Portugiesen feiern 50. Wallfahrts-Jubiläum in Werl

in Generationenfest feierten die in Deutschland ansässigen Portugiesen am Wochenende in Werl.
Werl – Von ihrem Wallfahrtsort Fatima in Portugal 2250 Kilometer entfernt, holt sich die portugiesische Gemeinschaft Deutschlands seit 50 Jahren ihren Fatima-Gedenktag nach Werl. Die Portugiesen-Wallfahrt lockte weit über tausend Besucher in die Stadt.
Weihbischof Hubert Berenbrinker hielt am Sonntag das Pontifikalamt in voll besetzten Basilika. Auch portugiesische Klänge fehlten nicht. Der Gottesdienst wurde mitgestaltet vom Chor Grupo Coral Nossa Senora de Fatima. Ein besonderer Höhepunkt wartete auf die Besucher mit dem Ave Maria von Tenor Matthew Obermeyer aus Wickede.
Die abschließende Prozession durch die Fußgängerzone zurück zum Kreuzwegplatz vermittelte einen Eindruck von den vielen Menschen in Werl. Hunderte schlossen sich dem feierlichen Umzug an. Und mindestens genauso viele Menschen betrachteten ihn vom Rand aus. Den Abschluss fand der Tag auf dem Kreuzwegplatz. Mit Taschentüchern winkten die Gäste der festlich geschmückten Madonna hinterher. Zusammen mit einem textlich eigens auf die Verabschiedung der Madonna abgestimmtem Lied sorgte dies für einen besonderen Gänsehautmoment.

Weiteren hohen Besuch begrüßte das Wallfahrtsteam bei seiner Premiere mit der Generalkonsulin Dr. Lìdia Margarida Bandeira Nabais aus Düsseldorf. Sie ist seit 2022 im Amt. „Ich bin in einer Franziskanerschule erzogen worden. Es ist eine Freude, zusammen mit den Portugiesen den Tag zu begehen.“
„Sprache ist ein Stück Heimat“, sagte Ursula Altehenger vom Wallfahrtsteam. Und diese Heimat gab es am Sonntag auf dem Markt und in der Basilika. Freudige Begrüßungen und generationsübergreifende Zusammentreffen prägten den Tag.

Gleich mehrfach hörte man: „Wir sind jedes Jahr hier.“ Mit dabei war auch Maria Zuzarte, die die Klänge ihrer Muttersprache genoss. „Es ist toll, alle so reden zu hören. Wir wissen das sehr zu schätzen.“ Sie reiste mit ihrer Familie aus Münster an. „Dafür machen wir das, um zu kommunizieren“, ergänzte ihr Mann Mario. Für sie ist die Pandemie noch ein Thema, denn in den vergangenen beiden Jahren konnte die Wallfahrt nicht stattfinden. Kinder könnten endlich wieder andere Eindrücke sammeln, freute sich die Familie.
Auch für die Familie von Elsa Maria Leugers war dies ein besonderer Tag: „Wir sind sehr gläubig.“ Dabei erfreute sich die Familie wie in den Ursprungszeiten der Wallfahrt am gemeinsamen Picknick mit mitgebrachten landestypischen Speisen.

Das Essen sorgte auf dem Markt auch für den ganz besonderen Charakter. Der Verein coração do Minho Hagen stellt sich seit Jahren in den Dienst der Verköstigung. Rissol de Carne (Pasteten mit Krabben), Muslito (panierte Krabbenfleischbeine) oder pasteis de bacalhau (Stockfischbällchen) ließen Portugal in Werl einziehen. Die Folkloregruppe mit vielen Mitgliedern in Werl pflegt traditionelle Lebensweisen und bereicherte mit Trachten die Prozession an diesem Tag. Zudem gehörte die Gruppe zur Eskorte der weißen Madonna. Das jüngste Mitglied ist noch nicht ein Jahr alt, das älteste ist 92.
Eine vorgezogene Moto-Maria gab es bei der Portugiesen-Wallfahrt für 25 Mitglieder der Motorradgruppe Moto Tugas Portugal. Die Biker aus Dortmund und dem Umfeld nutzten diese Gelegenheit für eine Ausfahrt. Bei ihnen seien alle Nationalitäten willkommen. Die Geselligkeit stellten sie ebenso voran wie die Gelegenheit, Vorurteile gegenüber Motorradclubs abzubauen.

Thomas Fabri aus Wickede als interessierter Besucher fasste das besondere Flair dieser Veranstaltung mit dem Zusammenspiel aus „Kultur und Spiritualität als verbindendes Element über die Ländergrenzen hinweg“ zusammen.

Antonio Horta stellte aber auch eine Verschiebung der Prioritäten der Gäste fest. Er arbeitet als Redakteur für die Portugal Post, die einmal monatlich deutschlandweit die Geschehnisse in der portugiesischen Gemeinschaft als Magazin aufgreift. Es sei nicht mehr so sehr der Glaube, habe „in der zweiten und dritten Generation der gesellige Charakter erheblich mehr Anteil“. Er fährt bereits seit 1974 nach Werl, auch schon vor seiner beruflichen Tätigkeit.