen wären es 500 Euro im Monat– ziemlich ins Gewicht. Hinzu kommt. dass sie erst Wohngeld beantragen kann, wenn die Kindergeld-Sache geklärt ist.
Vor Weihnachten hat Wolff sogar eine Sammelaktion unter den Kunden durchgeführt, damit Sidorenco ihren Söhnen Damir (8) und Alex (13) wenigstens ein paar Weihnachtsgeschenke kaufen kann. Die Resonanz sei überwältigend gewesen: 600 Euro seien zusammen gekommen. „Gaby ist meine Wunderfrau. Sie hat so viel für mich und meine Kinder getan“, schwärmt Sidorenco. Doch beim Kindergeld kann auch Wolff keine Wunder vollbringen.
Marion Krohn, Sprecherin der Agentur für Arbeit in Dortmund, in deren Bereich die Familienkasse fällt, kann den Frust bei der Betroffenen verstehen. Eigentlich sei es das Ziel, Kindergeldanträge innerhalb von zehn Arbeitstagen zu bearbeiten. Bei einigen Familienkassen gebe es aber aufgrund von Faktoren wie der Kindergelderhöhung und den zahlreichen Ukraine-Flüchtlingen zurzeit ein „sehr hohes Bearbeitungsaufkommen“, das zu Verzögerungen führen kann.
Daher rührt auch die allgemeine Zwölf-Wochen-Angabe. Sie soll die Familienkassen von Anfragen zum Bearbeitungsstand entlasten. Tatsächlich sei die Bearbeitungszeit in Meschede in der Regel deutlich kürzer. „Voraussetzung dafür ist, dass alle notwendigen Angaben und Unterlagen zur Bearbeitung der Anträge vollständig vorliegen.“ Und hierbei sei es aufgrund der besonderen Familienverhältnisse und der Sprachbarriere wohl zu Missverständnissen gekommen.
Laut Familienkasse hat Sidorenco zunächst ein Formular für Nicht-EU-Bürger ausgefüllt. Dass das nicht mit der Staatsbürgerschaft auf der Ausweiskopie zusammenpasste, fiel erst später auf. Deshalb hatte die Familienkasse von Sidorenco auch einen Nachweis über ihren Aufenthaltsstatus verlangt. Inzwischen ist klar: Sidorenco muss den Antrag neu stellen, mit dem EU-Formular. Eine Umwandlung des alten Antrags sei so einfach nicht möglich, da zum Teil andere Angaben erfragt würden. Immerhin: Das Kindergeld für die vergangenen Monate wird dann rückwirkend ausgezahlt. Und die Familienkasse hat für Sidorenco noch einen weiteren Tipp. In ihrem Fall sei auch ein Antrag auf Kinderzuschlag sinnvoll. Vielleicht läuft dieses Verfahren ja dann reibungsloser.