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Katastrophenschutz: Konzept bei großem Stromausfall steht

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Von: Gerald Bus

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Stromausfall im Süden von Hamm.
„Leuchttürme“ und „Meldestellen“ wurden für Werler Bürger in Not bei Stromausfällen entwickelt. © dpa

Der Begriff ist nicht zufällig gewählt: Leuchttürme dienen der Orientierung in der Nacht, wenn es dunkel wird. Und so sollen im Fall eines kompletten und dauerhaften Stromausfalls („Blackout“) in Werl die Feuerwehrgerätehäuser zu „Leuchttürmen“ für die Bürger werden, sprich Anlaufstellen. 

Werl - Aber nicht nur das: Es gibt auch weitere „Meldestellen“ in öffentlichen Gebäuden, die Bürger beim Versagen des Stromnetzes aufsuchen können, wenn sie sich in einer Notlage befinden oder andernorts Einsatzkräfte benötigt werden, sobald der Notruf ausgefallen sein sollte.

entraler Leuchtturm und Krisenzentrum zugleich ist das Feuerwehrgerätehaus in Werl an der Grafenstraße. Von hier gibt es auch Verbindung zur Kreisleitstelle und zum „Stab außergewöhnliche Ereignisse“ (SAE) der Stadt, zur Polizei, zum KBW, zu den Stadtwerken. Dort wird dann auch ein Rettungswagen stationiert.

. „Leuchttürme“ sind alle Feuerwehrgerätehauser in den Ortsteilen: Westönnen, Mawicke, Büderich, Holtum, Hilbeck, Budberg, Sönnern. Dort sollen auch die jeweiligen Ortsvorsteher eingebunden werden als Ansprechpartner für die Bevölkerung.

. „Meldestellen“ sind markante Gebäude dort, wo es keine Feuerwehrgerätehäuser gibt oder sie etwas entfernt liegen (Besetzung: Feuerwehrkräfte/ Ansprechpartner für Bevölkerung eventuell Ortsvorsteher):

1. Petri-Grundschule Werl, 2. DRK-Heim Werl,

3. Dorfgemeinschaftshaus Niederbergstraße,

4. Marienschule Büderich.

All diese Orte sind rund um die Uhr besetzt mit Einsatzkräften, die im Schichtdienst arbeiten würden; dort gibt es auch Erste Hilfe. Die Leuchttürme und Meldestellen sind aber tatsächlich nur für Notfälle gedacht – und nicht dazu, „mal eben das Handy aufzuladen“. Sie werden technisch ausgerüstet (Notstromaggregat, Notfallrucksack mit Defibrillator, nötiges Zubehör), zudem ausgestattet für die Versorgung der Einsatzkräfte vom Feldbett bis zur Verpflegung (zehn Tage) und mit Kommunikationsmitteln bestückt (mehrere Arten von Funkgeräten). Außerdem wird es deutlich sichtbare Banner vor der Tür geben, damit die Menschen die Anlaufpunkte auch finden. Kurzfristig sollen auch Faltblätter mit allen wichtigen Hinweisen gedruckt und verteilt werden. Immer im Fokus: die Informationen für die Öffentlichkeit.

Wehrleiter Karsten Korte und Fachbereichsleiterin Alexandra Kleine brachten nun im Hauptausschuss Licht ins Dunkel, was denn da vorgesehen ist an Konzepten und wie sich die Stadt vorbereitet auf ein Krisenszenario, in dem nicht nur der Strom weg ist, sondern auch Telefone womöglich nicht mehr funktionieren.

Zu dieser Vorsorge im Katastrophenfall hat das Land die Städte aufgefordert, ausgehend von einem Szenario 72 Stunden ohne Strom, sei es nun im Zuge einer Gasmangellage oder anderer Vorkommnisse. Mit „viel Aufwand“ habe man ein Konzept erstellt, um die Kommunikation mit den Bürgern auch in einem solchen Fall sicherzustellen.

Bürger soll vorsorgen

„Wir haben Vorsorge getroffen für den Katastrophenfall, der hoffentlich so nie eintreten wird“, sagte Kleine. Durch das Konzept mit einer Organisationsstruktur über die ganze Stadt stelle die Stadt sicher, dass es jederzeit ein Lagebild gibt – und die Bürger wüssten, wo sie verlässlich Hilfe bekommen. Die Stadt wolle im Krisenfall „das Bestmögliche für die Bevölkerung tun“. Grundsätzlich gelte aber, dass jeder Bürger für sich Vorsorge treffen soll, dass er für eine gewisse Zeit ohne Strom durchkommt, sei es mit Lebensmitteln, Kerzen, Medikamenten oder sonstigen Sachen des alltäglichen Bedarfs. „Für drei oder mehr Tage sollte sich jeder selbst versorgen können.“

Probelauf erfolgreich

Grundsätzlich sei die Feuerwehr ohnehin auf alle möglichen Szenarien vorbereitet, habe bislang aber noch nicht ein so fertiges Konzept gehabt wie nun, sagte Wehrleiter Karsten Korte im Ausschuss. Aber als zuletzt mal der Notruf ausgefallen sei, da habe vieles von aus der Not heraus dem schon gegriffen, was nun Krisenplan ist. Die Probe des Ernstfalls habe funktioniert: Vor gut zwei Wochen hätten die Einsatzkräfte den Blackout simuliert und den Strom abgestellt, habe unter Notstrom agiert und die Szenarien durchgespielt. „Da hat alles hundertprozentig geklappt, das war eine große Erleichterung“, sagte der Wehrleiter. Auch zwischen den ausgewählten Gebäuden habe die Kommunikation funktioniert. „Wir sind jetzt in der Lage, das ad hoc umzusetzen.“ Selbst auf einen sofortigen Komplettausfall sei die Feuerwehr vorbereitet: „In zehn Minuten ist alles besetzt.“

Korte kündigte auf eine Frage von Dominik Frieg (SPD) am Beispiel Oberbergstraße auch an, dass die Einsatzkräfte verstärkt Kontrollen fahren würden. Aber die Zahl der Meldestellen zu erhöhen, wonach Frieg gefragt hatte, mache nicht viel Sinn: „20 Meldestellen mehr nutzen ja nicht, wenn wir sie nicht personell besetzen können.“ Und einige Dinge würden sich letztlich auch erst in der Krise regeln lassen. In Bergstraße reiche eine Meldestelle, zumal es in Oberbergstraße kein passendes städtisches Gebäude gebe. „Und Werl hat neben dem zentralen Leuchtturm auch nur zwei Meldepunkte.“ Insgesamt müsse die Wehr mit einem „Riesen-Personalaufwand“ planen.

Die Feuerwehrkräfte aller Löschgruppen sind eingewiesen, was sie im Fall der Fälle zu tun haben, Schichtpläne sind entworfen – gerade auch für den Fall, dass die Alarmierung der Feuerwehr nicht funktioniert. Zudem laufen im Hintergrund Abstimmungsgespräche mit wichtigen Einrichtungen wie dem Krankenhaus, der JVA, den Seniorenheimen, der Polizei oder dem Kommunalbetrieb, sagt Kleine. „Da entsteht ein Netzwerk.“ Zunächst aber habe die Sicherung der Kommunikation mit den Bürgern im Vordergrund gestanden.

Bürgermeiste Torben Höbrink lobte den Einsatz der Wehr: „Es ist gut zu wissen, dass ihr in der Mann-Stärke da seid. Das fühlt sich gut und sicher an.“

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